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ASIEN/829: Sri Lanka - Fischer machen auch nach Bürgerkrieg Verluste (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. März 2013

Sri Lanka: Erst die Tamilen-Tiger, dann illegale indische Trawler - Fischer machen auch nach Bürgerkrieg Verluste

von Amantha Perera


Bild: © Amantha Perera/IPS

Illegale indische Trawler sind eine harte Konkurrenz für srilankische Fischer
Bild: © Amantha Perera/IPS

Jaffna, Sri Lanka, 6. März (IPS) - Arul Das kennt das Meer wie seine Westentasche. Wenn der 40-jährige Fischer aus dem Distrikt Jaffna im Norden Sri Lankas die Wolken anschaut oder auf die Windrichtung achtet, weiß er genau, was ihn da draußen erwartet.

Bis 2009 galt das Küstengewässer, in dem er seine Netze auswirft, als das gefährlichste der Region. Der Fischer musste höllisch aufpassen, um nicht in die Schusslinie zwischen srilankischer Marine und separatistischen 'Tamilen-Tiger' zu geraten. Die Rebellen, die damals für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des südasiatischen Inselstaates kämpften, schmuggelten Waffen über das Meer und griffen dort die Streitkräfte an.

Oftmals benutzten sie normale Fischerboote, was dazu führte, dass Das und seine Kollegen immer Gefahr liefen, für Rebellen gehalten zu werden. "Uns wurde vorgeschrieben, wann wir aufs Meer hinaus und wie stark unsere Motoren sein durften", erinnert sich der Fischer.

Nachdem die Tamilen-Tiger von der Regierung vernichtend geschlagen wurden, war der Krieg im Mai 2009 vorbei. Das und viele andere hofften, dass ihre Probleme damit gelöst wären. Doch auch fast vier Jahre nach dem Ende des Konflikts haben sich die Hoffnungen, ohne die Sicherheitsvorkehrungen endlich genügend Fisch zu fangen, nicht erfüllt. Als neue Gefahr tauchen indische Trawler auf, die illegal in srilankischen Gewässern auf Beutezug gehen.

Jeden Tag können die großen leistungsstarken indischen Boote entlang der Meerenge von Palk, der maritimen Grenze zwischen beiden Ländern, gesichtet werden. Die Trawler verwenden größere Netze als die srilankischen Fischer. An manchen sind Betonbalken befestigt, damit die Netze weit in die Tiefe reichen.


Hoher Sachschaden nach Konfrontationen mit Trawlern

Die Fischer auf den kleineren Booten wissen, dass jede Konfrontation mit der indischen Konkurrenz ernste Verluste mit sich bringen kann. "Jedes Mal, wenn ich einem indischen Trawler in die Quere kam, zog ich den Kürzeren. Die Schäden an meinem Boot haben mich mehr als 1.000 US-Dollar gekostet", sagt Das. Mittlerweile meidet er die Zonen, in denen die größeren Boote operieren. Leider handelt es sich dabei um die reichsten Fischgründe.

Maarten Bavinck, der Direktor des in Amsterdam ansässigen 'Centre for Maritime Research', untersucht die Auswirkungen der Präsenz der indischen Trawler in den srilankischen Gewässern. Mehr als die Hälfte der schätzungsweise 5.000 Trawler, die in südindischen Häfen wie Rameshwaran und Nagampathan vor Anker liegen, fischen in den Küstengewässern von Sri Lanka.

Bavincks Forschungen zeigen, dass die indische Konkurrenz den srilankischen Fischern schwer zu schaffen macht. Untersuchungen in zwei Ortschaften im Norden der Insel haben ergeben, dass die Fischer normalerweise 200 Tage im Jahr aufs Meer fahren würden. Inzwischen sind sie aber nur noch an 60 bis 80 Tagen dazu in der Lage. "Das liegt vor allem an den Trawlern", sagt er. Die finanziellen Folgen sind dramatisch. Nach offiziellen Zahlen leben zwischen 20.000 und 28.000 Familien in Jaffna vom Fischfang. Insgesamt geht es dabei um mehr als 100.000 Menschen.

Nach Schätzungen von Bavinck sind die Einkommen der Fischer um etwa 20 Prozent gesunken. In manchen Fällen machen die Verluste bis zu 300 Dollar jährlich aus. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Fischers liegt bei umgerechnet 53 bis 60 Dollar. Da ein Fischer seine Familie nicht mit den Einnahmen von 60 Tagen ernähren kann, braucht er zusätzliche Einkommensquellen. Manche arbeiten nebenbei als Maurer.

Die Fischerei trägt nur noch etwa drei Prozent zum Bruttosozialprodukt des Distrikts bei. Während des Waffenstillstands vor zehn Jahren lag der Anteil dagegen um zwei Drittel höher.


Patrouillen können illegalen Fischfang nicht bremsen

Der illegale Fischfang nimmt unterdessen weiter zu, trotz der Patrouillen der srilankischen und indischen Marine entlang der Meeresgrenze, die auf einer Länge von 463 Kilometern zwischen der Nordküste der Insel und dem indischen Festland verläuft. Indische Boote wurden bereits in Gebieten gesichtet, die mehr als 300 Kilometer von der nächsten indischen Küste entfernt sind.

Laut Nimal Hettiarchchi, dem Generaldirektor der srilankischen Fischereibehörde, ist das Problem des illegalen Fischfangs beiden Staaten bekannt. "Ich glaube nicht, dass strengere Strafen die richtige Antwort sind. Wir müssen eine gangbare Lösung finden, die den Fischern in beiden Ländern zugutekommt." Darüber wird seit 2011 auf Ministerebene in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe beraten. (Ende/IPS/ck/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/03/after-the-tigers-fishers-face-poachers/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2013