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ASIEN/944: Flüchtlingsexodus im Golf von Bengalen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Juni 2015

Asien: Flüchtlingsexodus im Golf von Bengalen

von Kanya D'Almeida


NEW YORK (IPS) - Eine Zeitlang blieben die Boote mit Migranten auf den Meeren Süd- und Südostasiens unbemerkt. Doch seit 2012 sind die Flüchtlingsbewegungen in der Region nicht mehr zu übersehen. Die Vereinten Nationen wollen nun Spendengelder in Höhe von 13 Millionen US-Dollar für die Versorgung von Menschen aus Myanmar und Bangladesch zusammenbringen, die in Richtung Thailand, Malaysia und Indonesien unterwegs sind.

Die Not dieser Menschen sorgte Mitte Mai weltweit für Schlagzeilen, als Journalisten, die von einer kleinen Insel im Südwesten Thailands aus auf das Andamanische Meer hinausfuhren, ein marodes Fischerboot mit Hunderten Männern, Frauen und Kindern an Bord erblickten. Die meisten Flüchtlinge waren Muslime vom Volk der Rohingya, die vor der Verfolgung in Myanmar und den schwierigen Lebensbedingungen in Bangladesch geflohen waren.

Nachdem die Behörden Thailands und Malaysias die Menschen nicht an Land gelassen hatten, wurden die halb verhungerten Passagiere von der Besatzung im Stich gelassen. Der konkrete Fall hat der regionalen Migrationskrise mit bis zu 6.000 Betroffenen, die sich auf Irrfahrt durch den Ozean befinden, ein Gesicht gegeben.

"Kurz vor Beginn des Monsunregens befinden sich vermutlich noch Tausende Menschen auf hoher See", sagte Melissa Fleming, Sprecherin des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) in Genf. Schätzungsweise 4.800 Personen konnten inzwischen an Land gebracht werden. Sie benötigen Nahrungsmittel und medizinische Hilfe. Viele von ihnen sind stark abgemagert und aufgrund von körperlichen und seelischen Misshandlungen durch die Schmuggler traumatisiert.


Zehn-Punkte-Plan soll Krise lösen

Ende Mai hatten sich in der thailändischen Hauptstadt Bangkok Vertreter der regionalen Staaten beraten, die von der Flüchtlingskrise betroffen sind. Sie diskutierten über einen Zehn-Punkte-Plan, der vom UNHCR, vom UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vorgestellt worden war. Mit Hilfe dieses Plans soll eine langfristige Lösung des Problems erreicht werden.

Nach offiziellen Angaben haben sich binnen 15 Monaten etwa 88.000 Menschen vom Golf von Bengalen aus auf den Weg gemacht: 63.000 zwischen Januar und Dezember 2014 und weitere 25.000 in den ersten drei Monaten dieses Jahres.

Die Überfahrten sind nicht nur illegal, sondern auch lebensgefährlich. Vermutlich sind bereits mehr als 1.000 Bootsflüchtlinge auf hoher See ums Leben gekommen. Gerettete berichteten von Menschen, die während der Überfahrt verhungert oder an Krankheiten gestorben sind. Deren Leichen wurden über Bord geworfen.

In dem Zehn-Punkte-Plan heißt es, dass die Migranten Gefahr liefen, an Bord zu verhungern, misshandelt oder sexuell missbraucht zu werden. Auch das Unvermögen, den von den Schmugglern geforderten Betrag für die Überfahrt aufzubringen, kann tödlich enden.

"Die genaue Zahl der Todesopfer ist nicht bekannt. Nachdem aber kürzlich Massengräber in Schmugglerlagern entdeckt wurden, ist davon auszugehen, dass mehr als die bisher geschätzten 1,2 Prozent der Bootsflüchtlinge an Krankheiten oder Misshandlungen sterben", heißt es in dem Bericht.

Ein Teil der Spendengelder wird auch dazu verwendet, um den an Land kommenden Flüchtlingen Beratungsdienste anzubieten. UNHCR hat diese Aufgabe bereits in Indonesien, Thailand und Malaysia in Angriff genommen.

Das Zehn-Punkte-Programm zielt zudem darauf ab, Migranten über legale Alternativen zu den gefährlichen Bootsfahrten zu informieren. Diejenigen, die den Schutz der Staatengemeinschaft nicht benötigen, werden sicher in die Heimat zurückgebracht. Zudem sollen im Rahmen regionaler Übereinkünfte Such- und Rettungsaktionen auf den Meeren Süd- und Südostasiens ausgeweitet werden. (Ende/IPS/ck/09.06.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/exodus-in-the-bay-of-bengal/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2015

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