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LATEINAMERIKA/1149: Mexiko - Maissubventionen begünstigen Großproduzenten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. September 2010

Mexiko: Maissubventionen begünstigen die Großproduzenten - Kleinbauern benachteiligt

Von Emilio Godoy


Mexiko-Stadt, 22. September (IPS) - In Mexiko haben die seit 1994 staatlich gezahlten Subventionen für die Maisproduktion den mittelständischen und großen Betrieben genutzt. die Lage der Kleinbauern hat sich gleichzeitig verschlechtert, fand eine neue Studie heraus.

"Wir wissen nicht mit absoluter Sicherheit, ob die Maisbeihilfen letztlich der eigentlichen Zielgruppe zugegangen sind und für die Zwecke verwendet wurden, für die sie gedacht waren", sagte Mauricio Merino vom mexikanischen Zentrum für Forschung und Wirtschaftslehre (CIDE).

Der 193-seitige Report 'Subventionen für die Ungleichheit - Die staatliche Maispolitik seit dem Freihandel' war von CIDE zusammen mit dem US-amerikanischen 'Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington' und der 'University of California' in Santa Cruz erstellt worden. Er stützt sich auf drei mexikanische Regierungsprogramme zur Förderung der Landwirtschaft, die von 1994, dem Inkrafttreten des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) bis 2009 initiiert wurden.


Milliardenschwere Subventionen

In diesem Zeitraum ließ die Regierung Mexikos Maisanbauern mehr als 20 Milliarden Dollar an direkten Hilfen zukommen. Nutznießer waren vor allem die Betriebe in den nördlichen Bundesstaaten, die an die USA grenzen. Mais ist für die Menschen in Lateinamerika nicht nur ein wichtiges Grundnahrungsmittel, sondern auch eine symbolische Pflanze, die die Verbindung mit den prähispanischen Kulturen zum Ausdruck bringt.

John Scott von der University of California weist darauf hin, dass einige der Subventionen die Ungleichheit im Lande weiter verschärft haben, indem sie die positiven Effekte einiger Sozialprogramme zunichte machten.


Import von gelbem Mais

Die Zahl der Maisproduzenten in Mexiko wird auf etwa 3,2 Millionen geschätzt. Mehr als zwei Millionen sind Subsistenzbauern, die Land für den Eigenbedarf bewirtschaften. Dem mexikanischen Maisanbauerverband zufolge wurden 2009 im ganzen Land 24 Millionen Tonnen Mais eingefahren, für 2010 wird mit etwa 26 Millionen Tonnen gerechnet. Während der weiße Mais vor allem für den Konsum in Mexiko angebaut wird, geht der gelbe Mais als Futtermittel in den Export. Für das laufende Jahr wird das Importvolumen mit rund neun Millionen Tonnen veranschlagt.

Im Rahmen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) zwischen den USA, Kanada und Mexiko schuf man südlich des Rio Grande verschiedene Finanzmechanismen, um jenen Maisproduzenten einen Ausgleich zu bieten, die infolge der Liberalisierung der Märkte unter Druck gerieten. Ein solcher Mechanismus ist das bis 2012 verlängerte Programm 'Procampo', das über ein Budget von etwa 1,25 Milliarden Dollar verfügt.

Wie die Studie moniert, kommt es nicht etwa der eigentlichen Zielgruppe zugute, sondern begünstigt die vermögenden Maisproduzenten. Diese strukturelle Ungleichgewichtigkeit sei in fast allen Agrarsubventionsprogrammen der mexikanischen Regierung anzutreffen, sogar noch stärker als im Falle des Mais.


Preisgarantien abgeschafft

Je stärker die Liberalisierung des Handels voranschritt - vor allem nach der sogenannten Uruguay-Runde von 1986 bis 1994, die in die Gründung der Welthandelsorganisation WTO mündete -, desto mehr Hilfen für den Agrarsektor schaffte Mexiko ab. Ein wichtiges Beispiel sind die Preisgarantien, die den Agrarproduzenten bis dahin einen Mindestpreis gesichert hatten.

Gustavo Gordillo, von 1988 bis 1994 stellvertretender Landwirtschaftsminister Mexikos, der an den NAFTA-Verhandlungen beteiligt war, bringt den grundlegenden Wandel auf den Punkt: "Vor der Marktöffnung konzentrierten sich die Subventionen in den Anbaugebieten mit der höchsten Produktivität."

Die Studie kritisiert die mangelnde Transparenz der Subventionsprogramme: Es sei nicht klar erkenntlich, wer welchen Betrag erhalte. Die Ausstellung von Rechnungen werde nicht geregelt. Während der mexikanische Staat seine Agrarausgaben seit 2001 deutlich erhöht hat, ist die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten stark zurückgegangen. Hatte die Zahl der Arbeitsplätze 1991 noch 10,7 Millionen betragen, so waren es 2007 nur noch 8,6 Millionen. (Ende/IPS/bs/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2010