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LATEINAMERIKA/1409: Uruguay - Parlament erlaubt Homo-Ehe, Land folgt Argentinien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. April 2013

Uruguay: Parlament erlaubt Homo-Ehe - Land folgt Argentinien

von Raúl Pierri



Montevideo, 12. April (IPS) - In Uruguay hat das Parlament der Homo-Ehe zugestimmt. Damit folgt das südamerikanische Land dem regionalen Vorreiter Argentinien. Aktivisten erhoffen sich von dem neuen Gesetz mehr Toleranz im Umgang mit sexuellen Minderheiten.

Das neue Gesetz, das am 10. April mit den Stimmen von 71 der 92 anwesenden Abgeordneten angenommen wurde, sei "ein Meilenstein, der die Sichtweise unserer Gesellschaft verändern wird", meinte Michelle Suárez, Rechtsanwältin von 'Ovejas Negras' (Schwarze Schafe), einer Vereinigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT). Noch herrsche in Uruguay eine fundamentalistische Sichtweise vor. "Dabei ist die Gesellschaft total heterogen und sollte als solche geschätzt werden", betonte Suárez, die die Gesetzesvorlage entworfen hat.

Das von der regierenden Koalition der Breiten Front eingebrachte Gesetz gestattet es schwulen oder lesbischen Paaren künftig auch, Kinder zu adoptieren oder über den Weg der künstlichen Befruchtung zu bekommen. Erforderlich ist lediglich ein rechtsgültiger Elternvertrag, in dem sich die Partner zu ihren Rechten und Pflichten bekennen.

Die Reihenfolge der Nachnamen der Kinder wird von den Partnern festgelegt. Im spanischen Sprachraum ist es üblich, dass beide Nachnamen der Eltern im Namen des Kindes enthalten sind, wobei der des Vaters an erster Stelle steht. Sollten die Partner sich nicht einigen können, entscheidet das Los.


Heiratsalter für beide Geschlechter heraufgesetzt

Auch hat das uruguayische Parlament das Mindestalter für Eheschließungen hochgesetzt. Konnten Mädchen früher bereits mit zwölf und Jungen mit 14 heiraten, so müssen sie künftig beide 16 sein. Jedoch ist bis zu ihrem 18. Lebensjahr die Einwilligung der Eltern zur Eheschließung notwendig.

Uruguay ist somit das zwölfte Land der Welt, das die Homo-Ehe offiziell zulässt. 2007 war in dem kleinen Staat, der zwischen Argentinien und Brasilien liegt, bereits ein Gesetz zur Anerkennung von Lebenspartnerschaften verabschiedet worden. Damit erhielten fest zusammenlebende Paare, die nicht verheiratet waren, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlicher Identität rechtliche Anerkennung.

Sich als Lebenspartner registrieren zu lassen, war bisher aber eine umständliche und kostspielige Angelegenheit. Paare mussten nachweisen, dass sie in den vorangegangenen fünf Jahren ohne Unterbrechung monogam zusammengelebt hatten. Seit 2009 dürfen Lebenspartner auch Kinder adoptieren. Im gleichen Jahr trat außerdem ein Gesetz in Kraft, das Transsexuellen eine Namensänderung in amtlichen Dokumenten erlaubte.

LBGT-Vertreter sind aber noch nicht zufrieden. "Eines unserer wichtigsten Ziele bleibt die Nachbesserung von Gesetzen und Bestimmungen, die sich auf Diskriminierung beziehen", erklärte Suárez. Auch die Regelungen zur Hilfe für Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden, müssten dringend verbessert werden.


Katholische Kirche erbitterter Gegner des Gesetzes

Vor dem Votum der Abgeordnetenkammer hatte bereits der uruguayische Senat das neue Gesetz mit 23 gegen acht Stimmen gebilligt. Widerstand kam vor allem aus den Reihen von Vertretern der konservativen Nationalen Partei. Zu den größten Kritikern gehörte auch die katholische Kirche. Die öffentliche Meinung ist in der Frage gespalten, wie mehrere Umfragen belegen.

Senator Carlos Baráibar, der als einziges Mitglied der Breiten Front nicht für das Gesetz stimmte, verließ seinen Platz vor dem Votum, um sich nicht offen gegen seine Partei zu stellen. "Ich bin mit der sogenannten Gleichstellung der Homo-Ehe nicht einverstanden", sagte er. Wohl aber sei er für die Anerkennung der Rechte gleichgeschlechtlicher Paare.

Die Homo-Ehe ist außer in Uruguay und Argentinien auch in Belgien, Dänemark, Island, Kanada, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Schweden, Südafrika und Spanien zulässig. Außerdem ist sie in einigen Bundesstaaten der USA, in der mexikanischen Hauptstadt, im südostmexikanischen Bundesstaat Quintana Roo und einigen Staaten Brasiliens rechtens. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.ovejasnegras.org/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102667
http://www.ipsnews.net/2013/04/uruguay-second-country-in-latin-america-to-adopt-gay-marriage/

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IPS-Tagesdienst vom 12. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2013