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BERUF/1205: Bertelsmann Stiftung fordert grundlegende Reformen am Ausbildungsmarkt (idw)


Bertelsmann Stiftung - 02.04.2009

Bertelsmann Stiftung fordert grundlegende Reformen am Ausbildungsmarkt


Angesichts der zu erwartenden Krise am deutschen Ausbildungsmarkt fordert die Bertelsmann Stiftung grundlegende Reformen. Der gestern vorgelegte Berufsbildungsbericht der Bundesregierung für das Jahr 2009 dokumentiere keine Trendwende, sagte Vorstandsmitglied Dr. Jörg Dräger. Im Gegenteil: Dramatisch sei die Bugwelle an Altbewerbern, die im Jahr 2008 rund die Hälfte aller registrierten Bewerber ausmachte.

Mehrere hunderttausend Jugendliche müssten derzeit nach Verlassen der Schule in die Warteschleife. Weil sich für sie kein regulärer Ausbildungsplatz finde, landeten sie im so genannten Übergangssystem, sagte Dräger. Der Flickenteppich von Einzelmaßnahmen wie berufsvorbereitende Kurse oder Praktika schaffe aber nur selten Übergänge zwischen Schule und Arbeitswelt. Daher seien strukturelle Reformen unausweichlich. Der unüberschaubare Maßnahmendschungel müsse endlich beseitigt werden.

Ausbildungsreife Jugendliche ohne Lehrstelle sollten künftig nicht mehr in einer Übergangsmaßnahme geparkt werden, forderte Dräger. Vielmehr sollten sie das vermittelt bekommen, was sie zur Ausübung eines anerkannten Ausbildungsberufes brauchten. Diese Form der Ausbildung sollte unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten im Wesentlichen durch Betriebe, berufliche Schulen und Bildungsträger erfolgen. Nicht ausbildungsreife Jugendliche müssten gezielt gefördert werden, um Ausbildungsreife zu erlangen. Anschließend müsse dann auch ihnen eine abschlussorientierte Berufsausbildung garantiert werden.

Nach Berechnungen der Bertelsmann Stiftung lassen sich durch einen derartigen Reformansatz allein bis zum Jahr 2015 mindestens 50 Milliarden Euro an Einspar- und Wertschöpfungspotenzialen heben. "Dieser immense gesamtgesellschaftliche Schaden und das Schicksal der betroffenen jungen Menschen sollten doch Mut machen, auch die grundlegenden Strukturen des Berufsbildungssystems zu überdenken", sagte Dräger. Wenn der realwirtschaftliche Bedarf an Auszubildenden sinke, müsse es zum Ausgleich auch verstärkt schulische oder überbetriebliche Ausbildungen neben der klassisch-betrieblichen geben.

Das gehe nur, wenn diese unterschiedlichen Formen aufeinander abgestimmt würden, so Dräger. Eine modulare Ausbildung - jeder Baustein standardisiert - sei ein möglicher Weg. Das Ausbildungsniveau dürfe dabei keinesfalls sinken. Im Gegenteil: Die berufliche Bildung brauche mehr Durchlässigkeit in Richtung Hochschule. Sonst werde sie bald als System der Leistungsschwachen gebrandmarkt werden.


Über die Bertelsmann Stiftung:

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich für das Gemeinwohl ein. Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung und fördert das friedliche Miteinander der Kulturen. Durch ihr gesellschaftliches Engagement will sie alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich ebenfalls für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet operativ und ist unabhängig vom Unternehmen sowie parteipolitisch neutral.

Weitere Informationen unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bertelsmann Stiftung, Ute Friedrich, 02.04.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2009