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HOCHSCHULE/1633: Professoren mit Arbeitsbedingungen zufrieden, aber weniger Zeit für die Lehre (idw)


Universität Kassel - 18.04.2011

Professoren: zufrieden mit den Arbeitsbedingungen, aber weniger Zeit für die Lehre


Kassel. Lehrende und Forschende an deutschen Hochschulen sind mit den Arbeitsbedingungen an den Hochschulen etwas zufriedener als noch in den 90er Jahren. Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Dr. Ulrich Teichler und Anna Katharina Jakob vom Internationalen Zentrum für Hochschulforschung (INCHER) der Universität Kassel in einer breit angelegten internationalen Studie zum Wandel des Hochschullehrerberufs. Das INCHER untersuchte die Arbeitsbedingungen von Hochschullehrern in 18 Ländern.

Dabei finden die Professoren weniger Zeit für die Lehre als in den 90er Jahren. Teichler und Jakob zufolge haben Professoren an deutschen Universitäten im Jahr 2007 insgesamt 26 Prozent ihrer Arbeitszeit für Lehre, 38 Prozent für Forschung und 36 Prozent für andere Aufgaben aufgewandt. Gegenüber einer Vergleichsstudie von 1992 sind die Aufwendungen für die Lehre damit um gut ein Fünftel zurückgegangen. Mit dem zeitlichen Aufwand für die Lehre liegen die deutschen Professoren immer noch im internationalen Mittelfeld. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Professorinnen: Weibliche Wissenschaftler besetzten 2007 insgesamt 18 Prozent aller Professuren an deutschen Hochschulen und verdreifachten ihren Anteil damit im Vergleich zu 1992. Dennoch liegt Deutschland damit im Reigen der 18 untersuchten Länder immer noch auf dem vorletzten Platz vor Japan. International gehören die deutschen Professoren zu denen, die besonders viel publizieren. Schlechter schneiden die deutschen Wissenschaftler allerdings beim Einsatz innovativer Lehrmethoden ab. Projektarbeiten, Fernstudien oder E-Learning sind ihnen im Gegensatz zu ihren ausländischen Kollegen weniger vertraut.

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegebene Studie "Der Wandel des Hochschullehrerberufs im internationalen Vergleich" beruht auf Erhebungen, die in den Jahren 2007/2008 in einem gemeinsamen internationalen Projekt von Hochschulforschern in 18 Ländern in allen Erdteilen vorgenommen wurden. Ziel war es, den Wandel der Berufssituation von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern an Universitäten und Fachhochschulen zu erfassen. Steigende Studierendenzahlen, neue Managementanforderungen an den einzelnen Wissenschaftler und ein verschärfter internationaler Wettbewerb ließen eine veränderte Einstellung der Hochschullehrer zum eigenen Beruf erwarten.

Seit Anfang der 90er Jahre hat sich die Situation der Hochschulen in Deutschland drastisch geändert. Sie sind heute deutlich autonomer, erhalten weniger staatliche Vorgaben, müssen sich aber im Gegenzug häufigen Evaluationen und gestiegenen Erwartungen an die Qualität der Forschung stellen. Zudem stieg der Einfluss des Hochschulmanagements. Dennoch halten die deutschen Befragten den Einfluss der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf wichtige Entscheidungen in der Hochschule für recht groß. Und trotz belastender Faktoren ist die Arbeitszufriedenheit der deutschen Befragten insgesamt gestiegen. Sie haben ihren Aufwand für die Forschung nicht beschneiden müssen, liegen mit der Zahl ihrer Publikationen international im Spitzenfeld und zeigen sich insgesamt beruflich zufrieden. "Der Preis für diese Veränderungen", meinen allerdings Teichler und Jakob, "liegt darin, dass die Professoren an deutschen Universitäten jetzt besonders viel Zeit für Aufgaben außerhalb von Forschung und Lehre verwenden und dass dies zu Lasten des zeitlichen Aufwands für die Lehre geht."

Die Studie von Anna Katharina Jacob und Ulrich Teichler: Der Wandel des Hochschullehrerberufs im internationalen Vergleich. Ergebnisse einer Befragung in den Jahren 2007/08 (Berlin und Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung 2011) ist abrufbar unter www.incher.uni-kassel.de.
Die Pressemitteilung des Ministeriums vom 18.4.2011 unter http://www.bmbf.de/press/3081.php

jb

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution45


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Kassel, Christine Mandel, 18.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2011