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UNIVERSITÄT/2316: Hohenheim - Unirat beschließt Sparmaßnahmen (idw)


Universität Hohenheim - 19.03.2009

Haushaltsdebatte an der Universität Hohenheim:
Universitätsrat beschließt Sparmaßnahmen für Forschung, Lehre und Verwaltung

Studiengebühren könnten Ausbildungsniveau dennoch zu halten / Rektorat und studentische Vertretung demonstrieren neue Dialogbereitschaft


Um einen ausgeglichenen Haushalt für die Universität Hohenheim zu garantieren, beschloss der Universitätsrat der Universität Hohenheim gestern einstimmig Sparmaßnahmen in Höhe von 3,2 Millionen Euro. Um die Handlungsfähigkeit der Universität zu erhalten, gilt der Beschluss bereits als haushaltswirksam, steht aber unter dem Vorbehalt, dass die Kalkulationsgrundlage vor der nächsten Ratssitzung noch einmal im Detail von einem Ausschuss des Universitätsrates geprüft wird. Als Gründe für die angespannte Finanzsituation nannte das Rektorat die seit Jahren gestiegenen Kosten für Berufungen, Ersatzinvestitionen und Energie sowie die Abgaben in den neuen Landesinnovationspool. Hinzu kämen neue Aufgaben, aus deren Finanzierung sich das Land zurückgezogen habe. Den gestiegenen Ausgaben stünde eine Basisfinanzierung gegenüber, die das Land Baden-Württemberg seit über zehn Jahren auf dem Niveau von 1997 eingefroren habe - was aufgrund der Inflation einer realen Minderung von rund 9 Millionen Euro gleichkommt.

Unter dem Prüfungsvorbehalt durch seinen Ausschuss beschloss der Universitätsrat folgende Lastenverteilung, um ein andernfalls drohendes Defizit von 3,2 Millionen Euro abzuwenden:

Minderung der Zuweisungen an die Einrichtungen für Aufgaben in der Lehre von 1,2 Millionen Euro. Um große Leistungseinbrüche abzumindern, sollen in diesem Bereich Studiengebühren eingesetzt werden.

Minderung der Zuweisungen an die Einrichtungen (Institute, Fakultäten, Versuchsstationen und Landesanstalten) für Aufgaben in Forschung und Lehre in Höhe von 1,5 Millionen Euro.

Minderung der Ausgaben im Zentralbereich der Universität in Höhe von 0,5 Millionen Euro.

Gebühren-Zuschuss soll Ausbildungsniveau sichern

Mit diesem Beschluss stellte sich der Universitätsrat auch einstimmig hinter den Vorschlag des Rektors, die reduzierten Zuweisungen für die Lehre mit 1,2 Millionen aus Studiengebühren wieder hochzufahren. Einen entsprechenden Antrag hatte das Rektorat bereits an die Studiengebührenkommission gerichtet, die die Vorschläge zur Verwendung von Studiengebühren ausarbeitet. Der Antrag enthält unter anderem Positionen für zusätzliches Personal, Hörsaalausstattung, das Rechenzentrum und die Universitätsbibliothek und soll in einer der kommenden Sitzungen detailliert besprochen werden.

Gleichzeitig betonte das Gremium in seinem Beschluss, dass es sich um eine "punktförmige Zustimmung" handle, ohne dass dadurch die prinzipielle Grundsatzhaltung des Universitätsrates, dass Studiengebühren als zusätzliche Mittel zur Verbesserung von Studium und Lehre eingesetzt werden sollen, zurückgenommen würde. Ein entsprechendes Bekenntnis hatte der Universitätsrat bereits im Vorjahr am 10. Juni 2008 diskutiert. Dabei handelt es sich um eine wesentlich strengere Richtungsangabe als die gesetzliche Vorgabe, die lediglich vorschreibt, dass Studiengebühren für Studium und Lehre verwendet werden müssen.

Nach eingangs aufgeladener Diskussion demonstrierten studentische Vertretung und Rektorat ein neue Dialogbereitschaft im Interesse der Universität. Erneut bekräftigten der Studierendenvertreter und der Rektor ihr Gentlemen-Agreement, wonach beide Seiten jeweils 10 Prozent der Studiengebühren nach eigenen Vorstellungen - soweit gesetzeskonform - einsetzen und die restlichen 80 Prozent im gegenseitigen Einvernehmen verwenden. Auch das ist eine Regelung, die weit über die Gesetzesvorgabe hinausgeht, wonach über Studiengebühren im Benehmen mit den Studierenden entschieden werden soll.

Haushaltsentwicklung: Mehreinnahmen geringer als zusätzliche Ausgaben Zur angespannten Finanzsituation sollen laut Ausführungen des Rektorats eine Reihe von Entwicklungen, beigetragen haben, die sich zum Teil über Jahre aufsummierten, zum Teil speziell im vergangenen Jahr ihren vorläufigen Höhepunkt fanden. Davon unberührt friert das Land Baden-Württemberg die Grundfinanzierung seiner Hochschulen mit dem Solidarpakt II weiterhin auf dem Niveau von 1997 fest. Konkret könne die Universität Hohenheim im laufenden Jahr deshalb mit einer Grundfinanzierung von 89,6 Millionen Euro rechnen.

Hinzu kämen Finanzzuwächse in folgenden Bereichen:

Plus 0,67 Millionen Euro aus der Programmpauschale der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die erstmals Infrastrukturkosten für Forschungsprojekte kofinanziert.

Plus 5,4 Millionen Euro aus Studiengebühren, die zweckgebunden nur Aufgaben in Studium und Lehre finanzieren. Im laufenden Jahr wird dieser Anteil jedoch geringer ausfallen, da die neue Geschwisterregelung eine Minderung von 1,6 Millionen Euro erwarten lässt.

Plus weitere Einnahmen aus Drittmitteln, Finanzmitteln für Sonderaufgaben sowie Mittel des Sonderprogramms Hochschule 2012, deren Verwendung jedoch genau vorgeschrieben ist.

Dem stehen Mehrausgaben in folgenden Bereichen gegenüber:

2,55 Millionen Euro gestiegene Mittelausstattung der Einrichtungen, vor allem für Ersatzinvestitionen, große Reparaturen und Steigerung der Berufungszusagen.

1,06 Millionen Euro für Energiekostensteigerung, für die das Land im laufenden Haushaltsjahr keinen Lastenzuschuss in Aussicht stellte.

0,26 Millionen Euro Beitrag für den Aufbau eines Landes-Innovationspools.

Weitere Kosten für Leistungen wie das Hochschuldidaktikzentrum oder das Tutorenprogramm, aus deren Finanzierung sich das Land zurückzog. Außerdem die Kosten für die Umstellung auf das Bachelor-/Master-System, für die die Hochschulrektorenkonferenz einen Mehraufwand von 15 Prozent der bisherigen Aufwendungen errechnete.

Hoffnungen auf finanzielle Verbesserung

Mit ihrem aktuellen Sparkurs kommt die Universität Hohenheim vor allem auch der gesetzlichen Vorgabe nach, die die Hochschulen des Landes gesetzlich zum ausgeglichenen, schuldenfreien Haushalt verpflichtet: "Ob sich die Situation im Laufe des Jahres weniger drastisch darstellt, als heute prognostiziert, ist ungewiss, aber nicht ausgeschlossen", gab sich Rektor Prof. Dr. Liebig nicht völlig ohne Optimismus.

Mögliche Finanzquellen wären geringere Ausgaben dank langsamer abgerufener Berufungszusagen, ein möglicher Energiekostenzuschuss des Landes, Einnahmen aus dem Konjunkturprogramm für Großgeräte und mögliche Einsparungen durch Umstrukturierungen.

Sollten im Laufe des Jahres zusätzliche Finanzmittel verfügbar sein, fließen 75 Prozent davon an die Einrichtungen und 25 Prozent an die Zentrale. In diesem Fall wolle die Hochschulleitung die Mittel intern über Zielvereinbarungen mit den Fakultäten weiterverteilen. Ziel dabei sei eine belastungs- und leistungsorientierte Mittelvergabe.

Text: Klebs

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution234


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Hohenheim, Florian Klebs, 18.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2009