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UNIVERSITÄT/2510: Internationale Spitzenforschung trotz begrenzter Mittel (highlights - Uni Bremen)


"highlights" - Heft 22 / Mai 2010
Informationsmagazin der Universität Bremen

Die große Aufgabe: Internationale Spitzenforschung trotz begrenzter Mittel


Immer weniger Geld für Forschung und Lehre in der Kasse, gleichzeitig eine zunehmende Konkurrenz um die besten Wissenschaftler und Studierenden - vor dieser Herausforderung stehen heute alle Universitäten. Wie stellt sich eine Hochschule vor diesem Hintergrund auf? Welche Strategie ist notwendig, um in der Liga der deutschen Lehr- und Forschungseinrichtungen ganz oben mitzuspielen? Wie setzt man in der Hochschullandschaft nachhaltige Akzente und ist dabei schlagkräftig und flexibel? Die Antwort der Universität Bremen ist, sich künftig auf sechs deutlich wahrnehmbare Wissenschaftsschwerpunkte zu konzentrieren - sechs Bereiche, die die Kernthemen der universitären Forschung abbilden und national und international bereits hohe Anerkennung erlangt haben.


Die Entwicklung der Universität Bremen kann sich sehen lassen. Aus der einstmals heftig umstrittenen Reformuniversität der 1970er-Jahre ist ein Wissenschaftszentrum im Nordwesten geworden, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus geachtet wird. Nicht zufällig gehörte die Bremer Uni in der ersten Runde der Exzellenzinitiative zu den zehn Hochschulen, die einen Antrag für die Förderlinie "Zukunftskonzept" stellen durften. "Eliteuniversität" wurden die Bremer dann zwar nicht - aber zwei Graduiertenschulen und ein Cluster sind ein bemerkenswertes Ergebnis aus der Exzellenzinitiative. Dazu kommt die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für sieben Sonderforschungs- bzw. Transregiobereiche sowie zahlreiche weitere drittmittelfinanzierte Projekte und Doktorandenkollegs. All das macht deutlich: Die Universität Bremen arbeitet sehr erfolgreich.


Harter Kampf um die Ressourcen

"Darüber können wir uns freuen, aber der Kampf um die Ressourcen - Geld, Personal, Ausstattung - ist härter geworden", so Professor Wilfried Müller, Rektor der Universität. "Wenn wir weiter oben mitspielen wollen, müssen wir uns fokussieren - auf Bereiche, mit denen wir auch künftig eine führende Rolle in der Wissenschaftslandschaft einnehmen können. Wir müssen also unsere Forschungs-'Leuchttürme' noch deutlicher zum Strahlen bringen." Und das nicht nur, um die Anerkennung zu sichern: "Eine starke Forschung ist immer auch die Voraussetzung für eine starke Lehre, und die ist uns ebenso wichtig."

Früher als viele andere Hochschulen hatte die Bremer Universität vor mehr als 20 Jahren bereits Wissenschaftsschwerpunkte (WSP) eingerichtet. Zuletzt waren es zehn. "Für eine Universität unserer Größe sind das zu viele", so Müller. "Der Akademische Senat - das 'Uni-Parlament' als höchstes Entscheidungsgremium - hat deshalb 2008 seine Forschungskommission beauftragt, die WSP neu zu ordnen." Wissenschaftsschwerpunkt zu sein, hat Vorteile - unter anderem den einer guten finanziellen Ausstattung. Denn im Rahmen einer mit der Universität vereinbarten Komplementärfinanzierung unterstützt das Land Bremen die Forschungszentren der WSP mit zusätzlichen Millionenbeträgen. "Das sind Mittel, die wir in unserem regulären Haushalt nicht zur Verfügung haben. Das Land 'belohnt' damit die Tatsache, dass die Wissenschaftsschwerpunkte mit ihrer Arbeit Sonderforschungsbereiche oder Forschungszentren in die Hansestadt holen", erläutert der Rektor. Für die Universität seien die Landesmittel immens wichtig - "denn wir fördern aus unseren Töpfen für die Forschung ja nicht nur die großen Bereiche, sondern ganz gezielt auch hervorragende Kleingruppen und Einzelpersonen."

Um zum Wissenschaftsschwerpunkt zu werden, sind deshalb klare Kriterien zu erfüllen. "WSP müssen nationale und internationale Ausstrahlung haben und interdisziplinär ausgerichtet sein. Mittel- bis längerfristig verankerte Forschungsaktivitäten sichern diese Schwerpunkte ab - etwa Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren oder von der Uni geleitete nationale und europäische Verbundprojekte. Fachübergreifend müssen in den WSP mehrere Lehrstühle und Institute angesiedelt sein, und es sollen intensive Kooperationen zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen bestehen", fasst Professor Manfred Fahle als FK-Vorsitzender zusammen. "Mit der Überprüfung der bisherigen Schwerpunkte und dem anschließenden Vorschlag zur Reduzierung macht man sich keine Freunde. Aber diese Entscheidung war nötig, um das Forschungsprofil der Universität zu schärfen und in der Außenwirkung wahrnehmbarer zu machen."


Neuordnung mit großer Mehrheit verabschiedet

Nach einem Jahr Arbeit blieb ein halbes Dutzend übrig; zum Teil wurden die Wissenschaftsschwerpunkte dabei neu benannt (siehe Darstellung auf Seite X/Y unten). Der Akademische Senat verabschiedete die Neuordnung im April 2009 mit großer Mehrheit - nicht ohne festzustellen, dass damit keine Aussagen über die Qualität der Forschungen anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler getroffen wurden. "Wir können so etwas hier intern gar nicht in der nötigen Tiefe bewerten", sagt Manfred Fahle. "Gerade deshalb spielte es eine große Rolle bei der Festlegung der Wissenschaftsschwerpunkte, dass deren Qualität immer wieder durch regelmäßige Evaluationen externer Gutachter bestätigt wird."

Das Beispiel der Meeres-, Polar- und Klimaforschung zeigt, wie ein Forschungsbereich "gestrickt" sein muss, um an der Uni Bremen zum Wissenschaftsschwerpunkt zu werden. Dort sind ein Exzellenzcluster und eine Exzellenz-Graduiertenschule angesiedelt, außerdem ein DFG-Graduiertenkolleg, eine Helmholtz Graduate School, eine Helmholtz Research School, eine International Research School und die Satellitenfernerkundungsmission SCIAMACHY. "Hier ist ein weltweit anerkanntes Kompetenzzentrum herangewachsen, das keine Vergleiche scheuen muss. Genau solche Bereiche sind bei uns Wissenschaftsschwerpunkt - das gilt auch für die anderen fünf WSP", so Rektor Wilfried Müller. "Ein ganz wichtiger Punkt ist bei allen Schwerpunkten der fachübergreifende Ansatz, von jeher einer der 'Grundwerte' der Bremer Uni. In einem Fall haben wir sogar zwei bisherige Wissenschaftsschwerpunkte 'fusioniert', um die Interdisziplinarität zu betonen." Und nicht von ungefähr bewegen sich alle WSP in Bereichen, in denen hochaktuelle, gesellschaftlich relevante Fragestellungen erforscht und beantwortet werden.


Forschungsförderung auch in Profilverbünden

Doch nicht nur die großen Wissenschaftsschwerpunkte sind Aufgabe der Forschungsförderung an der Bremer Uni. "Wir haben ganz ausgezeichnete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in kleineren Bereichen aktiv sind - Gebiete, die nicht oder noch nicht groß genug für einen Wissenschaftsschwerpunkt sind", betont Professor Rolf Drechsler, Konrektor für Forschung. "Diese Bereiche fördern wir in so genannten Profilverbünden, von denen wir momentan vier haben. Wenn die WSP so etwas wie Tanker sind, dann sind die Profilverbünde unsere Schnellboote." Und die dürfen gerne wachsen - durch die intensive Einwerbung von Drittmittel-Programmen, durch neue Graduiertenkollegs, durch die breite Zusammenarbeit zahlreicher Fachgebiete, durch das Heranreifen zu einem Sonderforschungsbereich. "Ein Profilverbund kann sich durchaus eines Tages zu einem Wissenschaftsschwerpunkt entwickeln - das System ist grundsätzlich nach oben und nach unten durchlässig", verdeutlicht Rolf Drechsler. "Und nicht zu vergessen: Auch kleinere aussichtreiche Forschungsprojekte werden natürlich an der Uni gefördert."

Schon allein, um die Qualität der Bremer Uni-Forschung dauerhaft auf exzellentem Niveau zu halten, werden alle Wissenschaftsschwerpunkte und Profilverbünde regelmäßig evaluiert. "Unsere Aufgabe ist, trotz begrenzter Mittel in Bremen internationale Spitzenforschung zu gewährleisten. Und wir gedenken, dieser Aufgabe durch unsere klare Ausrichtung auch weiter gerecht zu werden", so Rektor Wilfried Müller ganz unmissverständlich.


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Quelle:
highlights - Informationsmagazin der Universität Bremen
Heft 22 / Mai 2010, Seite 8-11
Herausgeber: Rektor der Universität Bremen
Redaktion: Universitäts-Pressestelle
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"highlights" erscheint zweimal jährlich und ist erhältlich bei der Universitäts-Pressestelle.


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2010