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SYRIEN/093: Dominostein Damaskus - Kosten über Menschenleben ... (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. März 2015

UN: Flüchtlingshilfe für Syrer - Hoffen auf Geberkonferenz in Kuwait

von Thalif Deen


Bild: © Europäische Kommission DG ECHO/CC-BY-ND-2.0

Nach UN-Angaben leben derzeit fast zwei Drittel aller Syrer in extremer Armut
Bild: © Europäische Kommission DG ECHO/CC-BY-ND-2.0

New York, 30. März (IPS) - Die Vereinten Nationen brauchen dringend mehr Mittel für die Versorgung von Millionen syrischer Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Notunterkünften. Nachdem sich entsprechende Appelle in letzter Zeit als weitgehend wirkungslos herausgestellt haben, setzt die Weltorganisation nun auf die bevorstehende Geberkonferenz in Kuwait.

Wie im Vorfeld des Treffens am 31. März zu hören ist, kamen für den syrischen 'Response Plan' nur neun Prozent der dafür angemahnten 2,9 Milliarden US-Dollar zusammen. Für den sogenannten Regionalen Flüchtlings- und Resilienzplan konnten nur sechs Prozent der veranschlagten 4,5 Milliarden Dollar zusammengebracht werden, wie einer jüngsten Mitteilung des UN-Sicherheitsrats zu entnehmen ist.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zufolge fühlt sich das syrische Volk zunehmend von der Welt im Stich gelassen. Der Bürgerkrieg dort geht bereits ins fünfte Jahr und hat mehr als 200.000 Zivilisten das Leben gekostet. Die Geberkonferenz in Kuwait bezeichnete er als "Gelegenheit, einen Teil der Ressourcen zusammenzubringen, um die lebensrettende Arbeit aufrechtzuerhalten. "Ich ermutige die Regierungen dazu, sich großzügig zu zeigen."

Nach UN-Angaben hat der Konflikt die "schlimmste Flüchtlingskrise seit Beginn der modernen Zeitrechnung" ausgelöst. Mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung - rund 12,2 Millionen Menschen - und mehr als 3,9 Millionen syrische Flüchtlinge, die in Ländern wie dem Libanon, der Türkei, in Jordanien und Ägypten gestrandet sind, brauchen dringend humanitäre Hilfe.


Großzügiger Gastgeber Kuwait

Zum dritten Mal in Folge findet die Geberkonferenz für Syrien in Kuwait statt. Das Emirat spielt eine wichtige Rolle in den Bemühungen, die humanitäre Krise in Syrien zu bewältigen. Den Vorsitz der Veranstaltung übernimmt der UN-Chef, als Gastgeber fungiert der Emir von Kuwait, Sheikh Sabah Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah.

Im Rahmen der vorangegangenen Gebertreffen im Januar 2013 und im Januar 2014 waren 1,5 Milliarden respektive 2,4 Milliarden Dollar zugesagt worden. Die höchsten Zusagen machte damals das Gastgeberland Kuwait mit 300 Millionen Dollar 2013 und 500 Millionen Dollar 2014. Im Gesamtbetrag inbegriffen sind 200 Millionen Dollar von kuwaitischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs).

Wie ein Sprecher der kuwaitischen Mission bei den Vereinten Nationen erklärte, ist das Emirat seinen Verpflichtungen gegenüber UN-Organisationen, -Fonds- und -Programmen sowie internationalen NGOs wie dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zu 100 Prozent nachgekommen.

Zur Konferenz am 31. März werden rund 80 Regierungen und 40 mehrheitlich internationale Organisationen erwartet. Wie der UN-Sprecher Farhan Haq erklärte, wird UN-Chef Ban die Gelegenheit nutzen, um die Weltgemeinschaft zur Lösung der Syrienkrise aufzufordern.

Die Untergeneralsekretärin für humanitäre Angelegenheiten, Valerie Amos, berichtete am 26. März gegenüber dem UN-Sicherheitsrat, dass Zivilisten die Leidtragenden des mit "atemberaubender Grausamkeit" geführten Syrienkrieges sind. Sie wies ferner darauf hin, dass der UN-Generalsekretär in verschiedenen Berichten auf das Versagen der Kriegsparteien, ihren grundlegenden Verpflichtungen gegenüber der Zivilbevölkerung nachzukommen, hingewiesen habe.


Gravierende Entwicklungsrückschläge

Amos erinnerte ferner an das große Leid, das Syrern durch Fass- und Autobomben, Mörserangriffe, Raketen und andere Sprengsätze in bewohnten Gebieten verursacht wird, und wies auf die Erosion der Entwicklungsziele hin. "Heute ist die Lebenserwartung um 20 Jahre gegenüber der Vorkriegszeit gesunken. Die Arbeitslosigkeit liegt bei derzeit 58 Prozent, was einer Zunahme von zehn Prozent seit 2010 entspricht. Und fast zwei Drittel aller Syrer leben in extremer Armut", betonte sie vor dem UN-Sicherheitsrat.

Die Unfähigkeit des Rates und der Länder mit einem gewissen Einfluss auf die unterschiedlichen Kriegsparteien, eine politische Lösung auszuhandeln, zwinge Millionen Syrer dazu, in einer gänzlich unerträglichen Lage ausharren zu müssen.

5,6 Millionen Kinder seien auf Hilfe angewiesen, unterstrich sie. Mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen könnten nicht die Schule besuchen. Ein Viertel aller syrischen Schulen seien beschädigt, zerstört oder zu Notunterkünften umfunktioniert. Die Kosten für den Wiederaufbau des syrischen Bildungssystems veranschlagte sie auf mehrere Milliarden. (Ende/IPS/kb/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/03/cash-strapped-u-n-to-seek-funds-for-syria-at-pledging-conference-in-kuwait/

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IPS-Tagesdienst vom 30. März 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2015

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