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WESTSAHARA/002: Britische Aktivisten starten 'Fahr nicht nach Marokko'-Kampagne (WSC UK)


Western Sahara Campaign UK - 3. Dezember 2010 15:59

Westsahara-Aktivisten starten 'Fahr nicht nach Marokko'-Kampagne

In der gleichen Woche, in der Marokko einen neuen Tourismusplan angekündigt hat, der die Entwicklung touristischer Ziele in Westsahara mit einschließt, haben Aktivisten in London eine neue Kampagne unter dem Motto "Marokko: Sonne, Meer, Sand und Folter" gestartet


Auf die Ankündigung der marokkanischen Regierung in dieser Woche hin, sie plane, den Tourismus in den nächsten zehn Jahren zu verdoppeln, haben Aktivisten heute eine neue Kampagne zur Aufklärung über die Menschenrechtsverletzungen in der besetzen Westsahara ins Leben gerufen und wenden sich mit der Bitte an Touristen, das Ferienziel Marokko zu boykottieren. Die neue Aktion - Geh' nicht nach Marokko - wurde heute von der 'Western Sahara Campaign' und dem 'Free Western Sahara Network' in London mit einem Treffen am Piccadilly gestartet. Die Aktivisten verbrachten anschließend den Nachmittag vor dem Haupttourismusbüro Marokkos in der Regent Street, verteilten Flugblätter, die über die Diskriminierung, die Mißhandlungen und Rechtsverstöße sowie die Gewalt aufklären, unter denen die einheimische saharauische Bevölkerung unter der seit 35 Jahre währenden, unrechtmäßigen Besetzung ihres Landes durch Marokko leidet.

Am Dienstag eröffnete Tourismusminister Yassir Znagui einen Entwicklungsplan, der die Ausweitung des Tourismus in acht Regionen einschließlich Westsaharas vorsieht. Marokko hatte Westsahara annektiert, nachdem Spanien sich im Jahr 1976 aus seiner früheren Kolonie zurückgezogen hatte, und trotz internationaler Verurteilung und zahlreicher UNO-Resolutionen, die ein Referendum über die Selbstbestimmung verlangen, steht ein solches noch immer aus.

Städte an Westsaharas Atlantikküste wie Dakhla sollen zu blühenden touristischen Zielen gemacht werden. Diese Ankündigung erfolgt nur wenige Wochen nach gewalttätigen Auseinandersetzungen in Westsahara mit mehreren Toten, über hundert Verletzten und vielen Verhaftungen. Ein Bericht von Human Rights Watch vom letzten Freitag stellt fest, daß saharauische Gefangene geschlagen und gefoltert wurden. Die Gewalt in El-Aaiun wurde vom UNO-Sicherheitsrat verurteilt, und in der vergangenen Woche hat das Europäische Parlament eine Resolution verabschiedet, die eine unabhängige UNO-Untersuchung der Gewalttaten fordert. Dieser Aufruf wurde bislang von Rabat zurückgewiesen.

Natalie Sharples von der 'Western Sahara Campaign' erklärte heute:

"Westsahara ist ein wunderschöner Ort, aber solange die brutale Besetzung anhält, meinen wir nicht, daß sie ein angemessenes Ziel für den Tourismus darstellt. Die Saharauis erleben tagtägliche Diskriminierung, und wer es wagt, sich gegen die Besetzung zu stellen, den erwarten Haft, Rechtsbruch, Mißhandlung und Folter. Westsahara ist ein vergessener Konflikt, und die Kampagne 'Fahr nicht nach Marokko' soll Urlaubern die dortige Lage bewußt machen und sie veranlassen, diese in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, wenn sie ihren Urlaub buchen. In den Tagen der Apartheid haben Menschen es aus politischen Gründen vorgezogen, keine Ferien in Südafrika zu machen. Wenn Urlaubern die Situation in Westsahara klar wäre, dessen sind wir uns sicher, würden viele es vorziehen, woanders Urlaub zu machen. Alles in allem sind "Sonne, Meer, Sand und Folter" nicht das, was Menschen sich wünschen, wenn sie verreisen."

Cathy Jamieson, Parlamentsabgeordnete für den Wahlkreis Kilmarnock & Loudoun meinte heute:

"Es ist von ausschlaggebender Bedeutung, ein Bewußtsein für das zu schaffen, was in den ganzen Jahren der marokkanischen Besatzung vor sich gegangen ist, insbesondere angesichts der jüngsten Vorkommnisse. Wir müssen jede Anstrengung unternehmen, um eine faire und gerechte Lösung für das saharauische Volk zu erreichen, und durch diese Kampagne - hoffen wir - wird sich die wirkliche Kraft der Gefühle erweisen."


http://www.westelijkesahara.be/index.php?parse_news=single&cat=142&art=1016

http://www.wsahara.org.uk/


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Quelle:
Western Sahara Campaign UK, 03.12.2010
E-Mail: coordinator@wsahara.org.uk
Internet: www.wsahara.org.uk/


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2010