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MELDUNG/083: Bericht zur Kartoffelernte 2010 (BMELV)


Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Pressemitteilung Nr. 167 vom 23. September 2010

Bericht zur Kartoffelernte 2010


Nach den Feststellungen des Bund-Länder-Sachverständigenausschusses für die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung wird die Kartoffelernte in diesem Jahr mit insgesamt 9,5 Millionen Tonnen um 18,7 Prozent unter der Vorjahresmenge von 11,7 Millionen Tonnen liegen. Ursachen hierfür sind niedrige Hektarerträge bei leicht eingeschränkten Anbauflächen. Der langjährige Durchschnitt (2004 bis 2009) von 11,6 Millionen Tonnen wird damit um 17,8 Prozent unterschritten.

Die Qualität der Kartoffelernte ist in diesem Jahr sehr stark schwankend. Kleinfallendes Erntegut und Probleme mit Durchwuchs, Fäule und Glasigkeit sind verbreitet. Insbesondere die Kartoffelfäule wird die zu vermarktende Menge reduzieren. Übergrößen sind selten. Der Stärkegehalt ist derzeit auf Grund der nassen Witterung unterdurchschnittlich und wird voraussichtlich die Rohstoffbasis schmälern. Das zu erwartende Lagerverhalten der diesjährigen Kartoffeln ist aufgrund der im Allgemeinen ungünstigen Erntebedingungen teilweise unbefriedigend. Das Erzeugerpreisniveau ist deutlich höher als im letzten Jahr.

Die Verbraucher müssen sich aufgrund der geringen Erntemenge in Deutschland und den benachbarten Ländern und der teilweise schlechten Lagerfähigkeit von Speisekartoffeln auf steigende Preise im Winter und Frühjahr einstellen. Versorgungsengpässe sind nicht zu erwarten, wie die Erfahrungen aus früheren Ernten in ähnlicher Größenordnung zeigen.

Der Vegetationsverlauf war von extremer Witterung geprägt. Die Pflanzung erfolgte wegen des langen Winters relativ spät. Nach der Pflanzung erschwerte zunächst dass nasskalte Wetter im Mai das Wachstum. Anschließend verursachten die Trockenheit und zum Teil extreme Hitze bis Mitte Juli Trockenstress, worunter insbesondere hitzeempfindliche Sorten litten. Ab Ende Juli folgten ergiebige Niederschläge, die zwar zu beträchtlichen Ertragszuwächsen führten, doch den Entwicklungsrückstand nicht ausgleichen konnten. Die Nässe beeinflusste die Qualität der geernteten Knollen negativ und führte zur Brechung der Keimruhe, Neuaustrieb und Kindelbildung.

Durch die Witterungsverhältnisse verlaufen die Erntearbeiten schleppend. Die Rodungsarbeiten bei Industriekartoffeln werden erst Ende Oktober abgeschlossen sein. Daher basiert das vorläufige Ernteergebnis auf der Auswertung von zunächst 41 Prozent der vorgesehenen Proberodungen.

Die Anbaufläche umfasst nach dem vorläufigen Ergebnis der Bodennutzungshaupterhebung in diesem Jahr eine Fläche von 255.200 Hektar. Das dürfte einen Rückgang von zwei bis drei Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Regional haben die Landwirte in den meisten Bundesländern mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen die Kartoffelflächen gegenüber dem Vorjahr reduziert.

Die Anbaufläche von Speisefrühkartoffeln wird nicht mehr gesondert statistisch erfasst. Der Anbau von mittelfrühen und späten Sorten wurde gegenüber dem Vorjahr eingeschränkt. Die Entwicklung lief jedoch nach Verwendungsrichtung unterschiedlich: Der Anbau von Speisekartoffeln wurde ausgedehnt, der Anbau von Industriekartoffeln um rund 11.000 Hektar auf rund 150.00 Hektar (einschließlich Pflanzkartoffeln) eingeschränkt.

Für Kartoffeln insgesamt erzielten die Landwirte einen durchschnittlichen Hektarertrag von 372,4 Dezitonnen pro Hektar, der damit um 15,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Das langjährige Mittel von 421,9 Dezitonnen pro Hektar wurde um 11,7 Prozent unterschritten. Die regionalen Ertragsschwankungen reichen in diesem Jahr von 282 Dezitonnen pro Hektar in Mecklenburg-Vorpommern bis 413 Dezitonnen pro Hektar in Hessen. Gegenüber 2009 sind die Erträge in allen Flächenländern gefallen. Kräftige Ertragseinbußen gab es in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen (- 28,7 Prozent bis - 18,3 Prozent). Das langjährige Mittel wurde bis auf Hessen (+ 10,9 Prozent), Rheinland-Pfalz (+ 8,0 Prozent), Sachsen-Anhalt (+ 0,7 Prozent) und Baden-Württemberg (+ 0,5 Prozent) in den übrigen Ländern zum Teil deutlich unterschritten.

Von der Gesamterzeugung entfallen die größten Anteile auf Niedersachsen mit 44,7 Prozent oder 4,25 Millionen Tonnen (- 22,9 Prozent gegenüber 2009) gefolgt von Bayern mit 1,65 Millionen Tonnen (- 14,5 Prozent) und Nordrhein-Westfalen mit 1,20 Millionen Tonnen (- 15,6 Prozent).


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 167 vom 23.09.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2010