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MELDUNG/259: Frischer geht nicht - Dach-Tomaten und Garagengurken im Kommen (aid)


aid-PresseInfo Nr. 7 vom 15. Februar 2012

Frischer geht nicht

Dach-Tomaten und Garagengurken im Kommen


(aid) - Landwirtschaft in der Stadt zu betreiben, ist in Deutschland allenfalls auf den Balkons von Mietwohnungen oder in Kleingärten populär. Doch die Idee, Flachdächer von Gebäuden zum Anbau von Salat oder Tomaten zu nutzen, ist vielleicht eine Antwort auf die zunehmende Flächenversiegelung und den damit einhergehenden Verlust fruchtbaren Ackerlandes.

Das Oberhausener Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik erarbeitet dazu derzeit im Rahmen des Projektes "inFARMING®" praxisnahe Lösungen für eine urbane Landwirtschaft. Ziel ist es, bestehende Bauten für den Anbau von Gemüse zu nutzen. Viele Argumente sprechen dafür, die rund 1.200 Millionen Quadratmeter von entsprechenden Gebäuden nicht länger brach liegen zu lassen: Die Produkte wachsen nah am Verbraucher, das spart Transportkosten und Emissionen. Die Abwärme der Häuser, kombiniert mit Solarzellen, reicht aus, um die Dach-Gewächshäuser zu beheizen. Und auch das Abwasser kann nach Reinigung für den Anbau genutzt werden. Einen Teil der benötigten Nährstoffe liefern Abwasser und Regenwasser. Da Erde als Pflanzsubstrat zu schwer wäre, sollen die Nutzpflanzen als Hydrokulturen angelegt werden. Und noch ein weiterer Effekt schlägt positiv zu Buche: Würden theoretisch alle Flächen bepflanzt, könnten diese Pflanzen 80 Prozent des Industrie-CO2 binden.

Was von amerikanischen Vorreitern in der New Yorker Bronx schon in die Praxis umgesetzt wurde, soll nun in Duisburg zunächst im Rahmen eines Anwendungslabors realisiert werden. Die Idee für urbane Landwirtschaft ist indes nicht neu: Neben vergleichbaren Ansätzen unter den Namen Vertical- oder Rooftop-Farming gibt es auch in ärmeren Ländern zunehmend Bestrebungen, die Bevölkerung kostengünstig und verbrauchernah mit Obst und Gemüse zu versorgen. Tomatenpflanzen oder Spinat sprießen aus durchlöcherten ausrangierten Säcken, die am Rande der (Slum-)Hütten auf dem kleinsten Flecken Erde Platz haben. In Dürrezeiten werden die Pflanzen mit überschüssigem Wasch- oder Kochwasser gegossen, die Sonne gibt es umsonst. Der urbane Anbau von Nahrungsmitteln ist in diesen Regionen ein wichtiger Beitrag, um sich überhaupt gesunde Nahrungsmittel leisten zu können.

In Deutschland könnte das Konzept dazu beitragen, hochwertiges Gemüse besonders frisch anbieten zu können. Dazu wollen die Forscher im Rahmen des Projektes herausfinden, welche Produkte besonders geeignet sind und dementsprechende Logistikketten für die regional produzierten Salate und Kräuter aufbauen.

Friederike Heidenhof, www.aid.de

Weitere Informationen: www.infarming.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 7 vom 15. Februar 2012
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2012