Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → ERNÄHRUNG


FORSCHUNG/987: Die Expo zeigt Wellness für die Milchkuh (idw)


Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 11.08.2015

Die Expo zeigt Wellness für die Milchkuh


Foto: © Volker Lannert/Uni Bonn

Neugieriger Blick einer Milchkuh aus dem Futterwiegetrog. Hier wird automatisch die tierindividuelle Futteraufnahme erfasst.
Foto: © Volker Lannert/Uni Bonn

Das Zentrum für Integrierte Milchwirtschaftliche Forschung (CIDRe) der Universität Bonn ist Forschungspartner der ARGE Deutscher Pavillon bei der EXPO 2015 in Mailand. Anhand der von den Wissenschaftlern zur Verfügung gestellten Exponate wird im Deutschen Pavillon gezeigt, wie eine ausgewogene und nachhaltige Milchwirtschaft der Zukunft aussehen kann. Messsensoren zeichnen automatisch Herzfrequenz, aufgenommene Futter- und Wassermenge sowie weitere Vitalparameter der Milchkühe auf. Mit diesen Daten können die Forscher frühzeitig feststellen, wenn sich ein Tier nicht wohlfühlt. 

Gilette trottet zum Trog, frisst in aller Ruhe vom Futter, macht einen kleinen Umweg zur Bürste, die ein Bewegungsmelder automatisch in Rotation versetzt. Gilette genießt es sichtlich, wenn die Borsten ihr Fell striegeln. Dann geht es zum Saufen an den Wassertrog. Eigentlich verhält sich Gilette wie jede andere Milchkuh auch. Das Tier produziert aber - ohne es zu bemerken - Tag für Tag eine gigantische Menge Daten. Zahlreiche Sensoren registrieren die gefressene Futtermenge, wie viel Wasser aufgenommen wurde, ob das Herz schnell oder langsam schlägt. Darüber hinaus entgeht den Schrittzählern und den im Stall installierten Videokameras keine Bewegung.


Wissenschaftler erforschen die Milchkuhhaltung der Zukunft

Insgesamt rund 60 Milchkühe beherbergt der High-Tech-Kuhstall auf Gut Frankenforst, eine Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn. Die Wissenschaftler vom Zentrum für Integrierte Milchwirtschaftliche Forschung (CIDRe) erheben die vielen Daten, um die Tierhaltung der Zukunft zu erforschen: Wie muss ein Stall gestaltet sein, damit sich die Kühe rundum wohl fühlen und die beste Milch geben? Wie viel und welches Futter benötigen die Tiere gerade in der kräftezehrenden Phase nach dem Kalben? Wie kann man aus den Sensordaten frühzeitig herauslesen, ob eine Kuh krank wird?

In den Rechnern der Agrarwissenschaftler der Universität Bonn laufen die Sensordaten zusammen, für jedes Tier werden die Ergebnisse einzeln ausgewertet. "Wie wohl sich eine Kuh fühlt, lässt sich nicht so ohne Weiteres aus den Messdaten herauslesen, da jedes Tier unterschiedlich tickt", erklärt CIDRe-Sprecher Prof. Dr. Wolfgang Büscher. Denn bei manchen Kühen schlägt zum Beispiel das Herz schneller als bei anderen. Die Forscher müssen deshalb zunächst eine ganze Zeit lang Daten erheben, um die individuellen Muster zu kennen. "Dann können wir Abweichungen vom Normalzustand erkennen", berichtet Tierärztin Dr. Susanne Plattes vom CIDRe.

Die Videokameras liefern zusätzliche Anhaltspunkte: Was macht die Kuh gerade: steht oder liegt sie, läuft oder rangelt sie mit einer Artgenossin? "Durch die Auswertung der Bilder können wir die Sensordaten zum Beispiel zum Herzschlag noch besser interpretieren", sagt die Tierärztin. Selbst im Melkstand werden Daten zum Milchfluss der Kühe automatisch erfasst. "Gibt eine Kuh weniger Milch, können wir daran unter anderem erkennen, ob sich zum Beispiel eine Euterentzündung abzeichnet", sagt Dr. Plattes. Dann wird das Tier frühzeitig behandelt, bevor es zu einer schwerwiegenderen Erkrankung kommt.


Das CIDRe ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen Instituten

Anfang 2012 startete das CIDRe, das viele Projekte unter seinem Dach vereint. Der einzigartig ausgestatte Hightech-Stall auf dem Versuchsgut Frankenforst nimmt eine zentrale Stellung ein, doch ist CIDRe ein virtueller Zusammenschluss aus 20 Professuren sowie wissenschaftlichen Mitarbeitern unterschiedlichster Disziplinen der Universität Bonn, die mit der Freien Universität Berlin und anderen Institutionen kooperieren. So untersuchen zum Beispiel Ökonomen, unter welchen Voraussetzungen künftig wirtschaftlich Milch produziert werden kann. Am Standort Riswick der Landwirtschaftskammer NRW bei Kleve wird zudem erforscht, wie sich durch optimierte Futtermischungen Treibhausgasemissionen aus den Mägen der Wiederkäuer minimieren lassen. Welche Inhaltsstoffe liefert Milch für die Ernährung des Menschen? Durch die Beteiligung von Mikrobiologen und Ernährungswissenschaftlern der Universität Bonn wurde die Forschung rund um das Lebensmittel Milch ausgedehnt.


Das CIDRe bei der EXPO 2015 in Mailand

Das Zentrum für Integrierte Milchwirtschaftliche Forschung der Universität Bonn ist Forschungspartner der ARGE Deutscher Pavillon bei der Weltausstellung EXPO 2015 in Mailand, die am 1. Mai eröffnet wurde. Besucher können sich noch bis 31. Oktober 2015 im deutschen Pavillon über verschiedene wissenschaftliche Projekte informieren, wie sie auch im Hightech-Stall Frankenforst durchgeführt werden.


Foto: © Volker Lannert/Uni Bonn

Prof. Dr. Wolfgang Büscher im High-Tech-Kuhstall auf Gut Frankenforst, eine Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn.
Foto: © Volker Lannert/Uni Bonn


Die Beteiligten

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hat die Messe Frankfurt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon EXPO 2015 Mailand (ARGE) mit der Realisierung des Deutschen Pavillons betraut. Die ARGE verantwortet als Generalübernehmer die Planung und den Bau des Deutschen Pavillons sowie die Ausstellung. Dabei zeichnet Schmidhuber aus München für das räumliche Konzept, Architektur und Generalplanung verantwortlich, Milla & Partner aus Stuttgart für das inhaltliche Konzept sowie für die Gestaltung von Ausstellung und Medien. Nüssli aus Roth bei Nürnberg übernimmt das Projektmanagement und die Bauleistung.


Weitere Informationen unter:
http://bit.ly/milchkuh
- Video-Podcast zum Thema

http://www.CIDRe.uni-bonn.de
- Zum Projekt der Uni Bonn

http://www.expo2015-germany.de
- Zum deutschen Pavillon

http://en.expo2015.org
- Zur Expo

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution123

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Johannes Seiler, 11.08.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang