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HUNGER/354: Hungersnot herrscht in Teilen Südsudans (WFP)


UN World Food Programme (WFP) - Pressemitteilung vom 20. Februar 2017

Hungersnot herrscht in Teilen Südsudans


JUBA - Infolge des Krieges und der zusammengebrochenen Wirtschaft drohen etwa 100.000 Menschen in Teilen Südsudans, wo heute eine Hungersnot erklärt wurde, zu verhungern, warnen drei UN-Organisationen. Weitere eine Million Menschen stehen am Rand einer Hungersnot.

Es müsse dringend gehandelt werden, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen durch Hunger sterben, forderten die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) und das UN World Food Programme (WFP). Wenn schnell massiv und ausreichend Hilfe geleistet wird, könne die Ernährungssituation in den nächsten Monaten verbessert und weiteres Leid gemildert werden.

4,9 Millionen Menschen - mehr als 40 Prozent der Bevölkerung Südsudans - brauchen Ernährungshilfe, landwirtschaftliche Unterstützung und Spezialnahrung, so der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) Bericht zur Ernährungssituation, welchen die Regierung, die drei UN-Organisationen und Partner heute veröffentlichten.

Die Zahl der Hungernden wird Schätzungen zufolge im Juli auf 5,5 Millionen Menschen steigen wenn die Hungerperiode vor der nächsten Ernte ihren Höhepunkt erreicht. Ungehinderter humanitärer Zugang zu allen, die von der Hungersnot betroffen oder bedroht sind, sei dringend nötig, um eine Wendung in der eskalierenden Katastrophe zu erreichen, forderten die UN-Organisationen. Eine weitere Ausbreitung könne nur verhindert werden, wenn humanitäre Hilfe massiv ausgeweitet wird und die Bedürftigsten erreicht.

Die Hungersnot herrscht in Teilen des Unity State im mittleren Norden des Landes. Sie wird offiziell ausgerufen, wenn bereits Menschen durch Hunger gestorben sind. Es ist die schlimmste Hungerkatastrophe seit Ausbruch der Kämpfe vor mehr als drei Jahren.

"Die Hungersnot ist zur tragischen Realität in Teilen Südsudans geworden und unsere schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten. Viele Familien haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um allein zu überleben", sagte der FAO-Vertreter im Südsudan, Serge Tissot. "Die Menschen sind vorwiegend Kleinbauern und der Krieg hat die Landwirtschaft zerstört. Sie haben ihr Vieh und sogar ihre Ackergeräte verloren."

Weitverbreitete Kämpfe, Vertreibung, schlechter Zugang zu medizinischer Versorgung und unzureichende sanitäre Einrichtungen verschlimmern die Unterernährung. Der IPC-Bericht schätzt, dass die Rate der Unterernährung in 14 der 23 Verwaltungsbezirke die Notstandsgrenze von 15 Prozent der Gesamtbevölkerung deutlich übersteigt - in manchen Gebieten sind bis zu 42 Prozent der Menschen betroffen.

"Momentan sind schätzungsweise mehr als eine Million Kinder im Südsudan akut, über eine Viertelmillion bereits schwer unterernährt. Wenn wir diesen Kindern nicht schnell helfen können, werden viele von ihnen sterben", sagte Jeremy Hopkins, derzeit UNICEF-Vertreter im Südsudan.

"Diese Hungersnot ist menschengemacht. WFP und die gesamte humanitäre Gemeinschaft haben alles in ihrer Macht Stehende getan, um diese Katastrophe zu verhindern und Hilfsprogramme gestartet, die in diesem Ausmaß vor 3 Jahren noch unmöglich gewesen wären. Doch wir haben auch davor gewarnt, dass der Erfolg humanitärer Hilfe ohne Frieden und Stabilität begrenzt ist", sagte WFP-Landesdirektorin Joyce Luma. "Wir werden weiterhin unser Möglichstes tun, um die Hungersnot aufzuhalten und einzudämmen."

Der drei Jahre andauernde Konflikt hat die Getreideproduktion und Landwirtschaft im ganzen Land erheblich geschwächt. Zunehmende Gewalt seit Juli 2016 ließen die Nahrungsmittelproduktion auch in zuvor noch stabilen Regionen einbrechen. Die stark gestiegene Inflation - um bis zu 800 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - und der Einbruch der Märkte haben auch Regionen getroffen, die sich traditionell über lokale Märkte ernähren. Auch die Bevölkerung in den Städten leidet unter den stark angestiegenen Preisen für Grundnahrungsmittel.

FAO, UNICEF, WFP und andere Partner leisten seit Ausbruch des Konflikts Nothilfe und haben 2016 ihre Hilfsprogramme aufgestockt, um die schwersten Auswirkungen der humanitären Krise abzufedern. Im Bundesstaat Northern Bahr El Ghazal konnten humanitäre Hilfsprogramme das Risiko einer Hungersnot mindern, so die Ergebnisse des Berichts.

FAO hat 2,3 Millionen Menschen Ausrüstung für Fischfang oder Gemüseanbau zur Verfügung gestellt. Zudem wurden 6 Millionen Nutztiere wie Ziegen und Schafe geimpft, um weitere Verluste zu verhindern.

WFP plant angesichts steigender Hilfsbedarfe, die Unterstützung im Südsudan weiter auszubauen und in diesem Jahr rund 4,1 Millionen Menschen während der Hungerperiode mit Ernährungshilfe zu unterstützen. Das umfasst lebensrettende Notrationen, Bargeldtransfers und angereicherte Spezialnahrung für Betroffene des Konflikts, sowie Schulmahlzeiten und Programme, die die Widerstandsfähigkeit von Gemeinden gegen künftige Schocks stärken.

2016 erreichte WFP im Südsudan die Rekordzahl von 4 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe - unter anderem wurden Bargeldtransfers in Höhe von insgesamt 13,8 Millionen US-Dollar geleistet und 265.000 Tonnen Nahrungsmittel und angereicherte Spezialnahrung eingesetzt. Seit der Unabhängigkeit des Landes hat WFP - trotz vieler Herausforderungen vor Ort - noch nie so viele Menschen unterstützen können.

UNICEF plant in diesem Jahr, 207.000 Kinder zu behandeln, die schwer unterernährt sind. In enger Zusammenarbeit mit WFP und mehr als 40 weiteren Partnern unterstützt UNICEF landesweit 620 ambulante und 50 stationäre Therapiezentren, um dringend benötigte Hilfe für Kinder leisten zu können. In Kriseneinsätze, die gemeinsam mit WFP durchgeführt werden, erreicht UNICEF Kinder in den abgelegendsten Regionen mit Impfungen, sauberem Wasser und sanitären Hilfsgütern, was wiederkehrende Unterernährung verhindert.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. Februar 2017
UN World Food Programme (WFP)
Wallstr. 9-13, 10179 Berlin
Telefon: +49 (0)30 20 61 49-0
E-Mail: wfp.berlin@wfp.org
Internet: http://de.wfp.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2017

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