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INTERNATIONAL/045: Guinea - Gartenbau verschafft Frauen bescheidene Existenz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Juli 2012

Guinea: Gemüsebeete am Stadtrand - Gartenbau verschafft Frauen bescheidene Existenz

von Moustapha Keita



Conakry, 9. Juli (IPS) - Durch die Außenbezirke von Conakry, der Hauptstadt von Guinea, zieht sich ein Grüngürtel besonderer Art. Hier gedeihen Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Gurken und Salat, denn in der westafrikanischen Zwei-Millionen-Stadt entdecken immer mehr Menschen den urbanen Gemüseanbau als eine zusätzliche Einkommensquelle.

In der Stadtrandsiedlung Kobaya bewirtschaftet eine Gruppe von 14 Frauen seit fünf Jahren gemeinsam drei Hektar Land. Für die Pacht des fruchtbaren Areals bezahlen sie monatlich umgerechnet 140 US-Dollar. Die beiden Brunnen auf dem Gelände haben sie selbst gegraben, und die Gartengeräte, die sie benötigen, sowie Säcke und eine Karre, auf der sie ihr Gemüse zum Markt transportieren, sind in einem Schuppen untergebracht.

Von Anfang an ging es der kleinen Kooperative nicht allein um Selbstversorgung. Sie will ihr Gemüse auch vermarkten. "Mit dem Anbau von Gemüse lässt sich Geld verdienen. Außerdem schafft er zusätzliche Arbeitsplätze", betonte der Agrartechniker Moïse Koundouno aus dem Stadtteil Ratoma. "Jeder zweite dieser stadtnahen Gemüsebauern erwirtschaftet damit die Hälfte seines Einkommens."

Die Frauenkooperative aus Kobaya benutzt keine modernen Methoden, um die Produktion anzukurbeln. Gedüngt wird ausschließlich mit natürlichem Dünger. "Unser Gemüse wird natürlich angebaut und geerntet", versicherte Ramata Touré. Sie ist für die Vermarktung der Erzeugnisse zuständig. "Mit Hilfe eines Experten haben wir den Boden so bearbeitet und aufgeteilt, dass wir das ganze Jahr über ernten können."

"So lassen sich auf einer Parzelle von jeweils 100 Quadratmetern 1,5 Tonnen Zwiebeln, zwei Tonnen Tomaten oder 2,5 Tonnen Kohl sowie beachtliche Mengen Auberginen, Karotten und Okra ernten", berichtete der Agrartechniker Dramane Fofana, der den Gärtnerinnen unentgeltlich hilft.

Die Gemüsepreise variieren je nach Saison. Manche Produkte erzielen zu bestimmten Jahreszeiten das Dreifache des üblichen Preises. Die Schatzmeisterin der Frauenkooperative, Ramatoulaye Touré, schätzt den Jahresumsatz ihrer Gruppe auf etwa 10.000 Dollar. "Nach Abzug der Kosten, vor allem der investierten Produktionsmittel, wird der Erlös unter den Gruppenmitgliedern verteilt."

"Ich habe Ende 2011 rund 500 Dollar bekommen", berichtete Hawa Dabo. "Das reicht, um meine fünf Kinder und meinen arbeitslosen Ehemann zu versorgen."


Gemüsepüree für den Winter

Von Januar bis Februar ist die Nachfrage besonders groß. Der Weg zum Käufer ist kurz. Die Frauen verkaufen ihr Gemüse entweder in der Nähe, oder sie geben es an einen Großhändler, einen 'Bana-Bana' ab.

Damit kein Gemüse verdirbt, haben die Frauen inzwischen damit begonnen, einige Sorten zu konservieren. "Wir pürieren Karotten und Piment und lagern das Mus in Gläsern. Erst im Winter, wenn das Angebot an Gemüse knapp wird und die Preise sich verdoppeln, wird es verkauft", sagte Dabo. Die zusätzliche Versorgung mit Gemüse ist vor allem in der von November bis April dauernden Trockenzeit wichtig.

Während in Conakry viele Stadtrandgärtner durch die fortschreitende Besiedlung immer weiter ins Hinterland abgedrängt werden, beklagt die Frauenkooperative in Kobaya die durch Tiere verursachten Schäden. "Sie lassen sich durch keinen Zaun daran hindern, sich über Pflanzen herzumachen", klagte die Vorsitzende Fanta Camara. "Uns fehlen auch Geräte und Pflanzenschutzmittel, um die Qualität unserer Produkte zu verbessern."

Von einem Fonds, mit dem Guineas Regierung und ihre Partner den Gemüseanbau im Land unterstützen, haben die Frauen in Kobaya bislang nicht profitieren können, rechnen aber fest mit einer Unterstützung durch das Agrarministerium. Das mit sieben Millionen Dollar ausgestattete zweijährige Entwicklungsprojekt zur Armutsbekämpfung, zu dem der Afrikanische Entwicklungsfonds fünf Millionen Dollar beisteuert, zielt besonders darauf ab, Frauen mit dem Gartenbau zu einer Existenzgrundlage zu verhelfen. Es läuft im Dezember 2012 aus. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2012