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INTERNATIONAL/105: Peru - Rückenwind für organische Landwirtschaft, Kleinbauern profitieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Januar 2014

Peru: Rückenwind für organische Landwirtschaft - Kleinbauern profitieren

von Milagros Salazar


Quispe ist Geschäftsführer der Nationalen Vereinigung der peruanischen Ökobauern (ANPE). Das Bündnis zählt 21.000 Mitglieder, die zu 60 Prozent kleine Erzeuger sind. "Für sie alle stellt der neue Rat eine Chance dar, ihre Verträge mit dem Staat zu erfüllen", betont Quispe, der seit mehr als 40 Jahren im südperuanischen Departement Cusco Landwirtschaft betreibt. Der Agrarsektor stellt 25 Prozent aller Arbeitsplätze, generiert um die 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und hat einen Anteil an den Exporten von neun Prozent.


Gezielte Zuwendungen

Wie der Conapo-Sprecher José Muro erläutert, wird der Rat aus Vertretern der Regierung, der regionalen Biobauernräte und der Zivilgesellschaft erstmals am 24. Januar zusammentreten. Nach einem seit 2008 geltenden Gesetz zur Förderung der organischen Landwirtschaft und ökologischen Produktion müssen die regionalen und lokalen Behörden der organischen Nahrungsmittelproduktion in ihren Plänen, Programmen und Projekten Priorität einräumen.

Das Gesetz sieht ferner vor, dass die Agrarbank den Bauern, die von der herkömmlichen auf die organische Landwirtschaft umschwenken, mit Krediten unter die Arme greift, und dass die Regierung Initiativen zur Förderung von Produktion und zum Vertrieb von Ökoerzeugnissen unterstützt.

"Der organische Landbau ist für Peru extrem wichtig", erklärte Landwirtschaftsminister Milton von Hesse während der Einweihung von Conapo am 22. Dezember. Hesse zufolge erkennt der Rat die entwicklungspolitische Bedeutung der kleinen Produzenten an, auf die auch das UN-Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft aufmerksam machen will.

Quispe wird sich nach eigenen Angaben für die vollständige Umsetzung des Gesetzes von 2008 einsetzen. Es gelte die landwirtschaftlichen Grenzen zum Wohl der kleinbäuerlichen Landwirtschaft auszuweiten, den Zugang der Familien zu Krediten zu verbessern und Probleme wie den Mangel an Wasser, die Abhängigkeit der Kleinbauern von Zwischenhändlern und fehlende Investitionen in die Infrastruktur zu lösen.

Conapo-Sprecher Muro zufolge zahlen sich Investitionen in die organische Landwirtschaft aus. Sie schlagen jährlich mit mehr als 350 Millionen US-Dollar zu Buche. Perus Hauptexporterzeugnisse sind Kakao, Bananen und Kaffee.

Alejandra Farfán vom Netzwerk für ökologische Landwirtschaft bezeichnet die lang ersehnte Gründung von Conapo als Meilenstein. Die Aktivistin sitzt für die Zivilgesellschaft im neuen Rat und leitet ferner das Peruanische Agroökologische Konsortium. "Wir wissen alle, dass die Kleinbauern von Armut gezeichnet sind. Deshalb hoffen wir, dass sie im Neuen Jahr auf den Ausbau wichtiger Infrastrukturen hoffen dürfen."

Sie müssten in den laufenden Agrarprogrammen der Regierung berücksichtigt werden. Es gelte gerade die Ärmsten der Armen gezielt zu fördern. Da sie bisher auf keine Hilfe hoffen konnten, hätten viele von ihnen aufgegeben und versuchten sich als Saisonarbeiter oder Bergleute durchzuschlagen. Andere seien ins Ausland abgewandert.

Die verbliebenen Farmer stehen vor dem großen Problem, ihre Erzeugnisse zu vertreiben. Wie Miguel Paz berichtet, Verkaufsleiter der Zentralen Vereinigung der Produzenten von Pichanaki im zentralen Urwalddepartement Junín, verkaufen die Kaffeebauern aufgrund fehlender Märkte 30 Prozent ihrer Biobohnen als herkömmlichen Kaffee. Aus den Tälern von Junín stammt ein Viertel des Kaffes, der im Land konsumiert wird.


Organischer Kaffee für den deutschen Markt

Nach Ansicht des Experten ist der Augenblick gekommen, neue Märkte wie Japan und Österreich zu erschließen. Bisher geht der Großteil des peruanischen Biokaffees nach Deutschland und in die USA. Im Februar reist Paz mit einer Delegation von Biobauern nach Deutschland, Belgien und Frankreich.

In Peru fällt die Suche nach neuen Märkten in den Aufgabenbereich der Ministerien für Außenhandel, Tourismus und Produktion sowie des Nationalen Instituts zum Schutz von Wettbewerb und intellektuellem Eigentum. Nach Ansicht von Farfán sollte auch das Umweltministerium mit ins Boot geholt werden, da sich der Klimawandel auch auf die organische Landwirtschaft auswirken wird.

Der neue Rat wird nun einen Nationalen Plan für organische Produktion, die Bestimmungen für die Umsetzung des Plans und die Regeln für die Regionalräte erstellen. Auf der Grundlage dieses Plans wird die Regierung die erforderlichen Gelder bereitstellen.

"Es geht darum, die Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen", meint Quispe. "Von einer nachhaltigen Landwirtschaft profitieren nicht nur die Peruaner, sondern die gesamte Menschheit." (Ende/IPS/kb/2014)


Links:

http://www.ipsnoticias.net/2014/01/empujon-la-pequena-agricultura-organica-en-peru/
http://iccosudamerica.org/consorcio-agroecologico/
http://www.raeperu.org.pe/
http://www.ipsnoticias.net/2014/01/empujon-la-pequena-agricultura-organica-en-peru/
http://www.ipsnews.net/2014/01/small-scale-organic-farming-peru-gets-boost/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 10. Januar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2014