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INTERNATIONAL/113: Simbabwe - Illegale urbane Landwirtschaft trägt zur Ernährungssicherheit bei (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. April 2014

Simbabwe: Stadtbauern tragen zur Ernährungssicherheit bei - Doch urbane Landwirtschaft verboten

von Ignatius Banda


Bild: © Ignatius Banda/IPS

Einwohner der Wirtschaftsmetropole Bulawayo bauen in den dichtbevölkerten Außenbezirken auf Brachen Mais an und tragen so zur Ernährungssicherheit bei. Doch in Simbabwe ist die urbane Landwirtschaft verboten
Bild: © Ignatius Banda/IPS

Bulawayo, Simbabwe, 14. April (IPS) - Es ist Erntezeit in Simbabwe, und Janet Zondo will auf dem Stück Land, das sie beackert, schnell einen behelfsmäßigen Getreidespeicher bauen. Sie ist keine herkömmliche Bäuerin, die in einer ländlichen Umgebung ihr Feld bestellt, sondern eine von vielen Einwohnern der Wirtschaftsmetropole Bulawayo, die in den dichtbevölkerten Außenbezirken auf Brachen Mais anbauen.

Zondo hatte lange Zeit Pech, denn ihre Ernten wurden durch die anhaltenden Dürren in dem Land südlich der Sahara vernichtet. Erst im vergangenen Jahr brachten außerplanmäßige und heftige Niederschläge die Wende. "Ich habe noch niemals so viel Mais geerntet", berichtet sie stolz. Wahrscheinlich könne sie jetzt mehr als 100 Kilo Maismehl produzieren.

Auch ihre Nachbarn hoffen in diesem Jahr auf reiche Ernten. Doch für sie alle gibt es keine Garantie, dass sie im nächsten Jahr noch dieselben Grundstücke bestellen werden. Die Grundstücke gehören der Stadt, und der Anbau auf kommunalem Land ist in Simbabwe offiziell verboten.

"Uns ist natürlich bekannt, dass die Menschen auf den ungenutzten städtischen Grundstücken Landwirtschaft betreiben, doch gibt es humanitäre Aspekte zu berücksichtigen. Die Menschen brauchen Nahrung, und nicht jeder kann Maismehl kaufen", sagt ein Stadtverordneter von Bulawayo, der selbst ein städtisches Areal bestellt. "Auf dem größten Teil des Landes werden irgendwann einmal Wohnhäuser entstehen. Es kann also nicht ewig als Anbaufläche genutzt werden."


Weltweit mehr als 800 Millionen Stadtbauern

Wie die Weltagrarorganisation FAO berichtet, bauen trotz der Illegalität der urbanen Landwirtschaft in vielen Ländern weltweit mehr als 800 Millionen Menschen Nahrungsmittel in Städten an. Damit können sie den Druck der steigenden Nahrungsmittelpreise und -versorgung abfedern.

Nach Angaben der FAO ist die Zahl der Hungernden in der Welt auf mehr als eine Milliarde gestiegen. Die Armen in den Städten seien besonders gefährdet, erklärte die Organisation. Im Rahmen ihres Projekts der urbanen Landwirtschaft und Städtebegrünung ('Urban and Peri-urban Horticulture Growing Greener Cities') arbeitet die FAO mit Regierungen in Entwicklungsländern zusammen, damit diese die Landwirtschaft in die urbanen Entwicklungspläne integrieren.

Für Zondo und ihre Nachbarn sind derartige Bemühungen eine gute Nachricht. "Wir haben immer Angst, dass die Stadt unsere Pflanzungen zerstört", berichtet sie. "Ich versuche, so schnell wie möglich meine Ernte einzubringen, bevor so etwas passieren kann."

Experten warnen jedoch, dass der ungesicherte Landbesitz in den Städten die Existenz der Menschen und die Nahrungssicherheit in Entwicklungsländern auf lange Sicht gefährden wird. Immer mehr Städter bauten ihre eigenen Lebensmittel an, meint Japhet Milo von der Universität von Simbabwe. "Damit können sie sich gegen Nahrungsengpässe schützen."

Das Land im Südlichen Afrika befindet sich bereits in einer Ernährungskrise. Im vergangenen Jahr mussten 150.000 Tonnen Mais aus Sambia importiert werden. Experten sehen dies als Zeichen dafür, dass die heimischen Farmer wieder nicht genug produzieren können.


Urbane Landwirtschaft gegen den Hunger

Nach Schätzungen des Agrarministeriums benötigt Simbabwe 2,2 Millionen Tonnen Mais, um den jährlichen Bedarf decken zu können. "Wird der Anbau in den Städten untersagt, müssen die Menschen verhungern", sagt Milo. Die Alternative bestehe darin, sie ihre eigenen Feldfrüchte anbauen zu lassen. Dadurch ließe sich die Zahl derer senken, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen seien.

"Auch wenn die Stadtbauern keine Landtitel besitzen, werden die von ihnen bewirtschafteten Areale automatisch ihnen zugeordnet. Ich habe noch nie gehört, dass es zu Streit um diese Parzellen gekommen wäre. Diese Frage regelt sich von selbst", erklärt er. "Wenn Nachhaltigkeit erreicht werden soll, darf es nicht verboten sein, für die eigene Ernährung zu sorgen."

Janet Zondo hat kein Problem damit, dass sie ihr Feld nicht offiziell besitzt. Ihr würde die Zusicherung der Stadtverwaltung reichen, dass ihre Feldfrüchte nicht von der Polizei zerstört würden. "Ich habe hart gearbeitet", sagt sie. "Unvorstellbar, all das zu verlieren." (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/04/zimbabwes-urban-farmers-combat-food-insecurity-illegal/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2014