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LANDWIRTSCHAFT/1572: Durchschnittliche Getreideernte bei späterem Beginn erwartet (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 5. Juli 2013

Durchschnittliche Getreideernte bei späterem Beginn erwartet

Pressegespräch mit Bauernpräsident Rukwied zum Ernteauftakt in Brandenburg



"Gute Ertragserwartungen bei den Hauptkulturen Winterweizen und Wintergerste lassen die deutschen Bauern auf eine durchschnittliche Getreideernte 2013 hoffen" betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, anlässlich eines Pressegespräches zum Auftakt der Getreideernte 2013. Gemeinsam mit DBV-Vizepräsident Udo Folgart, gleichfalls Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, gab Rukwied zum Start der Getreideernte im brandenburgischen Brück eine erste Einschätzung zur in Deutschland zu erwartenden Ernte.

Die gesamte Vegetation sei gegenüber früheren Jahren eine Woche, regional sogar bis zu zwei Wochen hinter den normalen Entwicklungen zurück, stellte Rukwied fest. Auslöser hierfür waren der lang anhaltende Winter sowie die überwiegend kühle und feuchte Witterung im Frühjahr. Die Wintergetreidebestände seien mit diesen Bedingungen in der Regel gut zurecht gekommen. Erwartet würden durchschnittliche - regional sogar überdurchschnittliche - Erträge in der Getreideernte 2013. Das Sommergetreide hatte im Vegetationsverlauf dagegen größere Probleme, genauso wie die Wärme liebenden Pflanzen Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. Über 200.000 Hektar Ackerfläche seien vom Hochwasser überflutet worden. "Das wird leider nicht ohne Auswirkungen auf die gesamtdeutsche Ernte bleiben" befürchtete Rukwied. Weitere 100.000 Hektar Überflutungsflächen sind Grünland.

Insgesamt rechnet der Bauernpräsident mit einer Getreideernte von knapp 45 Millionen Tonnen in Deutschland. Damit entspräche die Getreideernte 2013 dem langjährigen Mittel. Erzeugt wird diese Erntemenge bei leicht überdurchschnittlichen Erträgen von 7,0 Tonnen pro Hektar auf einer gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent reduzierten Anbaufläche von 6,4 Millionen Hektar. Dieser Rückgang der Anbaufläche ist auf die Überschwemmungen durch das Hochwasser 2013 zurückzuführen und damit sehr stark auf einzelne Regionen wie Bayern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt konzentriert.

Wichtigste Getreideart in Deutschland ist nach wie vor der Winterweizen. Während die Anbaufläche im Vorjahr wegen der massiven Auswinterungsverluste verringert war, ist die Ackerbaufläche zur Ernte 2013 wieder um knapp 4 Prozent auf 3 Millionen Hektar ausgeweitet worden. Kühle Witterungsbedingungen im Frühjahr und eine ausreichende Wasserversorgung wirkten sich positiv auf die Ertragsentwicklung der Winterweizenbestände aus. Daher kann in den Regionen, die weder vom Hochwasser noch von Starkregen betroffen waren, mit guten bis überdurchschnittlichen Erträgen gerechnet werden. Im Bundesdurchschnitt erwartet der DBV mit 7,6 Tonnen leicht überdurchschnittliche Erträge. Unter Zugrundelegung der Anbaufläche und unter der Voraussetzung eines normalen Ernteverlaufes könnte eine Weizenernte von knapp 23 Millionen Tonnen eingefahren werden.

Wintergerste wird zur Ernte 2013 auf einer Fläche von 1,2 Millionen Hektar angebaut. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Flächenausdehnung um etwa 10 Prozent. Ursache hierfür ist, dass die Anbaufläche von Wintergerste 2012 aufgrund der Auswinterungsschäden erheblich reduziert war. 2013 nähert sich der Wintergerstenanbau wieder dem Anbauumfang früherer Jahre. Auch bei Wintergerste ist ein Vegetationsrückstand von ein bis zwei Wochen festzustellen. Aufgrund von Starkregen lagern regional bereits einige Bestände. Grundsätzlich befinden sich die Bestände jedoch in einem guten Zustand, so dass im Bundesdurchschnitt mit Erträgen von 6,6 Tonnen pro Hektar gerechnet werden kann. Dies würde einer Wintergerstenernte von 8 Millionen Tonnen entsprechen.

Winterroggen verspricht mit einer Erntemenge von knapp 4,2 Millionen Tonnen erneut eine gute Ernte. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 7 Prozent. Diese ist allerdings ausschließlich auf eine Ausweitung der Anbaufläche auf 760.000 Hektar zurückzuführen. Auch wenn sich die Bestände prinzipiell in einem guten Zustand befinden, sind Ertragssteigerungen gegenüber dem ertragsstarken Vorjahr von durchschnittlich 5,5 Tonnen pro Hektar 2013 nicht zu erwarten.

Beim Raps übertreffen die Ernteerwartungen die Ergebnisse des Vorjahres deutlich. Aufgrund guter Aussaatbedingungen im Herbst 2012 wurde der Rapsanbau nach zwei Jahren mit verringertem Anbau in 2013 um fast 10 Prozent ausgeweitet. Somit konnte wieder der ursprüngliche Anbauumfang erreicht werden. Die Rapsbestände auf den verbliebenen 1,4 Millionen Hektar befinden sich vielfach in einem guten Zustand, haben aber teilweise aufgrund der kühlen und feuchten Witterung im Frühjahr unter einer verkürzten Blütezeit gelitten. Daher ist mit durchschnittlichen Erträgen in Höhe von gut 3,7 Tonnen pro Hektar zu rechnen. Insgesamt könnten die Bauern damit eine Rapsernte in Höhe von 5,2 Millionen Tonnen einfahren, was dem langjährigen Durchschnitt entsprechen würde.

Nachdem zur Ernte 2012 die Anbauflächen der Sommerungen aufgrund der Auswinterungsschäden beim Wintergetreide erheblich ausgedehnt worden sind, haben die Ackerbauern zur Ernte 2013 die Flächenanteile wieder deutlich verringert. Allein die Anbaufläche von Sommergerste wurde um gut 40 Prozent auf 347.000 Hektar reduziert; die Anbaufläche von Sommerweizen ging sogar um knapp 70 Prozent auf 47.000 Hektar zurück. Vor Probleme stelle die Bauern der lange Winter, der dazu geführt hat, dass Sommergetreide erst spät ausgesät werden konnte. Im weiteren Vegetationsverlauf haben die gerade mit dem Wachstum beginnenden Sommergetreidepflanzen unter der kalten Witterung gelitten. Insofern sind die Ertragserwartungen gegenüber dem Vorjahr teils deutlich reduziert.

Für Mais sowie die Hackfrüchte Kartoffeln und Zuckerrüben gestaltete sich der bisherige Vegetationsverlauf ebenfalls schwierig. Eine späte Aussaat bzw. Auspflanzung und zu kalte sowie zu nasse Bedingungen im Frühjahr haben den Beständen in vielen Regionen zugesetzt. Allerdings haben diese Kulturen im weiteren Vegetationsverlauf bei wärmeren Witterungsbedingungen und bei der vorhandenen ausreichenden Wasserversorgung die Möglichkeit, diesen Entwicklungsrückstand aufzuholen.

Die Getreidemärkte sind weltoffene Märkte, deren Preise sich an den Börsen nach den internationalen Ernteerwartungen und Erntemengen bilden. So schätzt das amerikanische Landwirtschaftsministerium, USDA, die weltweite Getreideernte im Juni 2013 auf knapp 2,4 Mrd. Tonnen (Vorjahr: 2,2 Mrd. Tonnen). Diese deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist in erster Linie auf hohe Erwartungen an die Mais- und Weizenernte zurückzuführen. So geht das USDA derzeit von einer Rekordmaisernte in Höhe von 963 Millionen Tonnen aus. Auch die Weizenernte soll nach Auffassung des USDA 696 Millionen Tonnen deutlich höher ausfallen als im vergangenen Jahr (2012: 656 Mio. t). Trotzdem bliebe die Situation am Weltweizenmarkt angespannt. Das USDA unterstellt einen weltweiten Weizenverbrauch in Höhe von 694 Millionen Tonnen, d.h. die weltweite Ernte würde gerade reichen, um den weltweiten Bedarf zu decken.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 5. Juli 2013
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juli 2013