Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → ERNÄHRUNG

LANDWIRTSCHAFT/1575: Keine Spitzenernte angesichts von Wetterkapriolen (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 24. Juli 2013

1. DBV-Erntebericht: Keine Spitzenernte angesichts von Wetterkapriolen

Späte Getreideernte startet unter guten Druschbedingungen



Nach einem durchaus schwierigen Vegetationsjahr starten die deutschen Landwirte endlich mit einer Verzögerung von 10 bis 14 Tagen in die Getreideernte. Das hochsommerliche Wetter hat einen zügigen Start der Ernte unter guten Druschbedingungen ermöglicht, stellt der Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem 1. Erntebericht fest. Dieser basiert auf Umfragen unter den Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Mengen. In 14-tägigem Abstand wird der DBV von nun an über den Fortgang der Erntearbeiten berichten.

Die Feldbestände zur Ernte 2013 waren oftmals schwierigen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Der Winter war lang und kalt, hat aber erfreulicherweise durch eine zum überwiegenden Teil ausreichend vorhandene Schneedecke keine größeren Auswinterungsschäden nach sich gezogen. Allerdings taute die Schneedecke in den östlichen Bundesländern erst Ende März, regional sogar erst Anfang April weg. Dementsprechend spät setzte die Frühjahrsvegetation ein. Auch notwendige Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen sowie die Aussaat der Sommerkulturen konnten erst mit Verspätung durchgeführt werden. Insgesamt betrug der Vegetationsrückstand im Frühjahr zwei, regional sogar vier Wochen. Dieser Rückstand konnte in dem überwiegend kühlen und feuchten Frühjahr nur teilweise aufgeholt werden, weswegen die Getreideernte in diesem Jahr mit einer Verzögerung von 10 bis 14 Tagen begonnen hat.

Naturgemäß ist die Wintergerste zuerst erntereif. In einigen Gegenden wie in Baden, in Brandenburg, im Rheinland sowie in Sachsen-Anhalt ist die Gerstenernte schon weit fortgeschritten. In Höhenlagen sowie auf schwereren Ackerböden und im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein wird die Gerstenernte dagegen erst in den nächsten Tagen richtig losgehen. Die Anbaufläche der Wintergerste zur Ernte 2013 beträgt 1,2 Millionen Hektar. Gegenüber der im vergangenen Jahr aufgrund massiver Auswinterungsschäden reduzierten Wintergerstenfläche entspricht dies einem Flächenzuwachs von mehr als 100.000 Hektar. Nach den bisherigen Ernteergebnissen ist davon auszugehen, dass die Erträge mit gut 6,4 Tonnen pro Hektar durchschnittlich ausfallen werden. Regional sind die Erträge jedoch sehr unterschiedlich - von einem Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent bis zu einem um 20 Prozent höheren Ertrag als in der vergangenen Ernte wird berichtet. Insgesamt enttäuschen die bisher durchschnittlichen Erträge jedoch. Denn das prinzipiell für Wintergetreide vorteilhafte kühle und feuchte Wetter im Frühjahr hatte zu höheren Ertragserwartungen geführt, die nun nur in wenigen Fällen erfüllt werden können. Unter Zugrundelegung der Anbaufläche ist eine Wintergerstenernte in Höhe von gut 7,7 Millionen Tonnen zu erwarten. Dies entspräche gegenüber dem Vorjahr einer um gut 650.000 Tonnen höheren Erntemenge. Angesichts des derzeit guten Druschwetters kann Wintergerste zum überwiegenden Teil mit Feuchtegehalten von 12 bis 15 Prozent geerntet werden. Dies erspart den Landwirten eine energieaufwendige und damit kostenträchtige Trocknung des Erntegutes.

Nach der Ernte der Wintergerste folgt die Rapsernte. Die Verzögerungen in der Abreife haben jedoch dazu geführt, dass Raps bisher so gut wie gar nicht gedroschen werden konnte. Die Ertragserwartungen an den auf 1,4 Millionen Hektar angebauten Winterraps sind - mit regionalen Unterschieden - durchschnittlich bis gut. Abzuwarten bleibt, inwieweit sich die durch das kühle und feuchte Frühjahr verkürzte Blütezeit auf die Erträge ausgewirkt hat und wie die Ölgehalte ausfallen werden. Schwierigkeiten bei der Ernte von Raps könnten durch eine ungleichmäßige Abreife der Schoten auftreten.

Die bedeutendste Getreidekultur in Deutschland ist mit einer Anbaufläche von 3 Millionen Hektar der Winterweizen. Allerdings kommt Winterweizen von den in Deutschland angebauten Getreidearten - abgesehen von Mais - am spätesten zur Abreife. Aus diesem Grunde und vor dem Hintergrund der Vegetationsverzögerungen wurde bisher so gut wie kein Winterweizen gedroschen. Die kühle und feuchte Witterung im Frühjahr hat den Weizenbeständen im Prinzip nicht geschadet. Die gute Wasserversorgung hat jedoch dazu geführt, dass sich das Wurzelwerk der Weizenpflanzen vielfach nicht gut entwickelt hat. Dies wirkt sich während der aktuellen Schönwetterphase mit hohen Temperaturen negativ auf die Weizenbestände aus. Regional ist schon zu erkennen, dass die Weizenbestände zu schnell abreifen, also in die Notreife gehen. Folglich werden die Hektolitergewichte niedriger ausfallen als zunächst erhofft, so dass diese Weizenbestände ihr Ertragspotenzial nicht werden ausschöpfen können.

Schwierig gestaltet sich die aktuelle Situation auch für die Maisbestände. Schon die recht niedrigen Temperaturen haben den Wärme liebenden Maispflanzen vielfach einen schweren Start beschert, weswegen sich die Bestände nur unzureichend entwickelt hatten. In der aktuell trockenen und heißen Wetterphase zeigen die Maispflanzen vielerorts nun erste Anzeichen von Trockenstress. Wie stark sich die derzeitigen Witterungsbedingungen auf die Körnermaiserträge auswirken werden, wird sich bei der im Herbst beginnenden Maisernte zeigen.

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 24. Juli 2013
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juli 2013