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MARKT/2222: Vertrauen in die Wertschöpfungskette durch mehr Verständnis füreinander steigern (idw)


Universität Witten/Herdecke - 05.04.2017

Vertrauen in die Wertschöpfungskette durch mehr Verständnis füreinander steigern

160 Entscheider aus der Lebensmittelbranche trafen sich zur ZNU-Zukunftskonferenz Food an der Uni Witten/Herdecke


Die gut 160 Teilnehmer der diesjährigen ZNU-Zukunftskonferenz, (Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung ZNU), die am 29. März 2017 an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) zusammenkamen, waren sich in dem Punkt einig, dass nur ein stärkeres Verständnis für die einzelnen Partner in der Wertschöpfungskette zu wirklich mehr Transparenz und damit Vertrauen führen könne.

Keynote-Speaker Prof. Dr. Klaus Töpfer sagte in seinem beeindruckenden Vortrag, man solle besser von Wertschöpfungskreisen sprechen, da auch der Verbraucher selber mit seinem Handeln im Haushalt und anschließender Entsorgung respektive Weiternutzung von Dingen einen wichtigen Faktor in der "Kreislaufdenke" spiele. Darüber hinaus plädierte Töpfer auch für eine Stärkung der "sharing economy", sei es doch beispielsweise auf Dauer nicht tragbar, das "unzählige Autos tagsüber rumstehen und nicht genutzt werden." Grundsätzlich sprach Töpfer über die großen, rahmenpolitischen Themen und unterstrich dabei, dass "je mehr Stabilität in der Welt herrsche, desto nachhaltiger Wertschöpfungsprozesse werden können."

Gestartet war die Konferenz mit einem aufrüttelnden Impulsvortrag von Arved Fuchs. Der Abenteurer und Klimaforscher betonte, wie wichtig es sei, "dem Thema Nachhaltigkeit und insbesondere auch dem Klimaschutz glaubwürdig und mit Leidenschaft zu begegnen." Hierbei gelte es auch, "die lokale Bevölkerung in die Lage zu versetzen, mehr Verantwortung vor Ort übernehmen zu können", so Fuchs weiter.

Die Topvertreter von Handels- und Herstellerseite waren sich einig, dass es nur gemeinsam und mit einem stärkeren Austausch untereinander zu mehr Nachhaltigkeit und damit auch Vertrauen kommen könne. Florian Schütze von Lidl erläuterte, dass Lidl sich mittlerweile in zahlreichen, für das Handelsunternehmen wesentlichen Themen fundiert auf den Weg gemacht habe und er hob hervor, dass sich die "Glaubwürdigkeit durch unabhängige Zertifizierungen steigern ließe. Dies machte auch Michael Durach von Develey im Rahmen seiner Beiratsbegrüßung deutlich, er betonte, wie sinnvoll es sei, ein unabhängiges Bewertungssystem wie den ZNU-Standard für mehr Vertrauen zu nutzen.

Guido Wolf von Ültje wünschte sich seitens des Handels, mehr Infos zur Absatzplanung zu bekommen, um somit unter anderem auch Lebensmittel-Abfälle vermeiden zu können. Weiterhin war es Wolf wichtig "Transparenz und faire Verteilung in der gesamten Kette zu schaffen und nicht nur die vor- und nachgelagerten Stufen zu beachten. Insbesondere müsse mehr Wertschöpfung in die Ursprungsländer verlagert werden."

In die gleiche Kerbe schlug auch Andreas Schindler von Don Limón, der einen besonderen Fokus auf die Entwicklungsländer legte. "Wir müssen die Menschen und deren Kultur und Denkweisen im Ursprung besser verstehen und akzeptieren und nicht nur unsere Maßstäbe an das Handeln anlegen", so Schindler.

Die Ansichten seiner beiden Herstellerkollegen teilte auch Josef Stitzl von Hochland. Er hob aber auch hervor, wie wichtig es sei, "Werte zuallererst im eigenen Unternehmen zu leben". Stitzl beschrieb darüber hinaus sehr verständlich die großen Zusammenhänge der Milchpreisentwicklung und machte den Teilnehmern deutlich, dass dieser Preis von zahlreichen, auch europapolitischen Rahmenbedingungen abhängig ist.

Im Rahmen der "Arena für Nachhaltige StartUps" gab es drei inspirierende Impulse: Karolin Trockels stellte ihre "Glücksmoment GmbH" vor, in der sie hochwertige Bioprodukte herstellt. Verena Bahlsen erläutert mit ihrem Unternehmen "HERMANN'S", warum Bahlsen ein Ökosystem baut und wie wichtig es sei, wirkliche Innovationen frühzeitig zu entdecken und hierdurch langfristig für den Markt gewappnet zu sein. Der Verein "EinDollarBrille e.V." zeigte auf, wie Menschen mit Sehbehinderung eine neue Lebensperspektiven erhalten können und wie durch dieses Projekt Wertschöpfung in die Entwicklungsländer gebracht werden kann.

Mit welchen konkreten Instrumenten das Vertrauen in die Wertschöpfungsketten gesteigert werden kann, zeigten die ZNU-Impulse von Kesta Ludemann zum ZNU-Standard "Nachhaltiger Wirtschaften", von Dr. Ulrike Eberle und Verena Timmer zur Produktnachhaltigkeit und von Dr. Katrin Nitz von L'Oréal mit ihrer am ZNU betreuten Doktorarbeit zur stärkeren Integration von Nachhaltigkeit in die Jahresgespräche zwischen Handel und Herstellern.

Für die Jubiläumskonferenz im kommenden Jahr versprach die Projektleiterin der ZNU-Zukunftskonferenz, Alicia Seifer, einige Neuerungen. Die beiden ZNU-Leiter Dr. Christian Geßner und Dr. Axel Kölle rieten allen Interessierten, "sich am 17./18. April 2018 überraschen zu lassen" und wünschten sich, weiterhin so viel Vertrauen in die Arbeit des ZNU zu erfahren.


Das ZNU - Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung ist ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut innerhalb der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Als Nachhaltigkeitsinitiative von Wirtschaft und Wissenschaft arbeitet das ZNU in den Bereichen Forschung, Lehre, Weiterbildung und Konferenzen daran, Nachhaltigkeit für Führungskräfte von heute und morgen greifbar zu machen und für die Chancen Nachhaltiger Unternehmensführung zu begeistern.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution226

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Witten/Herdecke, Kay Gropp, 05.04.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2017

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