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MARKT/2258: Gebündelte Milch - Wie erreicht man faire Lieferbedingungen (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 421 - Mai 2018
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Gebündelte Milch
Wie erreicht man faire Lieferbedingungen

von Marcus Nürnberger


Wenn sich Milchbauern in Erzeugergemeinschaften (EZG) zusammenschließen, dann, weil sie alternative Vermarktungswege erschließen wollen. Der stetig voranschreitende Konzentrationsprozess bei den Molkereien macht es für Einzelbetriebe, aber auch für Erzeugergemeinschaften, nicht leicht, neue Abnehmer zu finden. In der Vergangenheit war die Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft (BMG) eine Möglichkeit, die von vielen neu gegründeten Erzeugergemeinschaften genutzt wurde. Nach Einschätzung von Peter Guhl, Milchbauer und Vorstandsvorsitzender der MEG Milchboard, war die Insolvenz der BMG zum einen auf Fehler im Management zurückzuführen, kam aber der Branche, in diesem Fall den anderen Molkereien, auch sehr gelegen, was sich seiner Einschätzung nach in der fehlenden oder nur sehr zögerlichen Unterstützung ablesen lässt. In der Konsequenz hat der Wegfall der BMG zur Auflösung vieler Erzeugergemeinschaften geführt. All diese Bauern, so Guhls Einschätzung, werden zukünftig nicht mehr für ein alternatives Vermarktungsprojekt zur Verfügung stehen.

Neue Verträge

Doch was kann man tun, wenn man aus den bestehenden Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber den Molkereien herauskommen und eine rückwärts gerichtete Preisgestaltung zu Lasten der Milchbauern verändern will? Die MEG Milch Board fordert einen ordnungspolitischen Eingriff durch die Politik. Konkret fordert sie, dass auf der Grundlage des Art. 148 (V0 (EU) Nr. 1308/2013) der gemeinsamen Marktordnung die Lieferbeziehungen zwischen Milchproduzenten und Molkereien neu geregelt werden. "Der nationale Gesetzgeber kann dementsprechend für sein Gebiet eine generelle Vertragspflicht einführen. Die Verträge müssen insbesondere Regelungen zum Preis, zur Menge und zur Laufzeit aufweisen", so die MEG Milch Board in ihrem Mitgliederrundbrief.

Wenig Unterstützung erfährt diese Forderung seitens der aufgeforderten Politiker und seitens des Bundeslandwirtschaftsministeriums sowie der neuen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Hier verweist man auf den mangelnden Rückhalt für diese Idee unter den Erzeugern und geht davon aus, dass die "Branche" allein Lösungen finden wird. Guhl allerdings sieht die Notwendigkeit, zuerst diese vermeintliche Branche sauber zu definieren. Kurzerhand Milchbauern, Molkereien, Milchhändler und den Handel zu einer Branche zu machen, allein weil alle mit Milch zu tun haben, ignoriert die sehr unterschiedlichen Interessen, aber auch die unterschiedlichen Größen- und damit Machtverhältnisse. Wünschenswert wäre eine Orientierung an den einzelnen Wertschöpfungsebenen, z. B. die Milchproduzenten als Branche zu definieren. Mit Blick auf die Agrarministerkonferenz erhofft sich Guhl ein klares Signal. Sowohl in Bayern als auch in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern gebe es deutliche Anzeichen, die auf eine mehrheitliche Entschließung der Agrarministerkonferenz Ende April in Münster zugunsten von Rohmilchlieferungen nur und ausschließlich aufgrund schriftlicher Verträge hoffen ließen. Gefordert wird eine vertragliche Regelung, welche die konkrete Menge in kg, die über eine bestimmte Laufzeit geliefert werden darf und muss und den konkreten Preis in Euro/kg festschreibt. Dass dieses System funktioniert, so Guhl, beweise seine EZG immer wieder. Im vergangenen Jahr haben die beteiligten Bauern die vereinbarte Menge zu 99,16 Prozent abgeliefert.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 421 - Mai 2018, S. 7
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2018

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