Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → ERNÄHRUNG


MARKT/2278: Kritik - Frühkartoffeln aus Ägypten werden billiger verkauft als heimische Ware (AbL)


AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Pressemitteilung - Berlin, 12.04.2019

AbL-Kritik:
Frühkartoffeln aus Ägypten werden billiger verkauft als heimische Ware


Zu einem Preis von 1,79 Euro/kg bietet ein deutschlandweit agierendes Unternehmen seit dieser Woche in seinen Berliner Biosupermärkten Bio-Frühkartoffeln aus Ägypten an. Die regional erzeugten Bio-Kartoffeln der letztjährigen Ernte kosten im gleichen Laden 2,29 Euro/kg und sind damit 50 Cent teurer als die Importware aus dem Wüstenstaat. Bei beiden Angeboten handelt es sich um festkochende Sorten des Bioanbauverbandes Demeter. In Stuttgart werden bei einem Verbundpartner die Bio-Frühkartoffeln der gleichen Sorte aus Ägypten zu 2,49 Euro/kg verkauft.

Für Phillip Brändle, Mitglied im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der aktuell versucht, sich in Brandenburg auch durch die Produktion von Biokartoffeln eine landwirtschaftliche Existenz aufzubauen, ist das Billig-Angebot alleine aufgrund des Vorhandenseins regionaler Kartoffeln nicht nachvollziehbar: "Zwar neigen sich die Läger mit regionalen Biokartoffeln langsam dem Ende entgegen, aber Kolleginnen und Kollegen sowie Erzeugerzusammenschlüsse haben durchaus noch Kapazitäten, um noch bis Ende April regionale Biokartoffeln nach Berlin zu liefern". Nach Ansicht von Brändle besteht aktuell also noch keine Notwendigkeit, derartige Importware anzubieten. Aber selbst dann gebe die Preisgestaltung auf jeden Fall Anlass zu Kritik: "Wie kann es sein, dass Biokartoffeln aus einem Land, das zu 96 Prozent aus Wüste besteht und von wo aus die Kartoffeln rund 2900 km nach Berlin transportiert werden müssen, 50 Cent je Kilo günstiger sind als die Ware der Bauern aus dem Umland von Berlin?". Brändle weiter: "Was ist das für ein fatales Signal an die regionalen Bäuerinnen und Bauern in Brandenburg, die aktuell die Kartoffeln für die kommende Ernte in den Boden legen?"

Schon seit längerem weist die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) darauf hin, dass auch und gerade im Biomarkt darauf geachtet werden muss, dass nicht die gleichen strukturellen Fehler gemacht werden wie im konventionellen Bereich, in dem in vielen Marktsegmenten nur noch wenige große Konzerne das Sagen haben, die vor allem anderen ihre eigenen Profite verfolgen und denen das Auskommen der Bäuerinnen und Bauern vor Ort offenbar kein Anliegen mehr ist.

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 12. April 2019
AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Bahnhofstraße 31, 590067 Hamm
Telefon: 02381/49 22 20, Fax: 02381/49 22 21
E-Mail: info@abl-ev.de
Internet: www.abl-ev.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang