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VERBAND/1664: Präsident Sonnleitner - Grußwort zum neuen Jahr (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 16. Dezember 2010

Grußwort zum Neuen Jahr

DBV-Präsident Sonnleitner zum neuen Jahr


Liebe Bäuerinnen, Bauern und Landjugendliche,
verehrte Berufskolleginnen und Kollegen,

"Arbeit mit Leidenschaft". So lautete die Botschaft im zu Ende gehenden Jahr für unseren Dialog mit der Gesellschaft. Auch im neuen Jahr - 2011 - wollen wir die Mitbürger und Politiker von den zahlreichen bäuerlichen Leistungen überzeugen, die wir für die Volkswirtschaft unseres Landes, für den Wohlstand unserer Bürger, für eine intakte Natur und unsere unverwechselbaren Kulturlandschaften tagtäglich erbringen. Auch wollen wir damit zeigen, dass die EU-Agrarpolitik ein Gewinn für Verbraucher wie Landwirte ist.

Wir müssen uns als Land- und Forstwirtschaft mit unseren Werten und Wertvorstellungen noch besser in der Öffentlichkeit einbringen. Wir können es nicht zulassen, dass wir - wie vor 10 Jahren bei der BSE-Krise - zum Buhmann gemacht werden. Jeder Einzelne ist gefordert, aufzuklären und klarzustellen, wenn Landwirtschaft nur noch aus der Ferne wahrgenommen oder nur noch durch Schlagworte wie Industrialisierung, Agrarsubventionen, Artenverarmung oder Tierquälerei beschrieben wird. Wir Bauern haben weder auf dem Acker noch in den Ställen etwas zu verbergen. Sicher, der "Tag des offenen Hofes" oder auch der Kontakt als Direktvermarkter oder als Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof zu Städtern und Verbrauchern sind sehr erfolgreiche Formen des Dialogs. Wir können auch neue Wege in der Ansprache junger Gesellschaftsgruppen gehen, etwa mit unserer Internetseite die-deutschen-bauern.de oder mit Facebook. Bei Stallbauten wird man gut daran tun, sich dem Gespräch mit der Bevölkerung schon im Vorfeld der Planungen zu öffnen und nicht erst nach Gründung einer Bürgerinitiative gegen das Bauvorhaben aktiv zu werden.

Nach gleichem Prinzip suchen wir als Bauernverband frühzeitig das politische Gespräch in der nationalen und europäischen Gesetzgebung. Gerade auch 2010 haben wir mit schlüssiger Argumentation und Nachdruck unserer Verbandsarbeit eine ganze Menge für unsere Bauernfamilien und Betriebe erreicht - ich erinnere an die Entfristung der abgesenkten Agrardieselbesteuerung, an die Hilfen für die Milchbauern, an die Verringerung der Beiträge zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung, an ein sachgerechteres EEG-Regelwerk.

Auch bei der Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik für den Zeitraum 2014 bis 2020 heißt es für uns, sich frühzeitig einzumischen, wie wir es schon bei unserem Deutschen Bauerntag im Gespräch mit EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos und jüngst bei der Vorstellung der ersten Vorschläge getan haben. Bis zu den endgültigen Beschlüssen im Parlament und Ministerrat wird es noch ein zähes Ringen zwischen den europäischen Institutionen und den 27 Mitgliedstaaten geben; in der Schlussphase sicherlich ein Hauen und Stechen. Deshalb ist es gut zu wissen, dass ohne eine Mehrheitsentscheidung für eine künftige Agrarpolitik die "alte" Agrarpolitik nicht ausläuft, sondern auch über 2013 hinaus weiterlaufen wird. Und es ist gut zu wissen, dass ohne Entscheidungen über den künftigen Gesamthaushalt der EU nach 2014 keine Entscheidungen über die künftige Agrarpolitik fallen werden.

Auch hier gibt es jede Menge von Zerrbildern, der sich die Kritiker bedienen, voran mit der Behauptung, die Agrarpolitik "verschlinge" die Hälfte des gesamten EU-Haushalts. Doch mit "Hau-drauf" unsererseits ist es nicht getan. Vielmehr müssen wir die Tatsachen mit Geduld belegen: Wie grundlegend sich die Agrarpolitik schon in den letzen Jahren gewandelt hat, wie viele der seitens der Gesellschaft geäußerten Wünsche von uns erfüllt wurden, wie hervorragend - in Qualität und Preis - sich unsere Bevölkerung ernähren kann. Wir dürfen nicht müde werden mit der Argumentation, dass die Gemeinsame Agrarpolitik der einzige voll vergemeinschaftete Bereich ist, dass 60-Milliarden Euro für den EU-Agrarhaushalt nur ein 1 Prozent der öffentlichen Ausgaben ausmachen - dass die Agrarpolitik jeden europäischen Bürger nicht mehr als 29 Cent am Tag kostet! Die Direktzahlungen in Form von Betriebsprämien sind schon aufgrund offener Grenzen und der hohen europäischen Standards voll berechtigt, für alle Betriebe existenziell notwendig. Weil wir in Deutschland mit der Umsetzung der EU-Agrarreform von 2003 aber schon 10 Jahre weiter sind als die meisten anderen Mitgliedstaaten, werden wir nicht zulassen, dass die EU-Agrarpolitik vorrangig unter dem Aspekt der Umverteilung diskutiert wird.

Lassen Sie uns das Jahr 2011 mit Selbstbewusstsein und Gottvertrauen angehen. Von Herzen danke ich allen Mitgliedern und Mitstreitern für Ihr Engagement im zurückliegenden Jahr. Ich hoffe, dass wir 2011 weiter als Interessenvertretung vorankommen werden und manchen schönen Erfolg erstreiten werden. Lassen Sie uns weiter zusammenrücken, dass wir zusammen halten. Allen Bäuerinnen, Bauern und Landjugendlichen wünsche ich ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr!


Gerd Sonnleitner
Präsident des Deutschen Bauernverbandes


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. Dezember 2010
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2010