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VERBAND/2125: Glyphosat - Ökolandbau zeigt, wie Landwirtschaft ohne Herbizide funktioniert (BÖLW)


Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW e.V.)
Pressemitteilung vom 4. März 2016

Glyphosat ist nicht die Antwort

Ökolandbau zeigt, wie Landwirtschaft ohne Herbizide funktioniert


Berlin, 04.03.2016. Der umstrittene Herbizidwirkstoff Glyphosat soll nach Willen der EU-Kommission weitere 15 Jahre zugelassen werden. Auch die Abgeordneten von CDU/CSU und SPD im Bundestag sprachen sich nicht gegen Glyphosat aus. Kommende Woche sollen die EU-Mitgliedsstaaten über eine Zulassungsverlängerung entscheiden - weitgehend ohne Mengen- oder Anwendungsbeschränkung. Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert:

"Kein Pestizid wird in Deutschland mehr eingesetzt als Glyphosat. Das Totalherbizid beseitigt alle grünen Pflanzen und schädigt als Nebenwirkung viele Bodenorganismen und damit die Fruchtbarkeit und die Stabilität von Böden. Die Weltgesundheitsorganisation stufte es als 'wahrscheinlich krebserregend' ein. Glyphosat und andere Pestizide belasten Gewässer, schädigen Artenvielfalt und verursachen so hohe Folgekosten. Eine Landwirtschaft, die von Glyphosat und Co. abhängt, zerstört ihre eigenen Produktionsgrundlagen: Böden, Wasser und Artenvielfalt. Genug Gründe, um den Unkrautvernichter aus dem Verkehr zu ziehen.

Wer für Glyphosat stimmt, torpediert den notwendigen Umbau der Landwirtschaft Richtung Nachhaltigkeit. Im Koalitionsvertrag hatten CDU/CSU und SPD noch angekündigt, nachhaltige Pflanzenschutzverfahren zu stärken. Wir erwarten deshalb von Landwirtschaftsminister Schmidt sich im Sinne des Vorsorgeprinzips gegen weitere 15 Jahre Glyphosat auf den Äckern auszusprechen.

Schmidt hatte selbst betont, wie entscheidend die wissenschaftliche Bewertung von Glyphosat sei. Dass entscheidende Gremien wie die Europäische Chemikalienagentur oder die Pestizidexperten der WHO ihre Bewertung noch gar nicht abgegeben haben und bereits veröffentlichte Gutachten zu Glyphosat keine eindeutigen Ergebnisse zeigen, sind weitere gute Gründe, die Zulassungsverlängerung in Brüssel verhindern.

Ein Ja zu Glyphosat konterkariert das Ziel des EU-Gesetzgebers, die Abhängigkeit vom chemischen Pflanzenschutz zu reduzieren und die Vorgabe, chemische Mittel beim Schutz der Pflanzen nur dann einzusetzen, wenn es keine Alternative gibt. 25.000 Bio-Betriebe in Deutschland zeigen, wie Öko-Pflanzenschutz ohne Herbizide funktioniert. Bio-Bauern schützen ihre Pflanzen ökologisch und halten Unkräuter mit innovativen Verfahren erfolgreich, ohne Risiko für Mensch und Umwelt und ohne externe Kosten im Zaum."


Was der Pestizideinsatz kostet, hat das Schweizer Institut Infras in einer Pilotuntersuchung errechnet. Demnach lagen im Studienzeitraum die volkswirtschaftlichen Kosten des Pestizideinsatzes - Gesundheitsschäden, Ökosystemschäden, Regulierungsaufwand - bei 40 bis 80 % der Gesamtausgaben für Pestizide. Die Studie lesen Sie auf:
http://www.infras.ch/d/news/displaynewsitem.php?id=5160
und eine Zusammenfassung in der BÖLW-Broschüre "Zahlen, Daten, Fakten - die Bio-Branche 2016" (Kapitel 10), s.
http://www.boelw.de/fileadmin/Veranstaltungen/BIOFACH/ZDF/BOELW_ZDF_2016_web.pdf

Wie Glyphosat das Bodenleben beeinflusst, lesen Sie unter anderem in der Studie "Glyphosate and glyphosate-resistant crop interactions with rhizosphere microorganisms", Abstract auf
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1161030109000641

Mehr Infos zu Glyphosat lesen Sie im Dossier "Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")" des Informationsdienstes Gentechnik auf:
http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/gift-und-gentechnik/glyphosat-roundup-herbizide/.


Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. März 2016
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW e.V.)
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Joyce Moewius, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 030-28482-307, Fax: 030-28482-309
E-Mail: moewius@boelw.de
Internet: www.boelw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2016

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