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VERBAND/2371: Statement zur Studie der TU München zum Insektensterben (BÖLW)


Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW e.V.)
Pressemitteilung vom 30. Oktober 2019

BÖLW-Statement zur Studie der TU München zum Insektensterben


Berlin, 30.10.2019. Heute veröffentlichen Forscher der Technischen Universität München eine umfassende Studie, zum Insektensterben in Deutschland. Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert:

"Die neue Studie der TU München bestätigt auf erschreckende Weise bereits vorliegende Erkenntnisse. Das Artensterben setzt sich unvermindert fort und auch auf Grünland sind zwei Drittel der Insekten verschwunden.

Es muss uns klar werden, dass es hier nicht um das Hobby von Schmetterlingskundlern geht, sondern um die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme. Wenn Öko-Systeme nicht mehr intakt sind, können wir auch keine Nahrung mehr produzieren.

Auch wenn es nach Aussage der Forscher schwierig bleibt, Ursachen für das Insektensterben unmittelbar zuzuordnen, so ist doch klar, dass die Art und Weise der Landnutzung eine entscheidende Rolle für die Lebewesen spielt. Das zeigt sich u.a. daran, dass der Insektenrückgang vor allem auf solchen Grünlandflächen besonders stark ist, die von Acker umgeben sind. Die Wirkungszusammenhänge sind vielfältig: so hat die Evolution die Natur nicht darauf vorbereitet, mit chemisch-synthetischen Stoffen wie Pestiziden umzugehen, viele Organismen werden dadurch unmittelbar geschädigt. Die viel zu hohen Stickstofffrachten führen in den Ökosystemen zu einem enormen Selektionsdruck zugunsten von Arten, die von Stickstoff profitieren.

Wir werden das dramatische Artensterben nicht dadurch stoppen, dass wir durch technische Verbesserungen weniger vom Falschen machen oder durch isolierte Maßnahmen wie Blühstreifen punktuell entlasten - auch wenn solche Maßnahmen ein guter Einstieg sind. Vielmehr müssen Bäuerinnen und Bauern lernen, stabile Produktionssysteme aufzubauen, die ohne den Einsatz von Hilfsmitteln wie Mineraldünger oder chemisch-synthetische Pestizide auskommen und die Funktionsprinzipien natürlicher Ökosysteme intelligent nachahmen.

Damit das klar gesagt ist: es geht nicht um Schuldzuweisung an Bauern. Es geht darum, dass wir auch in der Landwirtschaft Wege finden, naturverträglich zu wirtschaften - und zwar schnell, denn auch unsere eigenen Produktionsvoraussetzungen stehen auf dem Spiel. Das System des Ökolandbaus hat zwar wissenschaftlich eindeutig belegte Vorteile für die Artenvielfalt. Trotzdem müssen alle, Ökolandwirte und ihre konventionellen Kolleginnen und Kollegen, bereit sein, neue Wege zu gehen, um dem Verlust an biologischer Vielfalt ein Ende zu setzen!"


Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von über 46.000 Bio-Betrieben mehr als 10 Mrd. Euro umgesetzt.

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Quelle:
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW e.V.)
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Telefon ++49 (0)30.28482-300, Fax ++49 (0)30 28482-309
E-Mail: info@boelw.de
Internet: www.boelw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2019

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