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ASYL/1460: Afghanistan - Land im Chaos, Kämpfe gehen weiter. Abgeschoben wird trotzdem (Pro Asyl)


Pro Asyl - Pressemitteilung vom 11. März 2020

Afghanistan: Land im Chaos, Kämpfe gehen weiter - abgeschoben wird trotzdem

PRO ASYL zum 33. Sammelabschiebeflug nach Kabul


Für den heutigen Mittwoch ist der mittlerweile 33. Sammelabschiebeflieger in die afghanische Hauptstadt Kabul geplant, vermutlich vom Flughafen in Leipzig aus. Das Land droht in einem völligen Chaos aus Gewalt und Machtkämpfen zerrissen zu werden. PRO ASYL fordert erneut einen Abschiebestopp nach Afghanistan. Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung immer noch nicht davon ablässt, Menschenleben aufs Spiel zu setzen.

Der vor kurzem ausgehandelte »Friedensvertrag« zwischen der US-Regierung und den Taliban sieht den Abzug der US-Truppen vor. Die afghanische Regierung war nicht beteiligt. In der Zivilbevölkerung herrscht enorme Verunsicherung über einen Rollback durch die Taliban, der die wenigen Fortschritte beispielsweise für Frauenrechte der vergangenen Jahre zunichtemachen könnte. Wie die Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban nun vonstattengehen sollen, ist völlig unklar.

Derweil gehen die Kämpfe und Anschläge in Afghanistan weiter. Der Waffenstillstand zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung war nicht der Rede wert: An nur einem Tag gab es 33 Angriffe der Taliban in 16 von 34 afghanischen Provinzen. Noch am 6. März kamen durch einen großen Anschlag in Kabul mehr als 30 Menschen ums Leben, mehr als 80 wurden verletzt. Der IS reklamierte die Tat für sich.

Ein Vertreter der UNAMA-Mission in Afghanistan geht davon aus, dass kaum noch ein*e Zivilist*in in Afghanistan nicht von der Gewalt im Land betroffen gewesen sei. Der aktuelle UNAMA-Bericht legt offen, dass Afghanistan 2019 bereits im sechsten Jahr hintereinander mehr als 10.000 Opfer jährlich zu beklagen hat.

Zur völlig desolaten Sicherheitslage im Land kommt eine Regierungskrise hinzu: Am vergangenen Montag haben sich sowohl der bisherige Präsident Ashraf Ghani als auch sein Kontrahent Abdullah Abdullah jeweils zu Wahlsiegern der Präsidentschaftswahlen im vergangenen Herbst erklärt. Auf Videoaufnahmen ist zu beobachten, wie noch während der Antrittsrede von Ghani Raketeneinschläge in unmittelbarer Nähe zu hören sind.

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Quelle:
Pro Asyl - Pressemitteilung vom 11. März 2020
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2020

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