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WISSENSCHAFT/1129: Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2012 an Nachwuchswissenschaftler verliehen (idw)


Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 15.03.2012

Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2012: Exzellenter Nachwuchs aus allen Fachbereichen

Jeweils drei Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet


Die neuen Trägerinnen und Träger des wichtigsten Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland stehen fest. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufene Auswahlausschuss wählte jetzt drei junge Wissenschaftlerinnen und drei junge Wissenschaftler für die "Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2012" aus. Ausgezeichnet werden:

Dr. Denis Gebauer, Chemie, Universität Konstanz
Dr. Lisa Kaltenegger, Physik, Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg
Dr. Katrin Paeschke, Biochemie, Universität Würzburg
Dr. Stefan Roth, Informatik, Technische Universität Darmstadt
Dr. Pieter Samyn, Fertigungstechnik, Universität Freiburg
Dr. Yee Lee Shing, Psychologie, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Insgesamt 125 Kandidatinnen und Kandidaten aus allen Fachgebieten waren für die Preisrunde 2012 vorgeschlagen worden. "Besonders beeindruckend war in diesem Jahr die Internationalität der Preisträger. Diese zeigt sich sowohl in den Personen als auch an den wissenschaftlichen Werdegängen und Forschungsausrichtungen der Preisträgerinnen und Preisträger", sagte die Vorsitzende des Auswahlausschusses, DFG-Vizepräsidentin Professor Dorothea Wagner, nach der Entscheidung. Erfreulich sei auch, dass es drei Preisträgerinnen und drei Preisträger gebe. "Insgesamt war die Qualität der eingereichten Vorschläge so hoch, dass auch zehn Preise hätten vergeben werden können", betonte Wagner.

Verliehen werden die Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2012 am 23. Mai, 14 Uhr, in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen in Berlin.


Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger im Einzelnen:

Dr. Denis Gebauer (33), Chemie, Universität Konstanz
Als hervorragender Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der physikalischen Chemie wird Denis Gebauer mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis ausgezeichnet. Bereits seine Pionieruntersuchungen am System Calciumcarbonat resultierten in bahnbrechenden Entdeckungen, die die wissenschaftliche Sichtweise von Nukleation und Kristallisation revolutionierten und ebenso entscheidend für technische Prozesse sind. Trotz seines jungen Alters ist sein Name bereits untrennbar mit Pränukleationsclustern verbunden. In Zusammenarbeit mit einer australisch-englischen Forschergruppe arbeitet Gebauer an den in seiner Dissertation entwickelten Hypothesen zu Kristallisationsvorgängen und baut zur Zeit als Habilitand an der Universität Konstanz seine eigene Arbeitsgruppe auf. Mit seinen Forschungsergebnissen liefert er unter anderem ein Werkzeug zur Kontrolle von Kristallstrukturen, die beispielsweise in der Pharmazie von großer Bedeutung sind.

Dr. Lisa Kaltenegger (34), Physik, Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg
Mit der Charakterisierung von Atmosphären um erdähnliche Planeten beschäftigt sich die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger. Seit 2010 ist die erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerin Leiterin einer Emmy Noether-Gruppe am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und gleichzeitig Research Associate des Harvard Smithsonian Center for Astrophysics. Kaltenegger, die ebenso über ein umfassendes ingenieurtechnisches Wissen verfügt, bestimmt die internationale Entwicklung auf dem Gebiet der Modellierung der Atmosphären um erdähnliche Planeten und ihrer Wechselwirkungen mit der Planetenoberfläche. Sie verfügt über eines der wichtigsten Werkzeuge zur Analyse von astronomischen Spektren extrasolarer Planeten und ist damit zu einem gefragten Ansprechpartner für Gruppen weltweit geworden. Sie gilt als eine der produktivsten jungen Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der modernen Astrophysik.

Dr. Katrin Paeschke (31), Biochemie, Universität Würzburg
Seit 2011 wird die erfolgreiche Biochemikerin Katrin Paeschke im Rahmen des Emmy Noether-Nachwuchsprogramms der DFG gefördert und etabliert gegenwärtig am Biozentrum der Universität Würzburg ihre eigene Arbeitsgruppe. Bereits während ihrer Promotion über viersträngige, sogenannte "G-Quadruplex"-Strukturen von DNA und RNA erwies sie sich als junge Wissenschaftlerin mit enormem Potenzial. Die Ergebnisse ihrer Dissertation stellen einen Meilenstein in der G-Quadruplex-Forschung dar. In ihrem Postdoktorat an der Princeton University (USA) widmete sich Paeschke der Bedeutung von viersträngigen Strukturen für die eukaryotische DNA-Replikation am Modellorganismus der Bäckerhefe. Mit ihrer eigenen Arbeitsgruppe plant sie nun, diese äußerst erfolgreiche Forschung weiterzuführen mit dem Ziel, das im Modellsystem Hefe gewonnene Wissen auf den Menschen zu übertragen und in einen krankheitsrelevanten Zusammenhang zu bringen.

Dr. Stefan Roth (34), Informatik, Technische Universität Darmstadt
Im Alter von nur 30 Jahren wurde der Informatiker Stefan Roth als Juniorprofessor an die TU Darmstadt berufen. Seine Berufung folgte direkt im Anschluss an seine Promotion, die er am Department of Computer Science der Brown University (USA) ablegte. Seine Dissertation wurde vom dortigen Fachbereich für den ACM Doctoral Dissertation Award 2007 nominiert, die höchste Auszeichnung für Promotionen in der Informatik in den Vereinigten Staaten. In seiner noch jungen wissenschaftlichen Karriere hat sich Roth ein international weit sichtbares wissenschaftliches Profil in der Computer Vision erarbeitet. Die von Roth erzielten Fortschritte haben die Bildverarbeitung und Mustererkennung deutlich vorangebracht. Insbesondere zeichnen sich die von ihm entwickelten Verfahren neben ihrer soliden mathematisch-statistischen Basis auch durch ihre hohe Robustheit in realistischen Szenarien aus.

Dr. Pieter Samyn (33), Fertigungstechnik, Universität Freiburg
Auf die nachhaltige Nutzung natürlicher Materialien konzentrieren sich die aktuellen Arbeiten des vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlers Pieter Samyn. In seiner bisherigen akademischen Karriere forschte der Fertigungstechniker sehr erfolgreich auf dem Gebiet der biobasierten Polymere und der Fasertechnologie, indem er die Bereiche der mechanischen und der chemischen Wissenschaften sowie der makromolekularen Nanotechnologie zusammenführte. Seit 2011 ist Samyn Juniorprofessor an der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der Universität Freiburg. Hier entwickelt er sein neues Forschungsprogramm, bei dem es um die nachhaltige Nutzung von Biomaterialien aus der Forstwirtschaft als nanoskalierte Bausteine für funktionale biobasierte Kompositmaterialien geht. So will Samyn neue Anwendungsbereiche für erneuerbare biobasierte Rohstoffe definieren, beispielsweise im Bereich der Textilienbeschichtung oder der Sensorindustrie.

Dr. Yee Lee Shing (31), Psychologie, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Die Entwicklungspsychologin Yee Lee Shing erforscht die Entwicklung des episodischen Gedächtnisses über die Lebensspanne. Durch den direkten Vergleich zwischen Kindern und älteren Erwachsenen konnte sie erstmalig nachweisen, dass sich Komponenten des episodischen Gedächtnisses über die Lebensspanne unterschiedlich entwickeln. Diese Erkenntnisse sind von bleibendem Wert für die entwicklungspsychologische Forschung. Bereits mit ihrer Doktorarbeit konnte Shing, die als äußerst zielstrebige und kreative Wissenschaftlerin gilt, einen gewichtigen Beitrag zur Gedächtnisforschung leisten und somit zugleich die Grundlagen für ein eigenes Forschungsprojekt legen. Im Alter von 31 Jahren ist Shing bereits international als Wissenschaftlerin anerkannt und erhielt ein Angebot auf eine W2-Minerva-Position am MPI für Bildungsforschung, die sie Anfang 2012 angetreten hat.


Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 jährlich vergeben. Die Auszeichnung ist aus Sicht der DFG Anerkennung und zugleich Ansporn, die wissenschaftliche Laufbahn geradlinig weiterzuverfolgen, und genießt als solche hohes Ansehen: In einer Umfrage des Magazins "bild der wissenschaft" wurde der Heinz Maier-Leibnitz-Preis von den bedeutendsten Forschungseinrichtungen zum drittwichtigsten Wissenschaftspreis in Deutschland gewählt - nach dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG und dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten. Der Preis ist mit jeweils 16 000 Euro dotiert, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung gestellt werden.

Der Preispatron Professor Heinz Maier-Leibnitz war Physiker und von 1974 bis 1979 Präsident der DFG. Der nach ihm benannte Preis wurde während seiner Amtszeit an der Spitze der DFG aus der Taufe gehoben und erstmals verliehen.

Ausführliche Informationen zum Preis und den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich unter:
http://www.dfg.de/maier-leibnitz-preis/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution306


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Marco Finetti, 15.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2012