Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → FAKTEN

WISSENSCHAFT/1163: Die Leibniz-Forschungsverbünde V - "Historische Authentizität" (idw)


Leibniz-Gemeinschaft - 24.09.2012

Die Leibniz-Forschungsverbünde V: "Historische Authentizität"



Warum erlebt die Vergangenheit in unserer Zeit einen nie gekannten Boom? Woher rührt das Bestreben, das "Wahre", "Echte", "Originale" zu erhalten bzw. darzustellen? Tagtäglich begegnen wir einer Sehnsucht nach dem "Authentischen", ob nun in Museen, im Film und Fernsehen, in Zeitungen oder Romanen. Der neue Leibniz-Forschungsverbund "Historische Authentizität" geht diesem Phänomen auf den Grund. In einer Kooperation zwischen geschichts-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Einrichtungen und Forschungsmuseen wird die Arbeit am Authentischen interdisziplinär untersucht und eine gesellschaftliche Diskussion über den Wert der Vergangenheit angestoßen.

Die Konservierung historischer Spuren erfolgt über vielfältige Wege. Neben der Verortung von Geschichte in den Erinnerungslandschaften von Museen, Gedenkstätten und Denkmälern weisen auch Schulbücher, Karten, TV- bzw. Internet-Dokumentationen auf die sprachliche und kulturelle Bedeutung von Vergangenheit hin. Dabei wird stets um eine "authentische Vergangenheit" gerungen. Dinge, Orte oder Bilder vermitteln eine vermeintliche historische Authentizität. Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese authentische Erinnerung und Überlieferung ein Mythos, aber einer mit hoher gesellschaftlicher Wirkungskraft. Geschichte erfährt eine lebensnahe, massenwirksame, ökonomische sowie politische Nutzung und Nutzbarmachung. Daraus erwächst die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit für die Zukunft. Was soll erhalten bleiben, was nicht? Was ist authentisch, echt oder original - und wer trifft die Entscheidung darüber? "Hauptanliegen des Leibniz-Forschungsverbundes "Historische Authentizität" ist es, die Prozesse und Kräfte des Erinnerns und des Vergessens auszuloten", sagt Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam und Sprecher des Forschungsverbundes. Themenschwerpunkte bilden die unterschiedlichen Strategien zur Authentifizierung von Vergangenheit, die Modi der Erinnerung sowie Formen der historischen Ablösung und des Vergessens. Die Ergebnisse sollen in den gesellschaftlichen Diskurs über die Ressource Vergangenheit einfließen und einen reflektierten Umgang mit ihr fördern. Die Diskussionen um die Zukunft der Städte und die Probleme einer fortschreitenden Musealisierung unserer Umwelt sollen dadurch neue Impulse erhalten. Zusammen mit vier weiteren bisher bewilligten Forschungsverbünden stärkt der Forschungsverbund "Historische Authentizität" die strategische Ausrichtung der Leibniz-Gemeinschaft auf zentrale und aktuelle Themen von Wissenschaft und Gesellschaft und bündelt die vielfältigen Kompetenzen ihrer Einrichtungen und Partner. So sind am Forschungsverbund "Historische Authentizität" insgesamt 17 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft aus drei unterschiedlichen wissenschaftlichen Sektionen beteiligt. Darüber hinaus konnten bereits drei externe Kooperationspartner für die interdisziplinäre Zusammenarbeit gewonnen werden.


Beteiligte Einrichtungen am Leibniz-Forschungsverbund "Historische Authentizität":
  • Deutsches Bergbau-Museum, Bochum (DBM),
  • Deutsches Museum, München (DM)
  • Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven (DSM)
  • Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (GEI)
  • Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (GNM)
  • Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz Gemeinschaft, Marburg (HI)
  • Institut für Deutsche Sprache, Mannheim (IDS)
  • Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin (IfZ)
  • Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz (IEG)
  • Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen (IWM)
  • Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz (RGZM)
  • Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
  • Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main (HSFK)
  • Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig (IfL)
  • Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner (IRS)
  • Museum für Naturkunde Berlin - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN)
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt am Main (SGN)
Externe Kooperationspartner:
  • Deutsches Historisches Museum, Berlin (DHM)
  • Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB)
  • Zentrum Moderner Orient, Berlin (ZMO)

Hintergrund:

Leibniz-Forschungsverbünde sind angelegt als fächergruppenübergreifende und für weitere Kooperationspartner offene, auf ein aktuelles Wissenschaftsproblem ausgerichtete, zeitlich befristete Zusammenschlüsse von Instituten. Die Leibniz-Forschungsverbünde sind damit das Instrument der Leibniz-Gemeinschaft, ihre Forschung strategisch weiter zu entwickeln und die Kompetenzen von Leibniz-Einrichtungen und weiteren Partnern zu bündeln. Leibniz-Forschungsverbünde sollen wissenschaftlich und gesellschaftlich aktuelle Aufgabenkomplexe aufgreifen und mit einem interdisziplinären Ansatz bearbeiten, der Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften mit Geistes- und Sozialwissenschaften verbindet.


Die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, und Sozialwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung, wissenschaftlicher Infrastrukturen und forschungsbasierter Dienstleistungen. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegt intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. über gemeinsame Wissenschaftscampi, und mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Ihre Einrichtungen unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und externalisierten Begutachtungsverfahren. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Daher fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.800 Personen, davon sind ca. 7.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, einschließlich der 3.300 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,4 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr.

Weitere Informationen unter:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution390

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Gemeinschaft, Dipl. Pol. Christian Walther, 24.09.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. September 2012