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INTERNATIONAL/006: Sambia - 800 arme Frauen und eine Maismühle, private Bank beschafft Kapital (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2011

Sambia: 800 arme Frauen und eine Maismühle - Private Bank beschafft Betriebskapital

Von Lewis Mwanangombe


Lusaka, 23. Mai (IPS) - Mit einer vom Staat geschenkten Maismühle, einem auf Mikrokredite spezialisierten privaten Geldgeber und viel Eigeninitiative haben sich 800 Frauen in Chawama, einem rasch wachsenden Armenviertel vor den Toren der sambischen Hauptstadt Lusaka, eine wirtschaftliche Existenz aufgebaut.

Seit zwei Jahren arbeitet die Kooperative 'Chawama Area Women's Association' (CAWA) mit Gewinn, mit dem die in zehn Gruppen aufgeteilte Frauenkooperative bereits weitere bescheidene Verdienstmöglichkeiten finanziert. Einige Frauen verkaufen auf dem Markt Popcorn oder selbst geflochtene Matten und Besen und liefern den Verdienst in der Gemeinschaftskasse ab.

"Die meisten unserer Mitglieder sind verwitwet, HIV-infiziert oder kommen als bitterarme Hausfrauen kaum über die Runden", berichtete Rebecca Mwanza, stellvertretende CAWA-Vorsitzende. "Für sie ist unsere 'Chigayo', (Mühle) die einzige Verdienstmöglichkeit."

CAWA beweist, dass auch in einem armen afrikanischen Land wie Sambia die Existenzgründung durch Mikrokredite mit staatlicher Hilfe und risikobereiten Geldgebern funktionieren kann. 2008 hatten nur 500.000 Sambier einen ordentlichen Job. Der Großteil der zwölf Millionen Einwohner des ostafrikanischen Landes lebt von der Hand in den Mund. Falls überhaupt Geld im Haus ist, passt es bequem in eine alte Keksdose. An dieser Klientel sind Geschäftsbanken kaum interessiert. Über ein Bankkonto verfügen nur acht Prozent der Sambier.

Im Rahmen seiner Förderprojekte hatte Sambias Ministerium für Gleichstellung und Entwicklung CAWA eine Motormühle geschenkt. Um den Kredit, mit dem Treibstoff und die laufenden Kosten finanziert werden sollte, mussten sich die Frauen selbst kümmern. Mit der Eröffnung eines Sparkontos von umgerechnet 40 US-Dollar wurden sie Kunden des auf Mikrokredite spezialisierten privaten Finanzinstituts 'Pulse Financial Services Limited' und erhielten einen Kurzkredit über 100 Dollar. Als er nach zwei Monaten zurückgezahlt war, ging die Maismühle an den Start.

"Ohne einen Mikrokreditfinanzierer wie Pulse und dessen Anschubfinanzierung wären unsere kommunale Projekte weit weniger erfolgreich", betonte Evans Mwape, zuständiger Beamte aus dem Entwicklungsministerium. Die Regierung überlässt verschiedenen Ministerien eine einmalige Summe für Projekte, mit der aber keine laufenden Kosten bestritten werden können", sagte er IPS.


Mikrofinanzierer fackeln nicht lange

Der private Mikrokreditfinanzierer Pulse Financial Services ist beleibe keine Wohltätigkeitsorganisation. Die Zinsen für einen Kurzkredit für drei Monate liegen bei 75 Prozent. "Mit säumigen Schuldnern, von denen es in unserem Township leider viele gibt, macht das Unternehmen kurzen Prozess und kassiert ihr Auto oder ihren Hausstand", berichtete CAWA-Vizechefin Mwanza.

Ihre Frauenkooperation arbeitet mit Pulse gut zusammen, denn das Mühlengeschäft läuft immer besser. "Wir überlegen gerade, den Diesel- durch einen Elektromotor zu ersetzen, um Betriebskosten zu sparen", sagte Mwanza. "Dazu müssten wir einen Kredit über 400 Dollar aufnehmen." Von CAWA-Mitglied Queen Chitundu erfuhr IPS, dass man zudem plant, die Produktionspalette der Maismühle um Gries und feines Mehl zu erweitern sowie mit dem Viehfutter Kleie. "Wir sind vom Erfolg dieser Pläne überzeugt, wenn wir weiter eng mit Pulse zusammenarbeiten. Dort hat man uns bislang immer gut beraten", betonte sie. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2011