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INTERNATIONAL/062: Myanmar - Ausländische Hilfe für Bau von Luxushotels, IFC in der Kritik (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Juni 2014

Myanmar: Ausländische Hilfe für Bau von Luxushotels - Weltbank-Finanzierungsarm IFC in der Kritik

von Michelle Tullo


Bild: © Jose Javier Martin Espartosa/CC CC BY-SA 2.0

Investiert wird in Myanmar hauptsächlich in großen Städten wie Rangun
Bild: © Jose Javier Martin Espartosa/CC CC BY-SA 2.0

Washington, 3. Juni (IPS) - Neue Investitionsvorhaben der Internationalen Finanz-Korporation (IFC) in Myanmar sind in die Kritik geraten. So wird der Gesellschaft der Weltbankgruppe zur Wachstumsförderung im Privatsektor vorgeworfen, die wirtschaftliche Ungleichheit in dem südostasiatischen Land eher zu verfestigen als zu lindern.

Der multilaterale Finanzierungsarm hat fünf neue Investmentprojekte in Myanmar vorgeschlagen. Doch nach Ansicht der 'US Campaign for Burma' mit Sitz in Washington sollte die IFC die Durchführung der Vorhaben aufschieben und zunächst deren soziale Auswirkungen untersuchen.

Die multilaterale Finanzorganisation sei dazu verpflichtet, ihren finanziellen Einfluss zugunsten von Transparenz und einer Reform der als korrupt verrufenen Privatwirtschaft zu nutzen, meinte Rachel Wagley, eine Sprecherin der US Campaign. "Leider zeigen die jüngsten Investitionsprojekte, dass man offenbar vom ursprünglichen Kurs abgekommen ist, das Wachstum des Mikrofinanzsektors zu stärken, und stattdessen die sozio-ökonomische Ungleichheit in dem Land weiter verschärft."

2012 hatte der US-Kongress die Sanktionen aufgehoben, die US-Investitionen in Myanmar untersagten. Damit wollten die Abgeordneten ihre Unterstützung für die neu gewählte Führung signalisieren, die nach Jahrzehnten der Diktatur allmählich demokratische Reformen in Angriff nahm. Im selben Jahr öffnete die IFC ein Büro in Myanmar und begann damit, die Voraussetzungen für Investitionen zu untersuchen.


Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leben in Armut

Angesichts der Tatsache, dass mehr als 30 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben, entschied die IFC, in Myanmar hauptsächlich auf die Linderung der Armut hinzuarbeiten. Die fünf Investitionsvorhaben sollen dazu beitragen. Drei Projekte beziehen sich jedoch auf den Bau von Luxushotels. Die US Campaign kritisiert, dass dabei Umwelt- und Sozialstandards außer Acht gelassen würden.

Bei einem der Vorhaben, das den Bau von vier Hotels vorsieht, ist die Rede von "437 direkten und indirekten Arbeitsstellen", die zu 46 Prozent Frauen zugutekommen sollen. Außerdem sollen "lokale Baumaterialien, Dienstleistungen und Arbeitskräfte" eingesetzt werden. Zudem soll Myanmar von höheren Steuereinnahmen und Devisenzuflüssen aus dem Ausland profitieren.

Ein anderes Vorhaben beinhaltet den Bau eines Geschäftskomplexes und weiterer Hotels. In Rangun entstünden dadurch notwendige Büros, die internationalen Standards entsprächen, sowie Einzelhandelsgeschäfte und Krankenhäuser, heißt es in der Projektbeschreibung. Alle diese Infrastrukturen werden als Voraussetzung angepriesen, damit ausländische Investoren ins Land kommen.

Doch die Geschäftsführerin der US Campaign, Jennifer Quigley, weist darauf hin, dass international tätige Unternehmen bereits seit 2012 scharenweise nach Myanmar strömten. Und man brauche auch keine weiteren Hotelzimmer, um das Geschäftsklima einzuheizen, meint sie. Das größte Problem seien die Auflagen, die dafür sorgten, dass nur einige wenige von internationalen Investitionen und vom Handel mit dem Ausland profitierten.


Umstrittenes Bankprojekt zur Unterstützung kleiner und mittlerer Firmen

Das ebenfalls von IFC vorgeschlagene 'Yoma Equity'-Projekt sieht vor, etwa 30 Millionen US-Dollar in ein Programm der nationalen Yoma-Bank zu investieren, die wiederum kleine und mittelständische Firmen unterstützen soll. Solche Investitionen zielen darauf ab, kleinen Unternehmungen den Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern und das Wachstum des Privatsektors anzukurbeln. Quigleys Organisation befürwortet zwar diesen Plan der IFC, kritisiert aber zugleich, dass das Projekt nicht nach klaren Regeln durchgeführt wird.

"Allgemein gilt, dass die Leistungsstandards der IFC sehr gut sind. Doch verlangt sie nicht, dass sie auch eingehalten werden", moniert Quigley. Yoma Equity beispielsweise wird der Kategorie FI-2 zugeteilt. Dies bedeutet, dass die "Geschäftsaktivitäten begrenzte potenzielle Umwelt- und Sozialrisiken" in sich tragen, wie die IFC auf ihrer Website erklärt.

Nach Angaben von Serene Jweied, einer Sprecherin der Finanzkorporation, werden die FI-Projekte sehr wohl reglementiert. "Jede Finanzinstitution, mit der wir arbeiten, muss sich an die Umwelt- und Sozialstandards sowie an die Integritätsvorschriften halten", betonte sie. Auch die Yoma Bank sei davon nicht ausgenommen. Sobald aber die Bank eigene Schutzvorkehrungen entwickelt habe, ziehe sich die IFC zurück.

Im vergangenen Jahr war nach einer unabhängigen Überprüfung durch einen Ombudsmann Kritik am Vorgehen der IFC laut geworden. Untersucht wurde unter anderem ein Darlehen in Höhe von 30 Millionen Dollar, das die IFC dem honduranischen Agrarunternehmen 'Dinant' gewährte. Die Firma gehört Miguel Facusse, einem der reichsten Männer in dem zentralamerikanischen Land.

Dinant wurde beschuldigt, Bauern getötet, gekidnappt oder vertrieben zu haben, um sich deren Land anzueignen. IFC räumte daraufhin Fehler im Umgang mit Dinant ein. Yoma Equity erscheint zwar nicht so zwielichtig wie die honduranische Firma, ist nach Ansicht von Beobachtern aber dennoch nicht über jeden Zweifel erhaben.

Quigley äußerte zudem Bedenken an einer Zusammenarbeit mit 'Pun & Associates' (Associates Group), einem der größten Konzerne in Myanmar, im Zusammenhang mit dem Umgang der Firma mit ihrem Personal. Das US-Außenministerium empfahl 2008, Sanktionen gegen Pun zu verhängen, die jedoch nie Wirkung zeigten. Die Firma gilt inzwischen als weniger korrupt als andere Unternehmen in Myanmar.

Kritisiert wird zudem, dass sich die meisten IFC-Projekte auf die Städte konzentrieren. Der Gros der Bevölkerung lebt aber in den ländlichen Gebieten. Laut der Hilfsorganisation 'Oxfam' ist die Landwirtschaft die Existenzgrundlage für bis zu 70 Prozent der Bevölkerung. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/06/foreign-aid-funding-luxury-hotels-in-myanmar/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2014