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RAUB/1026: Geoengineering - Plan B der Wachstum-durch-Zerstörung-Profiteure (SB)



Wenn die Erderwärmung durch keine Einsparungen von Kohlendioxidemissionen mehr gebremst werden kann, wollen die Anhänger des Geoengineerings der untergehenden Menschheit die Hand reichen und sie durch das Ergreifen radikalerer Klimaschutzmaßnahmen retten. Sie begeben sich an die Quelle der Erwärmung, die Sonneneinstrahlung. In Zukunft werden womöglich die Ozeane mit Eisen gedüngt, Schwefelpartikel in der oberen Atmosphäre versprüht, künstliche Wasserdampfwolken produziert oder Spiegelflächen im erdnahen Orbit positioniert. So würde die Sonneneinstrahlung, rechtzeitig bevor sie die Erdoberfläche erreicht und aufheizt, ins Weltall reflektiert.

Zwar steckt selbst noch die wissenschaftliche Grundlagenforschung zum Geoengineering in den Kinderschuhen und erste Experimente haben nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt, aber zumindest eines steht zum jetzigen Zeitpunkt bereits fest: Geoengineering wird ein riesiges Geschäft. An der Rettung der Menschheit könnten Privatunternehmen Milliarden verdienen ... ähnlich wie sie zuvor Profite gemacht haben, indem sie die Menschheit durch eine auf Wachstum und Verbrauch fossiler Energieträger gestützte Produktionsweise an den Rand jenes Abgrunds gebracht haben, vor dem die Menschen nun gerettet werden sollen.

An der Krise noch verdienen scheint eine der leichtesten Übungen der kapitalstarken Unternehmen und spekulationsfreudigen Banken und Investmentfonds, also der hauptsächlichen Profiteure der vorherrschenden Gesellschaftsordnung zu sein. Sie haben die für viele Millionen Menschen verheerende Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zuletzt durch den Verkauf von sorgsam versteckten faulen Krediten ausgelöst und dadurch eine Blase geschaffen, die irgendwann geplatzt ist (Subprime-Krise). Den Schaden dieser Machenschaften trugen andere davon. Denn wozu gibt es Credit Default Swaps!? Den eigenen Vorteil stets im Blick, hatten jene Spekulanten auf den Ausfall der von ihnen und ihresgleichen verhökerten Kredite gewettet und durch die von ihnen selbst ausgelöste Krise satte Gewinne eingefahren - selbstverständlich nicht ohne gleichzeitig vom Staat Milliardenbeträge zu ihrer vermeintlich unverzichtbaren Rettung abzugreifen.

Beim Geoengineering würde etwas ähnliches passieren. Nachdem im Verlauf der industrielle Revolution, die die Menschen nicht vom Arbeitszwang befreit, sondern im Gegenteil noch mehr vereinnahmt hat, ungeheure Mengen an Treibhausgasen emittiert wurden, droht nun diese "Blase" zu platzen. Die miteinander in Wechselwirkung stehenden Erdsysteme könnten eine hohe Dynamik entfalten, die sich möglicherweise erst auf einem Niveau einpendelt, das für die Menschen lebensfeindlich wäre. Zumindest aus der Sicht derjenigen, die sich nur ungenügend gegen den Anstieg des Meeresspiegels (flache Inselstaaten, Bangladesh, etc.), die Ausbreitung der Wüsten (Sudan, Niger, Mauretanien, etc.) oder den Verlust ihrer wichtigsten Trinkwasserquelle (Bolivien, Himalaya-Staaten, etc.) schützen können, dürfte die globale Erwärmung in nächster Zeit mit dem Verlust der Lebensvoraussetzungen einhergehen.

Auch an schlechter Luft läßt sich verdienen, das zeigt der Emissionshandel, den man als "sanftes" Geoengineering bezeichnen könnte. Der Kommodifizierung sind kaum Grenzen gesetzt. In den Jahren 2009, 2010 erhielt die US-Regierung Anfragen zur Unterstützung der Geoengineering-Forschung im Umfang von über zwei Milliarden Dollar. [1]

Bill Gates, der reichste Mann der Welt, will selbige nicht nur vor Aids, sondern auch vor dem Klimawandel retten. Mit seinem Fund for Innovative Climate and Energy Research (FICER) unterstützt er eine Gruppe von Wissenschaftlern, die das Geoengineering weiterentwickeln sollen. Ähnliche Ambitionen hegen die Milliardäre Sir Richard Branson, der unter anderem in den privaten Raumflug investiert (Wie war das noch mit den Spiegeln im All ...), und der Kanadier Murray Edwards, der ausgerechnet mit den besonders klimaschädlichen Teersanden sein Vermögen gemacht hat. Diese und weitere einflußreiche Nutznießer des Systems wollen das Klima selbstverständlich aus rein altruistischen Motiven geo-ingenieursmäßig bewahren.

Schwefelpartikel in der oberen Atmosphäre könnten jedoch die Ozonschicht zerstören. Daraufhin wäre mit schweren Gesundheitsschäden, unter anderem mit einem Anstieg der Hautkrebsrate zu rechnen - vielleicht, Mister Buffett, sollte man jetzt schon Aktien der Hersteller künstlicher Haut und Krebsbehandlungsmittel erwerben? Spiegelflächen im All auszubringen erfordert einen hohen Treib- und Rohstoffverbrauch - beste Geschäftsaussichten für Edwards und andere Entrepeneure aus der Energiebranche. Eisendüngung der Ozeane? Nun, Fischerei-Aktien sind sowieso nicht mehr gefragt; in Zukunft sollte man noch mehr die Finger von ihnen lassen, denn wenn nicht nur die Meere überfischt, sondern auch noch der Lebensraums ihrer Bewohner kontaminiert wird, sind die Geschäftsaussichten eher trübe.

Der Schutz der Umwelt wird von den gleichen marktwirtschaftlichen Kräften unter fortwährendem Verbrauch des Produktivfaktors Mensch betrieben wie die Verschmutzung der Umwelt. In einer "geoengineerten" Zukunft dürfte die Not vieler Menschen nicht nur wegen der dann deutlich um sich greifenden Klimawandelfolgen, sondern auch wegen der verheerenden "Kollateralschäden" des Managements der Erdatmosphäre zunehmen. Dadurch werden vermeintliche Sachzwänge geschaffen, die den weiteren Ausbau der Mangelverwaltung erfordern. Im Ergebnis läuft es auf eine noch qualifiziertere Verfügungsgewalt hinaus, und es dürfte niemanden wundern, wenn bei den anstehenden bevölkerungspolitischen Regulationen Wirtschaft und Politik wieder einmal Hand in Hand gingen.



Fußnoten:

[1] http://www.commondreams.org/headline/2012/02/06

15. Februar 2012