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KRIEG/1347: USA heizen Krieg in Somalia an (SB)



Ja, man hat es nicht leicht als imperialistischer Staat, Territorien zu erobern und dort eine Vasallenregierung zu installieren. So versuchen die Vereinigten Staaten von Amerika bereits seit vielen Jahren vergeblich, ihren Einfluß am Horn von Afrika auszubauen. Mit dem Bezug von Camp Lemonier in Dschibuti haben sie zwar eine permanente Militärbasis, die einzige in den Subsaharastaaten, bezogen. Aber in dem geostrategisch wichtigen Land Somalia klappt's nicht so recht mit dem imperialen Projekt. Dort scheiterten US-Truppen bereits 1993, als sie unter dem Deckmantel einer UN-Mission zur Hungerhilfe versuchten, Politik zu machen und den ihnen nicht genehmen Milizenführer Mohammed Farah Aidid zu beseitigen. Es war aber auch zu blöd gelaufen, daß US-Kampfhubschrauber ausgerechnet eine abendliche Versammlung von rund 50 gemäßigten Klansführern und einflußreichen Persönlichkeiten, die besprechen wollten, wie das angespannte Verhältnis zu den Amerikanern verbessert werden könne, unter Dauerfeuer nahmen und viele von ihnen töteten. Das war gar nicht so gemeint, irgendwie hatten die Somalier das in den falschen Hals bekommen und seitdem ziemlich säuerlich auf die amerikanischen "Helfer" reagiert. In dem Film "Black Hawk Down" (Ridley Scott, 2001) wurde das Scheitern der US-Soldaten und die Vernichtung von schätzungsweise eineinhalbtausend somalischen Zivilisten heroisiert ... auch eine Art, mit Niederlagen umzugehen.

Jüngste "Erfolgsgeschichte" der USA in Somalia: Ein vermutlich nicht unbeträchtlicher Teil der rund 40 Tonnen Waffen, die für die somalische Übergangsregierung von Präsident Sharif Sheikh Ahmed bestimmt waren, damit seine Regierung nicht von Aufständischen der al-Shabaab gestürzt wird, ist in die Hände eben dieser Gruppierung gelangt. Denn die Waffen wurden von Soldaten der Übergangsregierung auf einem Markt in Mogadischu verkauft, wo sie von den Händlern mit einem kleinen Aufschlag an die Kämpfer der al-Shabaab weiterveräußert wurden. Die freuen sich vermutlich schon, hat doch US-Außenministerin Hillary Clinton kürzlich im Rahmen eines Treffens mit dem somalischen Übergangspräsidenten in Nairobi angekündigt, daß die USA demnächst 80 Tonnen Waffen nach Somalia schicken wollen.

Apropos Scheitern. Vor drei, vier Jahren finanzierte der US-Geheimdienst CIA eine Bande somalischer Wegelagerer und Warlords mit vermutlich 200.000 Dollar, die in Waffen investiert wurden, mit denen die Milizen die Union der islamischen Gerichte bekämpft und vertrieben werden sollten. Wirksamer hätten die USA ihre Gegner nicht beflügeln können! Die Warlords mußten vor den Kämpfern der Union fliehen, die blitzschnell weite Teile Somalias eroberten.

Als nächstes gingen die USA zu Plan B über. Vielleicht war es aber auch Plan A, denn der bedurfte gewisser Vorbereitungen. Am 26. Dezember 2006 marschierte die von den USA unterstützte Armee des Nachbarlands Äthiopiens in Somalia ein und vertrieb dank weit überlegener Feuerkraft die Islamisten. Von einem Erfolg für die USA konnte noch immer keine Rede sein, denn anstatt sich zu verkriechen, kämpften diese mit ähnlichen Mitteln wie die Aufständischen in Irak und Afghanistan und setzten der Besatzungsmacht gehörig zu. Genervt zogen sich die Äthiopier zurück.

Hillary Clinton hat unmißverständliche Drohungen in Richtung Eritrea ausgestoßen, es solle aufhören, al-Shabaab mit Waffen zu beliefern, andernfalls ... Nach den jüngsten Berichten aus Somalia, daß die Islamisten mit Waffen aus den USA kämpfen, könnte sich Eritrea den Aufwand tatsächlich ersparen.

Für die somalische Bevölkerung ist das alles überhaupt nicht komisch. Sie mußte in den letzten Jahren nicht nur wechselweise Dürren und Überschwemmungen durchstehen, sondern wird von den nimmer endenden Klanskämpfen und ausländischen Interventionen vereinnahmt. Jeder Versuch seitens der USA, an Einfluß zu gewinnen, kostete Somaliern das Leben und brachte Leid über das Land. Wenn sich die Vereinigten Staaten künftig heraushielten, anstatt sich am Waffenhandel zu beteiligen und am Bürgerkrieg zu verdienen, wäre zumindest ein Anfang gemacht, von dem an Somalia einen anderen Kurs, raus aus der Gewaltspirale, einschlagen könnte. Clintons scharfe Töne lassen allerdings für das Horn von Afrika eine andere Zukunft erwarten.

13. August 2009