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FLUCHT/007: Zentralafrikanische Republik - 16.000 Menschen fliehen vor Tschad-Truppen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. März 2012

Zentralafrikanische Republik: 16.000 Menschen fliehen vor Tschad-Truppen

von Grit Porsch


Berlin, 1. März (IPS) - Die von der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) und dem Tschad gemeinsam durchgeführte Militäroffensive gegen die tschadische Rebellenorganisation 'Front Populaire pour le Redressement' (FPR) hat viele tausend Menschen in die Flucht getrieben. Hilfsorganisationen klagen, dass die Kämpfe im Rückzugsgebiet der FPR im mittleren Norden der ZAR die Versorgung der Binnenflüchtlinge erschweren.

Ziel des wochenlangen bilateralen Militäreinsatzes ist der Versuch, den Rebellenführer Abdel Kader alias Baba Laddé gefangen zu nehmen. Inzwischen kursieren jedoch Gerüchte, dass sich der FPR-Chef nach Südsudan abgesetzt hat.

Das 'Humanitarian and Development Partnership Team' (HDPT) in der ZAR schätzt, dass in den Kampfgebieten in der Nähe der Stadt Kaga-Bandoro bereits 16.000 Menschen auf der Flucht sind. Es könnten noch mehr werden, warnte die Allianz aus allen in der ZAR aktiven Hilfs- und Entwicklungsorganisationen in einem Bericht. "Einige Regionen sind weiterhin nicht zugänglich", heißt es darin.

Besonders in Kabo müssten die vielen Flüchtlinge dringend mit Wasser und sanitären Einrichtungen versorgt werden, berichtete das HDPT. Doch auch in anderen Gebieten wie Nana Outa, Farazala sowie in der Region zwischen Kabo und Kaga-Bandoro hätten sich Flüchtlinge gemeldet.

Aus einer Pressemitteilung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (ICRC) vom 23. Februar geht hervor, dass Ende Januar im Norden der ZAR die an der Straße zwischen Ouandago und Gondava gelegenen Dörfer teilweise oder vollständig zerstört wurden.

"Die vielen tausend Menschen, die geflohen sind, haben alles verloren, ihre Häuser, ihre Ernten und ihre gesamten Habseligkeiten", sagte Katharina Titz, Mitglied der ICRC-Delegation in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, gegenüber dem UN-Informationsdienst IRIN.


Mörderische Armee

Anfang Februar hatten die Medien berichtet, Kaga-Bandoros Bischof Albert Vanbuel habe das Vorgehen der tschadischen Truppen beim Durchkämmen der Region nach Rebellen massiv kritisiert. "Sie wissen gar nicht, wen sie vor sich haben. Sie halten die so genannten Rebellen fest, foltern sie und bringen sie um. Viele Unschuldige haben deshalb ihr Leben verloren", klagte er.

Die unsichere Lage bedroht weiterhin die Zivilbevölkerung und die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen. "Auch wenn die Militäroperation insgesamt erfolgreich war, die Unsicherheit in der Region besteht weiter", stellte Jean Munie, Leiter des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in der Zentralafrikanischen Republik, fest. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2012