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LAIRE/1269: Bomben auf Tripolis - Transatlantische Werte brechen sich Bahn (SB)


Und bist du nicht willig ...


Wenn alles gutgeht, werden in Libyen lediglich die Anhänger des verruchten Diktators Muammar Gaddafi und seine Zivilisten durch die Luftangriffe der westlichen Koalition der Friedfertigen ableben. Dann würden sich die libyschen Soldaten gemäß Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrats in ihre zuvor zerstörten Militärstützpunkte zurückziehen, wo sie zu einem leichteren Ziel der Kampfjets werden, so daß diese weniger Kollateralschäden an der Zivilbevölkerung erzeugen müssen. Und es würden harmlose arabische Revolutionäre das freigegebene Gelände und schließlich die Regierungsgeschäfte übernehmen.

Bedauerlicherweise und völlig unnötig, da aussichtslos, spielt die Gaddafi-Fraktion nicht mit. Sie zwingt dem Friedensbündnis ein Verhalten auf, das dieses gar nicht beabsichtigt, indem sie beispielsweise eine weiße Fahne schwenkt und Waffenstillstand ruft - wo doch offensichtlich ist, daß das Schwenken der Fahne versteckte Einsatzsignale an die eigenen mörderischen Kampfjets sein können, damit sie Feuer und Tod über Bengasi bringen. Also können die westlichen Verteidigungsstreitkräfte gar nicht anders, als den aus Falschheit geborenen Ruf nach Waffenstillstand mit geballter Faust zu beantworten.

Möglicherweise hatten sich am ersten Tag der friedliebenden Erzeugung einer - nebenbei bemerkt: klimafreundlichen - Flugverbotszone über dem nordafrikanischen Ölstaat verletzte Soldaten in ein Krankenhaus begeben, um Ärzte und Pflegepersonal als menschliche Schutzschilde zu mißbrauchen. Jedenfalls hat der Trick geklappt: Westliche Raketen mußten das Krankenhaus zerstören - so jedenfalls lauten bislang unbestätigte Berichte des libyschen Staatsfernsehens. Eine andere Möglichkeit, wie es zum Beschuß eines Krankenhauses hätte kommen können - wenn er denn stattfand -, könnte darin bestanden haben, daß der Machthaber und Diktator Gaddafi befohlen hat, ein dickes rotes Kreuz auf das Dach des Gebäudes zu malen, aus dem niederen Motiv des Muselmanen heraus, die Verteidigungskräfte des Westens an der Nase herumzuführen, so daß sie nicht anders konnten, als das rote Kreuz als Zielmarkierung für ihre Friedensbomben zu interpretieren.

So sieht' s aus. Wer dagegen so infam ist zu behaupten, daß in Libyen alles andere, nur nicht ein Aufstand der Arglosen ausgebrochen ist und daß die Mitglieder der Quasi-Weltregierung namens UN-Sicherheitsrat, respektive das innenpolitisch schwächelnde, von rechtsaußen bedrängte Sarkozy-Frankreich und das neoimperiale britische Cameron-Clegg-Gespann, das der ärmeren Bevölkerung zur Zeit ein unerhörtes Sparprogramm aufdrückt, und als drittes der sich von einer Anklage zur nächsten hangelnde Bunga-Bunga-Berlusconi jeweils in einer fulminanten Legitimationskrise stecken und diese über das uralte Herrschaftsmittel des Kriegs zu kompensieren versuchen oder gar - und dieser Nachtrag gehörte eigentlich allem vorangestellt - wer behauptet, daß hier in Zeiten sich wandelnder geopolitischer Verhältnisse transatlantisches Hegemoniestreben manifest wird, der lügt. Nein, es gab keinen anderen Weg, als so schnell wie möglich Menschen zu töten, zu verstümmeln und zu verletzten oder ihnen die Familienangehörigen zu entreißen, um zu verhindern, daß Gaddafi gewinnt. Er wird nicht mehr gebraucht. Irgendeinen Nutzen für den Westen muß die breite Bewegung an Erhebungen in der übrigen arabischen Welt gegen die alten Regime, jenen langjährigen Verbündeten des Westens, doch haben ...

21. März 2011