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DILJA/1345: Krieg in Nordafrika - schwere Luftangriffe westlicher Staaten gegen Libyen (SB)


Meldungen über verkohlte Leichen strafen Behauptungen des Westens Lügen

Nach Selbstmandatierung im Weltsicherheitsrat haben führende westliche Staaten ihren Luftkrieg gegen Libyen begonnen


Seit Samstag befindet sich eine Koalition westlicher Staaten - die USA, Kanada, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und Norwegen - im Krieg gegen das nordafrikanische Land Libyen. Diesem Krieg ging keine offizielle Kriegserklärung an die libysche Führung unter Oberst Muammar al-Ghaddafi voraus, da er ganz im Stile der von der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft selbst fortentwickelten Kriegführung nicht als Krieg, sondern als humanitäre Maßnahme mit militärischen Mitteln ausgegeben wird. Bekanntlich wurde im Weltsicherheitsrat am vergangenen Donnerstag eine Kriegermächtigungsresolution für den nun begonnenen Luftkrieg gegen Libyen durchgesetzt, nachdem - auf welchen Wegen auch immer - die Vetomächte Rußland und China ihre ursprüngliche Haltung, einen solchen Krieg nicht zu legitimieren, aufgegeben und durch die Bereitschaft, ihn durch eine Stimmenthaltung zu ermöglichen, ersetzt hatten.

Als offizielle Begründung wurde verlautbart, unbewaffnete Zivilisten in Libyen, die nach allerdings unbestätigten Meldungen seit Beginn des sogenannten Aufstandes in dem Land von der libyschen Luftwaffe direkt angegriffen worden seien, zu schützen durch die praktische Umsetzung der gegen Libyen verhängten Flugverbotszone. Dieser Zweck wurde westlichen Agenturmeldungen zufolge bereits weitgehend erfüllt. Nach Angaben des US-Generalstabschefs Mike Mullen sei der größte Teil der libyschen Luftabwehr durch die erste Angriffswelle zur Durchsetzung der Flugverbotszone bereits ausgeschaltet worden. Innerhalb weniger Stunden hatten britische und US-amerikanische Kampfschiffe 110 Marschflugkörper auf Ziele in Libyen abgefeuert, nachdem französische Kampfjets den Luftkrieg am Samstag zu einem Zeitpunkt begonnen hatten, an dem auf einem Sondergipfel in Paris noch über die Umsetzung der sogenannten Flugverbotszone debattiert wurde.

Dabei ist die tatsächliche Nachrichtenlage über die Ereignisse in Libyen nach wie vor ungeklärt. So hatte der libysche Außenminister Mussa Kussa in einer einseitigen Waffenstillstandserklärung noch erklärt, seine Regierung hielte die verlangte Waffenruhe ein. Zur Überprüfung wünsche sich die libysche Führung internationale Beobachter - aus Deutschland, der Türkei, Malta und China -, die ins Land kommen und die Einhaltung der eingegangenen Verpflichtungen überprüfen sollten. Bekanntlich hatte sich Deutschland - neben den Vetomächten China und Rußland - bei der Verabschiedung der Kriegsresolution 1973 enthalten und beteiligt sich bis zur Stunde nicht direkt an diesem Krieg gegen ein nordafrikanisches Land. Die zum sofortigen Angriff offensichtlich entschlossenen NATO-Staaten, unter denen die USA zunächst die Rolle des stillen Regenten einnahm, während Frankreich das fragwürdige Privileg zukam, die Position des Einpeitschers zu beanspruchen, wollten derartige Untersuchungen keineswegs abwarten und schufen mit militärischer Gewalt Fakten.

In einer Tickermeldung vom heutigen Sonntag (15.26 Uhr, [1]) hieß es:

Nach den Luftangriffen der Koalition auf die Truppen von Muammar Gaddafi säumen ausgebrannte Panzer und verkohlte Leichen die Straße von der Rebellenhochburg Benghasi nach Adschdabijah. Allerdings war die Bombardierung so stark, dass einzelne Leichen nur schwer voreinander unterschieden werden können. Einige sind verkohlt, andere schon zugedeckt. Zu sehen sind die Wracks von etwa 14 Panzern, 20 gepanzerten Truppentransportern, von zwei Lastwagen mit Raketenwerfern und Dutzenden Pritschenwagen.

Die Luftangriffe der Alliierten waren insgesamt so schwer, daß nicht nur die Vetomächte Rußland und China Kritik äußerten an einer Kriegführung, die sie selbst zuvor verabsäumt haben, durch ein Veto zu verhindern. Auch die Arabische Liga, die auf dem Weg in den Krieg in propagandistischer Hinsicht eine wichtige Rolle eingenommen hatte, weil sich nach ihrer an den Weltsicherheitsrat gerichteten Forderung nach einer Flugverbotszone über Libyen behaupten ließ, der Wunsch nach einem entschiedenen Eingreifen der sogenannten internationalen Gemeinschaft sei aus der arabischen Welt selbst gekommen, ruderte erschrocken zurück, so als habe sie nicht gewußt und nicht ahnen können, was "Flugverbotszone" bedeuten würde... Ihr Generalsekretär Amr Mussa erklärte, offensichtlich in dem Bestreben, den Gesichtsverlust seiner Organisation vor der gesamten arabischen Welt kleinzureden [2]:

Für den Schutz der Zivilisten braucht man keine Militäroperationen. Wir haben von Anfang an lediglich die Einrichtung einer Flugverbotszone gefordert, um die Zivilisten zu schützen, und um weitere Entwicklungen zu vermeiden.

Selbstverständlich sind die kriegführenden Nationen auf allen Ohren taub und lassen sich diese Gelegenheit, in Libyen für Verhältnisse zu sorgen, die ihnen genehm sind, nicht entgehen. Und so wird es natürlich nicht dabei bleiben, die libysche Luftwaffe auszuschalten. Um die Kampfkraft der libyschen Truppen zu schwächen, so kündigte US-Generalstabschef Michael Mullen am heutigen Sonntag bereits an [3], plane die internationale Koalition, deren Nachschublinien anzugreifen und ab Montag werde versucht werden, den logistischen Nachschub zu unterbrechen. Wie stark die Kriegführungskoalition sich wähnen kann, läßt sich schon daran ablesen, daß sie offensichtlich nicht fürchtet, angesichts dieser Kriegführung mit der Frage konfrontiert zu werden, was das mit der behaupteten "Flugverbotszone" zu tun habe...



Anmerkungen

[1] http://www.handelsblatt.com/politik/international/arabischen-liga-kritisiert-luftangriffe/3969022.html

[2] http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/03/20/International/Aufstand-in-Libyen/News-Ticker-Libyen-Gaddafi-bewaffnet-Anhaenger

[3] http://www.stern.de/politik/ausland/liveticker-zu-libyen-nato-streitet-ueber-fuehrungsfrage-1665753.html

20. März 2011