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AFRIKA/1914: El Niño und Raupenbefall - Ernteeinbußen in Malawi (SB)


Hinweise auf Hunger in Malawi

Ohne staatliches Subventionsprogramm wäre die Lage vermutlich noch viel problematischer


Als die Regierung Malawis vor einigen Jahren begann, Bauern mit subventioniertem Dünger und Saatgut zu versorgen, erntete sie ob der angeblich schädlichen Subventionen harsche Kritik. Eine solche Unterstützung der Kleinbauern lief der neoliberalen Agenda von IWF, Weltbank und westlichen Regierungen zuwider. Lautete deren Credo doch Abbau der Subventionen, Aufhebung der Zollschranken und Privatisierung von Staatsbetrieben. Den Anwürfen zum Trotz blieb Malawi bei seinem eingeschlagenen Kurs und erzielte große Erfolge. Unterstützt durch ein günstiges Klima produzierten die Landwirte bereits fünf Jahre hintereinander so viel Getreide, daß das Land sich selbst versorgen und darüber hinaus noch Getreide exportieren konnte.

In diesem Jahr verzeichnet der südafrikanische Binnenstaat jedoch einen Rückschlag. Anhaltende Dürre und der Befall der Maisfelder mit der gefürchteten Minierraupe werden die Erntemenge aller Voraussicht nach schrumpfen lassen. Wie Reuters [1] berichtete, sind bislang 123.000 Familien der Ernährungsunsicherheit ausgesetzt, nachdem die gefräßigen Raupen 5.000 Hektar Getreide zerstört und die Dürre schwere Schäden auf 30.000 Hektar Agrarland angerichtet hat.

Die Minierraupenplage ist inzwischen unter Kontrolle, und in einigen Gebieten haben die Einwohner neue Pflanzen gesetzt, teilte Andrew Daudi, erster Sekretär im Landwirtschaftsministerium Malawis, mit. Abel Banda, Präsident des malawischen Bauernverbands FUM (Farmers Union of Malawi), sagte gegenüber Reuters, daß es bereits "Hinweise auf verbreiteten Hunger" gibt. Das Thema solle das Parlament bei seiner Sitzung in der nächsten Woche ganz oben die Liste setzen.

Die anhaltende Dürre wird als Folge des diesjährigen El-Niño-Phänomens bzw. von ENSO (El Niño-Southern Oscillation) angesehen. Dabei handelt es sich um eine alle drei bis fünf Jahre, unterschiedlich stark ausgeprägte globale Klimaumkehr, deren Beginn sich im vergangenen Herbst durch eine Temperaturerhöhung des Meerwassers vor der südamerikanischen Pazifikküste ankündigte. Während ENSO für ostafrikanische Staaten wie Kenia erwartungsgemäß Regen gebracht hat, ist im südlichen Afrika mit Niederschlagsarmut zu rechnen.

Insofern bestätigen die in diesem Jahr womöglich eintretenden Ernteeinbußen in Malawi keineswegs die Kritiker der staatlichen Subventionspolitik. Auch die USA und andere große Getreideproduzenten sind von dem El Niño-Phänomen betroffen und müssen mit geringeren Erntemengen rechnen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Man muß sich fragen, ob in Malawi nicht eine viel schwerere Hungersnot verhindert wurde, weil die Bauern durch das staatliche Subventionsprogramm geschützt werden.


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Anmerkungen:

[1] "Dry spell, army worms damage Malawi crops", 18. Januar 2010
http://uk.reuters.com/article/idUKLDE60H1LW._CH_.2420

19. Januar 2010