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NAHOST/921: Al Kaida von Pest befallen? (SB)


Al Kaida von Pest befallen?

"Netzwerk" des Bösen bleibt nach dem Abgang Bushs der Welt erhalten


Glücklicherweise ist die Amtseinführung Barack Obamas am 20. Januar in in Washington ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne gegangen. Man möchte sich nicht ausmalen, wie es gewesen wäre, hätten irgendwelche Hasardeure einen Anschlag inmitten der mehr als zwei Millionen Menschen, welche der feierlichen Zeremonie auf den Stufen des Kapitols beiwohnten und die US-Hauptstadt Washington zum Bersten brachten, verübt. Das einzige Mal, in dem an dem historischen Tag Osama Bin Ladens Al Kaida in Erscheinung trat - wenn auch indirekt -, war in der Antrittsrede Obamas, als dieser erklärte, die USA befände sich "im Krieg gegen ein weitreichendes Netzwerk der Gewalt und des Hasses". Allein diese Formulierung reichte der Redaktion des Wall Street Journal, des Sprachrohrs von Amerikas Militaristen, um am nächsten Tag im Leitartikel mit Zufriedenheit festzustellen, der demokratische Nachfolger des Republikaners George W. Bushs habe sich zum "globalen Antiterrorkrieg" bekannt, an sich dem die US-Rüstungsindustrie seit Jahren eine goldene Nase verdient.

Da der gefürchtete Großanschlag am Tag des Regierungswechsels in Washington ausgeblieben ist und seit längerer Zeit keine Operationen der Al Kaida festzustellen sind, drängt sich die Frage auf, wie es überhaupt um das gefürchtete "Terrornetzwerk" steht. In den letzten Wochen wurde die Gefährlichkeit der Bin-Laden-Truppe von führenden Politikern der USA heruntergespielt. Seitens der scheidenden Bush-Administration, vertreten durch Vizepräsident Dick Cheney, hieß es, man habe so gute Arbeit in Afghanistan und zusammen mit den pakistanischen Verbündeten in der Grenzregion geleistet, daß Al Kaida gelähmt und kaum zu einer größeren Aktion mehr fähig sei. Diese Einschätzung machte sich sogar Obama zu eigen und erklärte, die Sicherheit Amerikas werde ihm als Präsidenten wichtiger als die Festnahme Osamas sein; es reiche ihm aus, wenn sich der saudische Exilant weiter versteckt halte und sich nicht aus seiner Höhle an der afghanisch-pakistanischen Grenze hinaustraue.

Ob sich Bin Laden seit dem gewaltsamen Sturz der Taliban-Regierung seines Schwagers Mullah Omar in Afghanistan Ende 2001 tatsächlich in einer Höhle im Hindukusch aufhält, weiß vermutlich niemand außer ihm selbst und seinen Verbündeten. Möglicherweise lebt der saudische Exilant in relativem Wohlstand, gut bewacht im pakistanischen Peschawar oder vielleicht sogar unerkannt unter einer Nobeladdresse in einem der arabischen Golfstaaten. Wir wissen es nicht, und die westlichen Geheimdienste vermutlich auch nicht. Vielleicht ist er sogar tot, und keine der beiden Seiten im Kampf zwischen den Radikalislamisten und den westlichen Ordnungsmächten möchte dies eingestehen, weil seine fortgesetzte Präsenz - und sei es auch nur virtuell in Form von irgendwelchen Audio- und Videobotschaften - allen nützt.

Wie wenig haltlos die allermeisten Informationen über den sogenannten "Antiterrorkrieg" und dessen Verlauf sind, zeigt eine absolut spektakuläre Geschichte, die an Skurrilität nicht zu überbieten ist und die nicht umsonst am 19. Januar in Großbritannien vom Boulevardblatt Sun und der erzkonservativen Zeitung Daily Telegraph und am nächsten Tag von der pentagonnahen Washington Times, die dem zwielichtigen koreanischen Sektenführer Sun-myung Moon gehört, verbreitet wurde. Demnach wären in Algerien 40 Mitglieder der Gruppe Al Kaida im Lande des Maghrebs der Pest zum Opfer gefallen. Der Ausbruch der Seuche sei das Ergebnis schiefgelaufener Forschungsarbeiten im Bereich der biologischen Waffen. Der AKLIM-Chef Abdelmalek Droudkal hätte sich deshalb gezwungen gesehen, einen Stützpunkt der Gruppe in Höhlen in der Provinz Tizi Ouzou, rund 150 Kilometer östlich von Algier, zu räumen. Seine Männer wären auf der Flucht vor der Seuche, viele von ihnen könnten aber bereits infiziert sein und dadurch andere Al-Kaida-Mitglieder mit der Krankheit anstecken.

Interessanterweise schreibt die Sun im ersten Satz ihres Artikels: "Antiterrorchefs haben letzte Nacht ihren neusten Verbündeten im Antiterrorkrieg - die Pest - begrüßt." Soll das heißen, die Gegner Al Kaidas setzen tödliche, hochvirulente Krankheitserreger gegen diese ein, selbst wenn dabei die Gefahr einer Pandemie entsteht? Was sagt dazu Jack Bauer? Wie lange dauert es noch, bis die Menschheit ohne Buhmann auskommt?

22. Januar 2009