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ARBEIT/421: Wie bleiben Ältere länger fit, motiviert und leistungsfähig? (BA)


Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 6. Juli 2010

Wie bleiben Ältere länger fit, motiviert und leistungsfähig?


Nürnberg (ots) - Lauf, 06.07.2010 - Der demografische Wandel ist unbestritten: Die Deutschen werden immer älter. Bis 2020 sind laut Statistischem Bundesamt fast 40 Prozent der Erwerbstätigen über 50 Jahre alt. Alarmiert durch den drohenden Fachkräftemangel und den Wissensverlust beschäftigen sich immer mehr Unternehmen mit dem wachsenden Anteil älterer Arbeitnehmer. Dabei ist längst belegt: Die Jüngeren sind vielleicht schneller, aber die Älteren kennen die Abkürzung! Wie Synergien aus der Zusammenarbeit der Generationen entstehen und eine demografiebewusste Personalpolitik aussehen kann, war Thema der heutigen Veranstaltung des Netzwerks 'Synergie durch Vielfalt'.

Bei der Synergiewerkstatt 'Age Management und Diversity: Gesundheit und Personalentwicklung' an der Führungsakademie der Bundesagentur für Arbeit in Lauf betonte Staatssekretär Josef Hecken aus dem Bundesfamilienministerium: "Deutschland im demografischen Wandel bedeutet, dass sich der Arbeitsmarkt grundlegend und nachhaltig verändert. Wollen wir im Wettbewerb um Fachkräfte punkten, müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, die im internationalen Vergleich attraktiv sind und den Menschen ermöglichen, ihre individuelle Lebensplanung zu realisieren. Dazu gehören für mich Veränderungen in der Unternehmenskultur, eine bessere Qualifizierung unserer jungen Menschen, eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen bis hin zu einer guten Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie Familie und Beruf. Ganz wesentlich ist für mich auch ein neues Altersbild in unserer Gesellschaft. Nur wenn wir die Potenziale älterer Beschäftigter anerkennen und fördern, bleiben wir wettbewerbsfähig und können unseren Wohlstand halten. Unsere Zukunft lässt sich nur mit Erfahrung meistern nach dem Motto: Edelmetalle statt Alte Eisen!"

"Neben dem Geschlecht ist das Alter der MitarbeiterInnen bei deutschen Unternehmen das wichtigste Kriterium, wenn es um das Thema Diversity geht", erklärte die Moderatorin Dr. Petra Köppel von Synergy Consult, die diesbezüglich bereits 2007 eine internationale Studie durchgeführt hat und demnächst eine Benchmark-Studie unter den DAX 30-Unternehmen publizieren wird.(1) Sie fordert: "Wir brauchen eineArbeitswelt, in der auch ältere Arbeitnehmer fit, motiviert und leistungsfähig bleiben. Doch das reicht nicht aus: die Zusammenarbeit zwischen den Generationen muss endlich in den Fokus von Führung rutschen - unter Beachtung anderer wachsender Belegschaftsgruppen wieFrauen und Menschen mit Migrationshintergund." Gerade weil es manchmal unbequem ist, sich über Unterschiede zu verständigen, hat Dr. Petra Köppel das Netzwerk 'Synergie durch Vielfalt' gegründet, in dem sich Unternehmen diesbezüglich austauschen können.

Demografischer Wandel und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sowie eine älter und vielfältiger werdende Belegschaft stellen auch die Gastgeber der Bundesagentur für Arbeit vor die Herausforderung, die Beschäftigungsfähigkeit und Motivation ihrer MitarbeiterInnen zu fördern und zu erhalten. Der Geschäftsführer Personal/Organisationsentwicklung der Bundesagentur für Arbeit, Michael Kühn, unterstrich: "Die Bundesagentur für Arbeit setzt bezüglich des durch den demografischen Wandel bedingten absehbaren Fachkräftemangels bewusst auf Diversity Management, um unser Arbeitskräftepotential systematisch zu erhöhen." Dr. Beatrix Behrens, Bereichsleiterin Personalpolitik, verwies auf die interne lebensphasenorientierte Personalpolitik, die neben Konzepten für die "Rush hour des Lebens" auch gezielte Programme für ältere Beschäftigte beinhaltet: "Wir wollen die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf gezielt für alle Altersklassen erleichtern, etwa indem wir flexible Arbeitszeitmodelle für Pflegezeiten anbieten oder bewusst BewerberInnen mit 50+ rekrutieren."

Von der AUDI AG stellte Ralph Börner das seit Jahren erfolgreich laufende Projekt 'Demografischer Wandel' vor. Beauftragt vom Vorstand des Unternehmens begann Audi schon 2005 mit der Ausarbeitung eines Konzeptes zum Umgang mit der veränderten Altersstruktur seiner Belegschaft und konnte dank dieser Weitsicht bereits 2009 mit der Umsetzung der aus der Projektphase abgeleiteten Einzelmaßnahmen in allen Geschäftsbereichen beginnen. Dadurch werden die Handlungsfelder Führung, Wissenstransfer, Personalentwicklung, Arbeitsgestaltung und Gesundheit so gestaltet, dass eine demografiefeste Entwicklung der AUDI AG sichergestellt wird. "Gerade das Pilotprojekt zum Einsatz erfahrener Mitarbeiter in der R8-Fertigung hat gezeigt, dass man die für Ältere notwendigen Belastungswechsel, ihre Erfahrung und ihr Qualitätsdenken im Fertigungsprozess bewusst integrieren kann", bilanzierte der Projektleiter Ralph Börner.

Die Diversity-ExpertInnen aus großen und kleineren Betrieben waren sich auf der Synergiewerkstatt einig, dass nur das Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg hat, das die Potenziale sämtlicher MitarbeiterInnen nutzt. Das bedeutet angesichts der demografischen Entwicklung und des erhöhten internationalen Wettbewerbsdrucks, dass die Unternehmen die längst widerlegten Vorurteile einer mangelnden Lern- und Leistungsbereitschaft älterer MitarbeiterInnen hinter sich lassen müssen. Sehr wohl müssen die Arbeitgeber aber verstärkt auf die Bedürfnisse - und Stärken - ihrer von Vielfalt geprägten Belegschaft eingehen: Eine diversity-orientierte Personalpolitik, die sich an den verschiedenen Lebensphasen orientiert, ist mit ihren Angeboten für verschiedene Mitarbeitergruppen - wie Ältere, Frauen, Väter, Behinderte etc. - gleichzeitig interessant, z.B. durch ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze, Sportprogramme, flexible Arbeitszeitmodelle, eine talentorientierte Personalentwicklung und eine wertschätzende Führung. Dafür müssen traditionelle Prozesse und Denkweisen geändert werden. Denn: Was bringen Nachwuchsförderprogramme, wenn das Erfahrungswissen der ausscheidenden MitarbeiterInnen ungefragt mit in den Ruhestand geht? Und: Was nutzen ergonomische Stühle, wenn der Chef denkt, der ältere Mitarbeiter ruht sich darauf nur aus? Netzwerk 'Synergie durch Vielfalt': Das Netzwerk bietet Unternehmen und Organisationen eine Austauschplattform zu Diversity Management und unterstützt seine Mitglieder auch bei der Implementierung. Regelmäßig stattfindende Synergiewerkstätten informieren die Mitglieder über neue Erkenntnisse und ermöglichen einen Rahmen für Wissens- und Erfahrungsaustausch. Damit leistet das Netzwerk einen Beitrag dazu, Vielfalt als festen Bestandteil einer sowohl gesellschaftlich verantwortlichen als auch ökonomisch orientierten Unternehmenskultur zu verankern.


Synergy Consult veranstaltet jeweils zusammen mit einem Kooperationspartner die Synergiewerkstätten zu aktuellen Aspekten von Diversity Management, wie Business Case, Frauenförderung oder Demografischer Wandel.

Bisherige TeilnehmerInnen kommen u.a. von Vattenfall Europe, Henkel, Deutsche Post, Lufthansa, Novartis, EnBW, RWE, ThyssenKrupp, BASF, Boehringer Ingelheim, ERGO, Commerzbank, Ford, Sandoz, E.ON, Voith, NDR, Axel Springer, Volkswagen Financial Services, Siemens, NORD/LB, Bertelsmann, AXA Service, Audi, Ernst & Young, Deutsche Bank, IKEA, Deutsche BP, IBM, Benteler Automobiltechnik, Melitta, Techniker Krankenkasse, DATEV, Bundesagentur für Arbeit, Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Carl Zeiss, Landesbank Berlin, Land Salzburg u.a.

Die nächste Synergiewerkstatt 'Führung, Vielfalt & Unternehmenskultur. Großunternehmen treffen Mittelstand' findet am 26. Oktober 2010 bei BASF SE in Ludwigshafen statt. Gastgeber und Referenten sind Dr. Jürgen Hambrecht, Vorsitzender des Vorstands, und Margret Suckale, Global HR Executive Management & Development and Diversity & Inclusion. Weitere Referentinnen sind Dr. Angelika Schrand von Melitta Haushaltsprodukte sowie Dr. Petra Köppel von Synergy Consult.


(1) Petra Köppel, Junchen Yan, Jörg Lüdicke (2007): The International Status Quo of Cultural Diversity Management.
Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, und Petra Köppel (2010 - im Druck): Diversity Management in Deutschland: Ein Benchmark unter den DAX 30-Unternehmen

Die Synergiewerkstatt V 'Age Management und Diversity: Gesundheit und Personalentwicklung' ist eine Veranstaltung von Synergy Consult mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit


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Quelle:
Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit Nr. 39 vom 06.07.2010
Bundesagentur für Arbeit
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2010