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ARBEIT/487: Brasilien - Bergbauunternehmen "Vale" unter Beschuss, 15 Arbeiter verunglückt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. April 2012

Brasilien: Bergbauunternehmen 'Vale' unter Beschuss - 15 Arbeiter verunglückt

von Fabiola Ortiz



Rio de Janeiro, 24. April (IPS) - Sozialbewegungen aus unterschiedlichen Ländern haben den brasilianischen Bergbaukonzern 'Vale', den zweitgrößten der Welt, für den Tod von 15 Arbeitern und für andere Mensch und Natur belastende Entwicklungen verantwortlich gemacht.

Die Vorwürfe wurden vom Zusammenschluss der Vale-Opfer in Ländern wie Argentinien, Brasilien, Chile, Kanada und Mosambik in einem 'Bericht über die Nichtnachhaltigkeit von Vale' erhoben. Darin heißt es, das 1997‍ ‍privatisierte Unternehmen habe Schäden auf einer Fläche von 741,8 Quadratkilometern verursacht.

Dem Multi wird ferner die Freisetzung von 89 Millionen Tonnen Treibhausgasen 2010 zur Last gelegt. Zudem wurden im gleichen Jahr 6.600 Tonnen Partikel (29 Prozent mehr als 2009), 10.000 Tonnen Stickstoffoxid (plus 30 Prozent) und 403.000 Tonnen Schwefeloxid (plus 25‍ ‍Prozent) ausgestoßen. Die Angaben stammen von Vale selbst und wurden im letzten 'Nachhaltigkeitsbericht' des Unternehmens 2010 veröffentlicht.

Wie Andressa Caldas von der Bewegung 'Global Justice' betonte, gibt vor allem die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bei Vale Anlass zur Sorge. Sie berichtet von Fällen, in denen sich die Beziehungen der Firma zu den Gewerkschaften und Beschäftigten drastisch verschlechtert und etwa in Kanada zu den größten Streiks in der Geschichte des Landes geführt hätten.


Aus Finanzkrise Profit geschlagen

Die Ausstände, auf die sich Caldas bezieht, begannen 2009 in Sudbury und Port Colborne in der Provinz Ontario im Südosten des Landes und zogen sich über elf Monate ins nächste Jahr hinein. 18 Monate waren es sogar in Voisey's Bay in der östlichen Provinz Neufundland und Labrador. Das Unternehmen habe die jüngste Wirtschafts- und Finanzkrise benutzt, um Lohnkürzungen, längere Arbeitszeiten, Massenentlassungen und Kürzungen von Sonderleistungen durchzudrücken, heißt es in dem Report.

Die Vale-Niederlassung in Sudbury setzte am 30. Januar die Aktivitäten in fünf Minen aus, nachdem dort zwei Arbeiter ums Leben gekommen waren. Die Männer waren in einem Schacht von einer Schlammlawine überrollt worden, die eine defekte Filteranlage verursacht hatte.

Nach Angaben des Bergarbeiterführers Myles Sullivan kam die Gewerkschaft der Stahlarbeiter 'United Steelworkers' zu dem Schluss, dass eine Reparatur der Filteranlage das Unglück verhindert hätte. Die in der Nähe beschäftigten Arbeiter hätten aus der Gefahrenzone entfernt werden müssen, um den Tod von insgesamt vier Kumpeln zu verhindern.

"Das Unternehmen war sich durchaus im Klaren, dass die Sicherheitsbedingungen unzureichend waren, doch unternahm es nichts, um Abhilfe zu schaffen", sagte Sullivan in Rio de Janeiro. Nun werde man Druck auf die kanadische Regierung ausüben, damit diese Vale für die Unfälle zur Rechenschaft zieht.

Vale hat sich im 'Global Compact' der Vereinten Nationen zur Einhaltung sozialer, arbeitsrechtlicher und ökologischer Standards verpflichtet. Darüber hinaus ist der Multi Mitglied des 'International Council on Mining and Metals' (ICMM) und hat den Index für nachhaltiges Unternehmertum der Börse von São Paulo unterzeichnet.

Im Januar wurde der Konzern mit dem 'Public Eye Award' ausgezeichnet, mit dem Nichtregierungsorganisationen jedes Jahr die ökologisch und sozial "schändlichsten" Unternehmen küren. Vale stach sogar die japanische Firma 'Tepco' aus, den Betreiber der durch den Tsunami im März 2011 schwer beschädigten Atomreaktoren in Fukushima.


Bericht wird weitergeleitet

Den Bewegungen der Vale-Opfer zufolge geht ihr Bericht an internationale Kontrollorganisationen wie den ICMM und die 'Global Reporting Initiative', um den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen, seine Firmenpolitik sozial- und umweltverträglicher zu gestalten. 2011 hatte Vale einen Gewinn in Höhe von 22,2 Milliarden Dollar eingefahren.

Der Konzern wollte sich gegenüber IPS nicht zu den von den Organisationen erhobenen Vorwürfen äußern, teilte jedoch in einer Pressemitteilung mit, die Kritik an seinen Operationen zur Kenntnis genommen zu haben. "Uns ist bewusst, dass Bergbauaktivitäten Auswirkungen haben. Deshalb arbeiten wie mit den Gemeinden und den Regierungen zusammen, um Lösungen zu finden, die den Menschen Sicherheit und ein harmonisches und gesundes Zusammenleben garantieren", hieß es.

Das Unternehmen bestätigte die Todesfälle in Kanada und betonte, man sei bemüht, die nötigen Schritte zu unternehmen, um die Belegschaft vor weiteren Unfällen zu bewahren. Darüber hinaus räumte es in seinem Nachhaltigkeitsbericht ein, dass es 2010 zu elf weiteren Unfällen mit Todesfolge gekommen sei, und kündigte an, seine Strategien zu verbessern, um die Zahl der Opfer auf null zu drücken. (Ende/IPS/kb/2012)

Links:
http://amazonia.org.br/wp-content/uploads/2012/04/relatorio-insustentabilidade-vale-2012.pdf
http://www.publiceye.ch/en/ranking/
http://www.globaljusticemovement.org/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=100601

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. April 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2012