Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → SOZIALES

FRAUEN/344: Mexiko - Regierung kürzt im Gesundheitswesen, Programme für Frauen betroffen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. November 2011

Mexiko: Regierung kürzt im Gesundheitswesen - Programme für Frauen betroffen

von Guadalupe Cruz Jaimes *


Mexiko-Stadt, 9. November (IPS/Cimac*) - In dem Haushaltsentwurf für das kommende Jahr hat die mexikanische Regierung die Ausgaben für Sexualaufklärung von Jugendlichen und Familienplanung um mehr als 60 Prozent gekürzt. Auch bei Programmen gegen Müttersterblichkeit und AIDS setzte der konservative Präsident Felipe Calderón die Schere an.

Sollten diese Einschnitte im Gesundheitsbereich vom Parlament gebilligt werden, würde vor allem die weibliche Bevölkerung hart getroffen, warnen zivilgesellschaftliche Organisationen. Doch gerade bei der medizinischen Versorgung von Frauen von Frauen gebe es Defizite, die sich ohne eine Erhöhung der finanziellen Mittel nicht schließen ließen.

Nach amtlichen Angaben verwenden im Durchschnitt 72,5 Prozent aller Mexikanerinnen Verhütungsmittel. Bei den jüngeren Frauen unter 20 Jahren sind es aber nur 44,7 Prozent. Wie aus der Nationalen Umfrage für dynamische Demografie hervorgeht, fehlen 24,6 Prozent der benötigten Verhütungsmittel für Jugendliche. Im allgemeinen nationalen Durchschnitt beträgt der Anteil hingegen 9,8 Prozent.

Die Zahl der Teenager-Schwangerschaften hat in Mexiko folglich deutlich zugenommen. Die Zahl der Geburten bei Müttern unter 20 Jahren erhöhte sich den offiziellen Angaben zufolge von 17,2 Prozent 2006 auf 18,4 Prozent im Jahr 2009.


Millenniumsentwicklungsziel bei Müttersterblichkeit außer Reichweite

Diese Entwicklung sei besorgniserregend, sagte Esperanza Delgado von der Mexikanischen Stiftung für Familienplanung. "In jungen Jahren schwanger zu werden, behindert die Frauen bei ihrer Entwicklung. Die Risiken, an schwangerschaftsbedingten Beschwerden oder bei der Geburt zu sterben, sind um 60 Prozent höher."

In dem lateinamerikanischen Land liegt die Müttersterblichkeit mit durchschnittlich 53,5 Todesfällen bei Frauen pro 100.000 Lebendgeburten über der Obergrenze, die in den Millenniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen festgelegt ist. Demnach soll die Sterblichkeitsrate bis 2015 auf 22 pro 100.000 Lebendgeburten gesenkt werden. Die mexikanische Behörde für Sozialversicherung räumte bereits ein, dass dieses Ziel für Mexiko unerreichbar sei.

Im vergangenen Jahr wurden in Mexiko 1.030 Todesfälle bei Frauen vor, während oder nach der Schwangerschaft registriert. Im Vergleich zu 2006 waren dies nur 136 Fälle weniger.

Bei HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen wird ein "schrittweiser, fortgesetzter" Anstieg bei Frauen verzeichnet, wie Tamil Kendall von der Organisation 'Balance' erklärte. Nach Schätzungen der UN sind in Mexiko etwa 60.000 Frauen mit dem Immunschwächevirus infiziert. Die meisten wissen demnach über ihren Zustand nicht Bescheid.

Nach der Debatte über die Kürzungen hat die unabhängige Koalition für Frauengesundheit gefordert, den Haushalt aufzustocken. Die Aktivistinnen kritisierten, dass die Regierung die bereits genehmigten Zuschüsse für Programme zur Verringerung der Müttersterblichkeit um 21,5 Prozent kürzen will. Dabei bestünden in dem Bereich noch "ernste Schwierigkeiten", sagte Lina Rosa Berrio von der Organisation 'Kinal Antzetik'.


Auch AIDS-Bekämpfung in Gefahr

Das Programm zur Prävention und Behandlung von AIDS sowie anderer Geschlechtskrankheiten soll dagegen 32,6 Prozent der staatlichen Zuschüsse verlieren. Daniela Diaz vom Studienzentrum 'Fundar' geht davon aus, dass das um mehr als 60 Prozent reduzierte Budget für reproduktive Gesundheit und Gleichbehandlung der Geschlechter im Gesundheitswesen um 14,9 Millionen US-Dollar erhöht werden müsste. Das Budget betrug im vergangenen Jahr noch 104 Millionen Dollar und ist inzwischen auf 37 Millionen nahezu gedrittelt worden. (Ende/IPS/ck/2011)


* Dieser Artikel wurde von der mexikanischen Frauennachrichtenagentur Cimac verbreitet.

Links:
http://www.ipas.org/Countries/Mexico.aspx
http://www.mexfam.org.mx/
http://fundar.org.mx/index.html/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99440

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 9. November 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2011