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FRAUEN/418: Asien - Frauen aus lukrativen Waldgebieten abgedrängt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Juli 2012

Asien: Frauen aus lukrativen Waldgebieten abgedrängt

von Ethan Freedman


Bäuerinnen auf einem Feld im dürregeplagten bangladeschischen Dorf Nachol - Bild: © Naimul Haq/IPS

Bäuerinnen auf einem Feld im dürregeplagten bangladeschischen Dorf Nachol
Bild: © Naimul Haq/IPS

Washington, 25. Juli (IPS) - Frauen in Asien werden aufgrund der bestehenden, männerorientierten Landbesitzverhältnisse nach wie aus den lukrativen Waldgebieten ausgesperrt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Umweltallianz 'Rights and Resources Initiative' (RRI).

"Frauen werden Eigentumsrechte auch weiterhin vorenthalten, und sie besitzen nur selten das Land, das sie selbst kultivieren", heißt es in der Studie. "Die Diskriminierung der Frau in Verbindung mit einem Defizit an Rechten, Rechtssicherheiten und begrenzten Möglichkeiten zwingen Frauen in einen Kreislauf von Verletzbarkeit und Armut."

Die RRI-Wissenschaftlerin Xiaobei Wang beschreibt, wie Frauen wirksam daran gehindert werden, das Potenzial zu nutzen, das Waldgebiete bereitstellen. "Ihre Stellung innerhalb eines Kollektivs oder Haushaltes verändert sich mit ihrer Heirat. Sie haben dann noch geringere Möglichkeiten, die gleichen Rechte wie Männer in Anspruch zu nehmen. Lassen sie sich scheiden, nimmt ihre Verletzbarkeit zu."

Der Report schildert unter anderem die Situation in Nepal. Dort besitzen Frauen nur zehn Prozent des nationalen Landbesitzes. Ihre Parzellen sind in der Regel um ein Drittel kleiner als die der Männer. Auch wenn es kein einheitliches Landeigentumsmodell in den ländlichen Gebieten gibt, sind es meist Männer, die über die Landverteilung und - bereitstellung entscheiden.


Vergeudete Talente

Eine internationale Waldbestandsaufnahme in China kommt zu dem Schluss, dass der Zugang zu Waldgebieten den verarmten ländlichen Gebieten reelle Entwicklungschancen bietet. Die Stadt Hongtian in der Provinz Fujian im Südosten der Volksrepublik beispielsweise konnte an der Verpachtung von Wald jährlich 100.000 Yuan verdienen. Die Einnahmen werden in den Aufbau der lokalen Infrastruktur wie Straßen und Stromversorgung investiert, was eine stete Modernisierung und neue wirtschaftliche Möglichkeiten mit sich bringt.

Doch viele Sozialverbände beklagen einen Mangel an Entwicklungsmöglichkeiten für Asiens Frauen. Dadurch werde einigen Ländern die Chance auf Wohlstand genommen. "In jedem Land des asiatisch-pazifischen Raums verhindert die fortgesetzte Ungleichheit Fortschritt, Gerechtigkeit, soziale Stabilität und die Nutzung eines ungeheuren menschlichen Potenzials", warnt das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) in seinem jährlichen Bericht zur menschlichen Entwicklung.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hatte 2011 die Kosten, die durch die Benachteiligung der Frau im Arbeitsleben in Asien entstehen, auf jährlich 47 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bedingt werden die Verluste dadurch, dass die Arbeitskraft von 45 Prozent der arbeitsfähigen Asiatinnen vergeudet wird. Bei den Männern beträgt der Prozentsatz 19 Prozent.

Allerdings spielen auch andere Gründe eine Rolle, warum der Einfluss von Frauen in Asien so gering ist. "Nicht die wirtschaftliche Entwicklung verkleinert die Kluft (zwischen Mann und Frau). Es geht hier auch um kulturelle Werte", meinte Aung San Suu Kyi, Vorsitzende der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) und Mitglied des burmesischen Parlaments auf dem Weltwirtschaftsforum. "Und ich denke, dass wir (Frauen) uns damit auseinandersetzen müssen, wenn wir herausfinden wollen, warum wir nicht die Beiträge leisten dürfen, zu denen wir fähig sind", fügte sie hinzu.

Auch China, eines der erfolgreichsten ostasiatischen Länder, sieht sich mit einem Mangel an Frauen in der Geschäftswelt konfrontiert. Es gehört zu den asiatischen Staaten, die sich von einer ländlichen Gesellschaft entfernen. Fast die Hälfte seiner 1,37 Milliarden Menschen lebt nach Angaben des Nationalen Statistikamts bereits in den Städten.


Fortschritte im Privatsektor

Ein in diesem Jahr herausgegebener Bericht der Weltbank fand jedoch heraus, dass es innerhalb des Privatsektors Ostasiens einige Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung zu vermelden gibt. Darin heißt es, dass der Prozentsatz von Frauen in den Hongkonger Firmenvorständen von unter fünf Prozent auf 8,9 Prozent im Zeitraum 2000 bis 2009 gestiegen ist.

Der Report hält ferner fest, dass es in Ostasien im Vergleich zu anderen Entwicklungsregionen einen hohen Prozentsatz von Unternehmen gibt, die sich entweder in Frauenhand befinden oder Frauen in Führungspositionen zugelassen haben. Länder wie die Mongolei, die Philippinen und Vietnam haben mit einem Anteil von über 20 Prozent die Nase in Sachen Gleichstellung in Asien vorn.

Dem Bericht über den Stand der UN-Entwicklungsziele zur Armutsbekämpfung 2011 zufolge waren Frauen 2009 in 42 Prozent aller Jobs außerhalb der Landwirtschaft anzutreffen. Geschätzt wird ein weiterer Anstieg um ein Prozent bis 2015. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:

http://www.rightsandresources.org/documents/files/doc_5211.pdf
https://fp.auburn.edu/sfws/yaoqizhang/Towards%20decentralization%20and%20privatization%20of%20China%20forest%20land
http://siteresources.worldbank.org/EASTASIAPACIFICEXT/Resources/226300-1339798342386/eap-gender-full-conference.pdfpdf
http://www.ipsnews.net/2012/07/deck-stacked-against-womens-land-rights-in-asia/

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IPS-Tagesdienst vom 25. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2012