Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → SOZIALES

KIND/059: Côte d'Ivoire - 70.000 Schulkinder ohne Geburtsurkunde, Spätfolgen des Bürgerkriegs (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. März 2012

Côte d'Ivoire: 70.000 Schulkinder ohne Geburtsurkunde - Spätfolgen des Bürgerkriegs

von Fulgence Zamblé


Abidjan, 16. März (IPS) - In Côte d'Ivoire gehen im laufenden Schuljahr nach Angaben des Bildungsministeriums 70.000 Kinder zur Schule, die keine rechtsgültige Geburtsurkunde besitzen und damit keinen Nachweis ihrer Staatsbürgerschaft. Sie sollen nun möglichst bald mit den notwendigen Papieren ausgestattet werden.

Die meisten der nicht registrierten Kinder wurden während des fast acht Jahre dauernden Bürgerkriegs in der von den damaligen Rebellen kontrollierten Nordhälfte und im Westen des westafrikanischen Landes geboren. Dort hatten die Regierungsbehörden in diesen Jahren ihre Büros geschlossen und das Personal abgezogen.

In der westivorischen Stadt Man stellten die Behörden fest, dass 30.000 der 160.000 Grundschüler, darunter rund 5.000, die die Abschlussklassen besuchen, nicht erfasst worden sind. Im nördlichen Ferkessedougou sind nur 3.000 der 8.000 Schülerinnen und Schüler gemeldet.

Bevor die Kommunalbehörden nachträglich gültige Dokumente ausstellen, werden die Anträge der Eltern kostenpflichtig von einer Kommission überprüft. Auch wenn sich die ivorische Zentralregierung um einen raschen Wiederaufbau der früheren Verwaltungsstrukturen bemüht, müssen die Familien viel Zeit und Geduld aufbringen, bis sie die besonders für die Abschlussprüfungen unentbehrliche Geburtsurkunde in Händen halten.

Bernard Kapeu aus dem westlichen Touleupleu, ein 68-jähriger pensionierter Lehrer, muss zum zweiten Mal vor einer Prüfungskommission in Abidjan Rede und Antwort stehen. Ungeduldig wartet der Vater darauf, dass seinen drei Kindern zwischen zehn und fünf Jahren eine gültige Geburtsurkunde ausgestellt wird.

"Es eilt. Mein Ältester muss zum Jahresende seine Grundschulzeit mit einer Prüfung abschließen", berichtet er IPS. Zum Glück erhalte er jetzt eine Rente und könne das jetzt abgeschlossene Verfahren bezahlen, fügt er hinzu. Nach der Rückkehr in seinen Heimatort wird ihm die kommunale Meldestelle die gewünschten Geburtsurkunden ausstellen.


Verfahren beschleunigt

Um den Antragsstau möglichst bald abzubauen, können seit Februar auf Anweisung von Präsident Alassane Ouattara alle Kinder, die zwischen 2002 und 2010 und während der Krise nach den Präsidentschaftswahlen geboren wurden, beim örtlichen Standesamt gebührenfrei angemeldet werden.

Djama N'gou, Vorsitzender der zivilen Organisation zur Durchsetzung des Rechtes auf Schulbildung in Abidjan, betont, auch im Süden des Landes gebe es noch Kinder ohne Geburtsurkunde. "Deren Eltern kümmern sich einfach nicht darum", kritisiert der Bildungsaktivist. "Inzwischen gibt es eine Reihe von Informationsinitiativen, die die Eltern auf die Notwendigkeit einer Geburtsurkunde für ihre Kinder hinweisen. Es bleibt aber noch viel zu tun, bis tatsächlich jedes Kind amtlich registriert ist." (Ende/IPS/mp/2012)


Link:
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6935

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 16. März 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2012