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KIND/060: Burundi - Kinder werden registriert, landesweite Kampagne angelaufen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. März 2012

Burundi: Kinder werden registriert - Landesweite Kampagne angelaufen

von Grit Porsch


Berlin, 22. März (IPS) - In Burundi sollen im Rahmen einer landesweiten Kampagne 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche registriert werden. Den Anfang machen die Nordprovinzen Kirundo und Muyinga. Dort sollen rund 170.000 Heranwachsende unter 18 Jahren amtlich erfasst werden.

In einem der weltweit ärmsten Länder bemüht sich die Regierung gemeinsam mit dem Weltkinderhilfswerk UNICEF und der zivilen Organisation 'Geste humanitaire', allen Kindern unter fünf Jahren zu einer kostenlosen medizinischen Versorgung zu verhelfen, die allerdings nur mit einer Geburtsurkunde zu haben ist.

Unkenntnis, lokale Gewohnheiten und weite Wege zu den Behörden halten viele Eltern davon ab, die Geburt ihrer Kinder in einem Zeitraum von 14 Tagen zu melden. Eine spätere Registrierung ist gebührenpflichtig und kostet umgerechnet rund 21 US-Dollar. Soviel können die meisten Familien aber nicht aufbringen. Denn zwei von drei der mehr als 10,5 Millionen Burundier leben unterhalb der Armutsgrenze und müssen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. Mitglieder der ethnischen Minderheit der Batwa melden ihre Kinder generell nicht an.


Kritik an Behörden

Die Marktfrau Jeanette Kanyange aus Kirundo, die als allein stehende Mutter zwei Kinder unter vier Jahren zu versorgen hat, gibt aber auch den Behörden eine Schuld an den Registrierungsdefiziten. "Ich wollte meine Kinder anmelden, doch jedes Mal weigerten sich die Beamten, die Registrierung ohne die Anwesenheit des Vaters vorzunehmen, obwohl diese bei Alleinstehenden nicht erforderlich ist", kritisierte sie gegenüber dem UN-Informationsdienst IRIN. "Falls eines meiner Kinder krank wird, kann ich die Arztkosten nicht bezahlen."

Ein weiteres Problem sind korrupte Beamte, die selbst bei einer rechtzeitig gemeldeten Geburt die Hand aufhalten. Aline Mukakaringa aus Busoni in der Provinz Kirundo berichtete: "Bei der Anmeldung verlangten die Beamten von mir 2.000 Franc (umgerechnet rund 1,4 Dollar), doch ich hatte das Geld nicht. Sie nahmen zwar die Registrierung vor, doch die Geburtsurkunde habe ich nie bekommen. Deshalb habe die Geburt meines dritten Kindes gar nicht erst gemeldet."

Die vor wenigen Tagen in der Nordprovinz Kirundo begonnene Registrierungskampagne wird vom Innenministerium organisiert und soll auch in den übrigen 16 Provinzen Burundis fortgesetzt werden. (Ende/IPS/mp/2012)


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http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=95111

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IPS-Tagesdienst vom 22. März 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2012