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MELDUNG/134: Arbeiterwohlfahrt unterstützt Aktionswoche "Schuldner- und Insolvenzberatung" (AWO)


AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. - Pressemitteilung vom 3. Juni 2016

AWO unterstützt Aktionswoche "Schuldner- und Insolvenzberatung"


Die diesjährige Aktionswoche Schuldner- und Insolvenzberatung findet vom 06. bis 10. Juni statt. Unter dem Motto "SCHULDEN MACHEN KRANKheit macht Schuldner" führen in dieser Zeit viele AWO Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen Veranstaltungen und Aktionen durch, um vor Ort auf die Thematik aufmerksam zu machen und Öffentlichkeit, Gesellschaft und Politik zu sensibilisieren. "Armut macht krank und Krankheiten können zu Armut oder Überschuldung führen", erklärt der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler, warum die AWO die Aktionswoche unterstützt. Die Forderungen der AWO fasst Stadler wie folgt zusammen: "Wir fordern vor allem das Recht auf Schuldnerberatung für alle Ratsuchenden, die Anpassung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung für Kleingewerbetreibende und Programme zur Krankheitsprävention und Gesundheitsvorsorge für überschuldete Menschen."

Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungen der Verbände (AG SBV), der die AWO angehört, will auf den Zusammenhang zwischen Armut und mangelhaftem Gesundheitszustand bis hin zu geringerer Lebenserwartung hinweisen. Der Fakt, dass dies nicht nur für weniger entwickelte Länder zutrifft, sondern auch für westliche Industrienationen wie Deutschland, ist häufig unbekannt. Die Teilhabechancen der Betroffenen sind nicht nur in Punkto gesellschaftliches Leben eingeschränkt, sondern mindestens genauso in Bezug auf die sozialen Sicherungssysteme, wie Krankheitsversorgung. Dies haben verschiedene Studien immer wieder nachgewiesen.

Krankheiten können aber auch Ursache von Überschuldung sein. Erkrankung, Sucht oder ein Unfall sind, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, mittlerweile Hauptauslöser für mehr als jede zehnte Überschuldung in Deutschland. Überschuldung bedeutet für die Betroffenen häufig eine völlige existenzielle Destabilisierung. Menschen, die durch eine Krankheit in die Überschuldung geraten, müssen sowohl gegen die Krankheit als auch gegen die Überschuldung ankämpfen. Hinzu kommt, dass gerade kranke, überschuldete Menschen das Gesundheitssystem häufig nicht nutzen. Viele Überschuldete lassen ärztliche Untersuchungen nicht durchführen oder kaufen Medikamente nicht, da diese mit Zuzahlungen aus dem eigenen Budget verbunden sind.


Die AWO fordert:
- Recht auf Schuldnerberatung für alle

Die professionelle Beratung überschuldeter Menschen bietet eine notwendige und sinnvolle Hilfe. Sie ist notwendig, da Menschen ohne eine qualifizierte Schuldnerberatung häufig keine Chance mehr haben, ihre aus der Überschuldung resultierenden Probleme zu lösen. Studien zeigen, dass der Zusammenhang von Schulden und Krankheit ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt. Daher kann es nicht hingenommen werden, dass in manchen Regionen ganzen Personengruppen der Zugang zur Schuldnerberatung verwehrt wird und diese auf kostenpflichtige Angebote verwiesen werden.

- Öffnung der gesetzlichen Krankenversicherung für Kleinselbständige mit niedrigen Einkommen

Auch für Klein-Selbstständige muss es einen bezahlbaren Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung geben. Die bisher starre Bemessung der Beiträge auf ein Durchschnittseinkommen führt zu pauschal hohen Beiträgen, die Klein-Selbständige schnell finanziell überfordern können. Entsprechend der Einkünfte sind zumutbare Beiträge festzulegen.

- Spezifische Programme zur Krankheitsprävention und Gesundheitsvorsorge für überschuldete Menschen

Die bestehenden gesetzlichen und konzeptionellen Rahmenbedingungen können dazu genutzt werden, spezifische Programme für überschuldete Menschen zu entwickeln. Die Schuldnerberatung verfügt über profunde Kenntnisse zur Situation überschuldeter Menschen und steht für eine gemeinsame Entwicklung von Konzepten zur Prävention und Gesundheitsförderung für Überschuldete bereit.

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Quelle:
AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
Heinrich-Albertz-Haus
Blücherstr. 62/63, 10961 Berlin
Telefon: 030 / 26309-0
E-Mail: info(at)awo.or
Internet: https://www.awo.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2016

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