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ORGANISATION/248: Junge Flüchtlinge in Deutschland - ein Leben ohne Zukunft (Caritas)


Caritas Pressemitteilung vom 16. Dezember 2011

Junge Flüchtlinge in Deutschland: ein Leben ohne Zukunft

Fachverband IN VIA fordert Recht auf Bildung und Ausbildung


Freiburg, 16. Dezember 2011. Für junge Asylsuchende und Ausländer mit ungesichertem, humanitären Aufenthaltsstatus müssen endlich gesetzliche Grundlagen und Angebote geschaffen werden, die ihnen ein normales Leben ermöglichen. Das fordert der katholische Fachverband IN VIA anlässlich des Tages der Migranten am 18. Dezember.

Der Anteil der jungen Menschen unter Denjenigen, die in Deutschland Schutz suchen, ist groß. So sind fast 60 Prozent der 41.300 Asylerstantragsteller jünger als 25 Jahre. Aufgrund von Gewalt, Krieg, Verfolgung und lebensbedrohlichen Bedingungen mussten sie ihre Heimat verlassen, oft haben sie ihre Familie verloren und Schreckliches mit angesehen - mit traumatischen Folgen. Vor allem Mädchen und junge Frauen waren oft zusätzlich sexueller Gewalt ausgesetzt. Gleichzeitig müssen sie sich nach ihrer Flucht in einer völlig fremden Lebenswelt zu Recht finden. "Auch wenn ihre Zukunft noch ungewiss ist, sollte diesen jungen Menschen ein Anspruch auf Teilhabe nicht verweigert werden. Dazu benötigen sie Unterstützung Erlebtes aufzuarbeiten, Bildung sowie Hilfen zur Ausbildung" fordert Irme Stetter-Karp, Vorsitzende von IN VIA Deutschland.

IN VIA begrüßt den Beschluss des Bundesrates, nach der auch Asylsuchende künftig einen Rechtsanspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket haben sollen. Dieses umfasst Leistungen wie Schulbedarf, Nachhilfeunterricht, Sport- und Musikangebote sowie Schulmittagessen. Das allein reicht aber nicht aus.

IN VIA fördert bundesweit in seinen Einrichtungen und Diensten über 20.000 Menschen mit Migrationshintergrund. "Zu uns kommen auch viele junge Asylsuchende, die nichts sehnlicher wünschen als ein normales Leben ohne Krieg und Verfolgung mit der Perspektive, einen Beruf zu erlernen und eine Familie zu gründen" betont Marion Paar, Generalsekretärin von IN VIA. Die Realität sieht anders aus: In dieser entscheidenden Lebensphase, in der die Weichen für die Zukunft gestellt werden, haben junge Asylsuchende kaum Zugänge zu Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Immer wieder wird bekannt, dass besonders über 16-Jährigen der Schulbesuch verweigert wird. Dies ist nicht hinnehmbar.

Eine Arbeits- bzw. Ausbildungserlaubnis erhalten diese Jugendlichen frühestens nach einem Jahr. Je nach eigenem Aufenthaltsstatus oder dem ihrer Eltern müssen sie zwischen einem und fünf Jahren warten, um ein ausbildungsförderndes Angebot der Arbeitsagentur zu erhalten. Diese restriktiven Gesetzesregelungen lehnt IN VIA ab. Sie erschweren den jungen Menschen sowohl die Integration in Deutschland als auch eine Reintegration in ihr Heimatland. Diese Angebote müssen ihnen unmittelbar nach ihrer Einreise offen stehen, unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status.

IN VIA ist ein international organisierter katholischer Frauenverband, der sich gesellschaftspolitisch und durch konkrete Hilfen für gerechte Lebensbedingungen v.a. für Mädchen und junge Frauen einsetzt. IN VIA macht seit mehr als 100 Jahren Mädchen- und Frauensozialarbeit und ist der katholische Träger der Bahnhofsmissionen in Deutschland. IN VIA arbeitet in rund 70 Städten in Deutschland vor Ort und unterstützt Mädchen, Frauen und benachteiligte Jugendliche mit praktischen Hilfen auf ihrem Lebensweg. IN VIA ist ein Fachverband im Deutschen Caritasverband.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. Dezember 2011
Deutscher Caritasverband e.V.
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Redaktion:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2011