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AFRIKA/004: Ostafrika - Hunger ohne Grenzen, Nordkenianer und somalische Flüchtlinge brauchen Hilfe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Juli 2011

Ostafrika: Hunger ohne Grenzen - Nordkenianer und somalische Flüchtlinge brauchen Hilfe

Von Miriam Gathigah


Nairobi, 20. Juli (IPS) - Im Flüchtlingslager Dadaab im Norden Kenias warten fast 500.000 Somalier auf Hilfe. Hierher haben sie sich vor Hunger, Dürre und Krieg im eigenen Land nach mörderischen, oft tagelangen Fußmärschen geflüchtet. In der Region sind fünf Millionen Einheimische wegen der seit langem anhaltenden Dürre akut von Hungersnot bedroht.

Allein in der Stadt Turkana, in der rund 850.000 Menschen leben, sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) mehr als 380.000 Kinder sowie 90.000 schwangere Frauen und stillende Mütter stark unterernährt.

"In der gesamten ostafrikanischen Region am Horn von Afrika ist die Lage äußerst prekär. Mehr als zehn Millionen Menschen, darunter zwei Millionen Kinder, sind betroffen", stellte UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake fest. "Eine halbe Million stark unterernährter Kinder wird die Katastrophe kaum überleben", warnte er.

Kenias Staatspräsident Mwai Kibaki hatte schon vor zwei Monaten die Dürre zur nationalen Katastrophe erklärt. "Der Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln bedroht das Leben der Menschen in Moyale, Turkana, Wajir, Marsabit und Mandera", sagte Kibaki.

Das für Sonderprogramme zuständige kenianische Ministerium hatte gemeinsam mit Kenias Rotem Kreuz besonders notleidende Regionen mit Nahrungsmitteln beliefert. Inzwischen kritisieren Einheimische, seit der Ankunft von hunderttausenden somalischen Flüchtlingen richteten sich die Hilfsmaßnahmen auf das Lager Dadaab.


Kenianer fühlen sich übergangen

"Die kenianischen Gemeinden, die Flüchtlinge aufgenommen haben, fühlen sich von der Regierung und den Hilfsorganisationen übergangen", erklärte der UNICEF-Vertreter Lake. "Sie müssen mit ansehen, wie sich die Hilfe derzeit auf die Flüchtlinge in den Lagern konzentriert."

"Für Flüchtlinge und die gastgebenden Gemeinden sind diese Zeiten gleichermaßen schwierig", betonte die Sozialarbeiterin Fatima Billow aus dem nordkenianischen Mandera. "Und wenn es weiterhin nicht regnet, wird sich die Lage noch verschlimmern", warnte sie.

"Dadaab sollte einmal bis zu 90.000 Flüchtlinge aufnehmen", berichtete ein Vertreter des kenianischen Roten Kreuzes. "Inzwischen drängeln sich in dem aus drei Lagern bestehenden Komplex 423.000 Menschen. Weitere 50.000 Flüchtlinge leben in provisorischen Unterkünften rund um Dadaab."

"Das Ende des Flüchtlingsstroms ist nicht in Sicht, doch wir sind längst an den Grenzen unserer Kapazität angekommen", stellte Nenna Arnold fest. Sie arbeitet als Krankenpflegerin für die internationale Hilfsorganisation 'Ärzte ohne Grenzen'. Das als weltweit größtes Flüchtlingslager geltende Dadaab kann die Grundversorgung der Menschen mit Wasser, Nahrungsmitteln und sanitären Einrichtungen nicht mehr leisten.

"Wir sehen ein, dass man den Flüchtlingen helfen muss", meinte der Viehhändler Mohammed Abdi aus Nordkenia. Die Dürre hat seinen Viehbestand bereits dezimiert. "Aber uns geht es auch nicht besser als den Flüchtlingen, die wir aufgenommen haben. Wir geben ihnen zu essen, während unsere eigenen Kinder hungern", klagte Abdi.

Nach einem Besuch der von anhaltender Dürre geplagten Regionen in Nordkenia berichtete der britische Entwicklungsminister Andrew Mitchell: "Am Horn von Afrika haben Millionen Menschen den Tod vor Augen." (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2011