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AGRAR/1390: Agrarwirtschaft ist eine Stütze in der Krise (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 13. Oktober 2009

Agrarwirtschaft ist eine Stütze in der Krise

Sonnleitner diskutierte mit Studenten in Neubrandenburg


(DBV) "Die Agrarwirtschaft ist eine Stütze in der Wirtschaftskrise. Wenn es vielen Menschen inzwischen schlechter als früher geht, dann sind stabile Preise für Lebensmittel ein echter Rettungsanker für das Familienbudget." Dies betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, im Rahmen eines agrarökonomischen Seminars vor Studenten an der Hochschule Neubrandenburg. Zwar habe sich die gesamte Produktionskette bei Nahrungsmitteln - angefangen von den Landwirten mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen bis hin zur Ernährungsindustrie und dem Handwerk - bisher relativ stabil gegenüber der allgemeinen Wirtschaftskrise gezeigt. Gleichzeitig sei aber zu spüren, dass die Produktionskette erheblich unter Druck geraten sei, dass sie "wirklich ächzt und stöhnt unter den Umsatzverlusten, die ja den Kehrwert sinkender Verbraucherausgaben für Lebensmittel bedeuten", sagte der Bauernpräsident.

Die Erzeugerpreise für die Landwirte seien regelrecht abgestürzt. Die Bauernfamilien in Deutschland würden den weltweiten Preisdruck besonders extrem zu spüren bekommen. "Denn in Deutschland haben wir den wohl aggressivsten Lebensmitteleinzelhandel, der mit seinen Großdiscountern jede Chance nutzt, Druck auf seine Vorlieferanten auszuüben. Ausgerechnet mitten in der Wirtschaftskrise lebt dieser Lebensmitteleinzelhandel einen mörderischen Verdrängungswettbewerb aus", übte Sonnleitner scharfe Kritik. Er wies darauf hin, dass es in Deutschland je Kopf der Bevölkerung fast ein Drittel mehr Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel gibt als zum Beispiel in Großbritannien oder der USA. Die notwendige Strukturbereinigung werde praktisch über ruinöse Preiskonditionen auf Kosten der Landwirte durchgesetzt. "Das schwächt alle. Innovative Molkereien wie Schlachthöfe und Fleischwarenfabriken, aber auch uns Landwirte", erklärte der Bauernpräsident.

Sonnleitner machte in den letzten Wochen und Monaten der Politik immer wieder deutlich, dass man "die stützende Wirkung der Agrar- und Ernährungswirtschaft nicht zerstören lassen darf". Daher müsse es nun gelingen, dass den Bauern mit den politischen Rahmenbedingungen wieder Mut gemacht werde. Einseitigen nationalen Wettbewerbsverzerrungen gab er in diesem Zusammenhang eine klare Absage. Benötigt würde ferner eine dauerhafte Angleichung bei der Agrardieselbesteuerung an die Situation in Frankreich, Dänemark oder Polen. Zudem sprach sich Sonnleitner dafür aus, in der Bilanz eine Möglichkeit zu schaffen, Risikovorsorge durch eine entsprechende Ausgleichsrücklage zu treffen.

"Unser Kernanliegen an die Regierungskoalition ist aber eine klare Festschreibung des entkoppelten Direktausgleichs über 2013 hinaus. Wenn wir schon in einen mörderischen Wettbewerb mit offenen Außengrenzen geschickt werden, dann brauchen wir auf der anderen Seite eine dauerhafte und verlässliche Kompensation für unsere im weltweiten Vergleich äußerst hohen Standards im Tier- Natur- und Umweltschutz", appellierte Sonnleitner an die Regierungskoalition. Seiner Ansicht nach ist es sogar überlegenswert, künftig ganz auf die Zweiteilung in erste und zweite Säule zu verzichten und den Landwirten auf der Basis einer für alle gleichen Grundsicherung Angebote zu machen, gezielte Sonderleistungen in der Landschaftspflege und im Naturschutz honoriert zu bekommen.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Oktober 2009
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2009