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AGRAR/1616: Kamerun - Das "schwarze Gold" der Kleinbauern, Erträge sollen gesteigert werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Juli 2013

Kamerun: Das 'schwarze Gold' der Kleinbauern - Erträge sollen gesteigert werden

von Monde Kingsley Nfor


Bild: © Monde Kingsley Nfor/IPS

Palmöl wird in großen Stahlkesseln gekocht
Bild: © Monde Kingsley Nfor/IPS

Küstenregion, Kamerun, 5. Juli (IPS) - In dem Dorf Maleke im Westen Kameruns werden Ölpalmen als 'schwarzes Gold' betrachtet. Das zumindest behauptet Joseph Tesse, der in dem Ort in der Küstenregion Palmöl herstellt, das täglich zum Kochen verwendet wird. "Jede Familie hier besitzt eine Parzelle, auf denen Ölpalmen wachsen", sagt er. Aus den Früchten des Baumes lassen sich außerdem Wein und Schnaps herstellen.

Obwohl Kamerun der drittgrößte Produzent von Palmöl nach Nigeria und Côte d'Ivoire ist, reicht die Menge nicht aus, um die Binnennachfrage zu decken. Mehr als 80 Prozent des Öls, das die Agrarindustriebetriebe produzieren, gehen nach Nigeria, in den Nahen Osten, nach Frankreich und in andere europäische Länder, wie Pierre Jonathan Ngom, der nationale Koordinator des Entwicklungsprogramms für Kleinproduzenten von Palmöl in Kamerun (SOPDP) erklärt.

Aus Zahlen des Agrarministeriums geht hervor, dass Kamerun jährlich etwa 200.000 Tonnen Rohpalmöl produziert. 140.000 Tonnen kommen von Agroindustrieunternehmen, der Rest von kleinen Produzenten. "Die Versorgung der Inlandsverbraucher sinkt, weil viel Öl von der verarbeitenden Industrie und den Exportmärkten aufgesogen wird", erklärt Ngom und fügt hinzu: "Ölpalmen sind weniger kostenintensiv als andere Agrarpflanzen. Pestizide werden, wenn überhaupt, nur sparsam eingesetzt, und die Erträge sind höher als etwa bei Soja."


Weniger Dünger und Pestizide nötig

Kleinbauern versuchen nun, die Lücken bei der Versorgung des eigenen Landes zu schließen. Den Produzenten zufolge gibt es eine Vielzahl von Gründen, die für die Pläne sprechen. "Ölpalmen halten Dürren und den Auswirkungen des Klimawandels stand", argumentiert Deborah Mokwe aus Maleke. Sie seien im Vergleich zu Kakao und Kaffee anspruchslos, was Dünger, Pestizide und Pflege angehe.

Mokwe gehört zu den etwa 200 kleinen Bauern, die in dem Dorf Ölpalmen anpflanzen. Ihre Nachbarin Gladys Njeni berichtet, dass ein Liter Palmöl auf dem Binnenmarkt inzwischen für 1,9 US-Dollar gehandelt wird. Anfang 2000 kostete der Liter noch 90 Cent. Njeni bringt ihre Ernten zu Tesses Ölmühle. "Aus einer Tonne reifer Früchte lassen sich 200 Liter Öl gewinnen, die ich für 180 Dollar an Händler weiterverkaufen kann", sagt sie.


Mühsamer Produktionsprozess

In Tesses informellem Betrieb geht die Produktion aber nur langsam voran, obwohl er neun Mitarbeiter beschäftigt. "Die Arbeit ist recht mühselig", räumt er ein. "Die Männer übernehmen die schwierigeren Arbeitsabläufe, während die Frauen die Früchte sortieren und über die Art der Vermarktung entscheiden." Tesse lässt die Palmfrüchte erst fermentieren und kocht sie dann in großen Stahlbottichen. Nachdem das Öl extrahiert ist, wird es verdünnt, durch ein Sieb gepresst und dann nochmals aufgekocht.

"In Kleinbetrieben kann das Öl nicht auf nachhaltige Weise hergestellt werden", meint der Agraringenieur Alain Nkonji, der für den industriellen Palmölproduzenten 'Société Camerounaise de Palmerais' arbeitet. "Auf diese Weise geht viel Öl verloren, etwa 25 bis 40 Prozent, und die Qualität ist nicht so gut. Die Palmfasern, ein Nebenprodukt, werden nicht verwertet."

Doch das stimmt nicht, denn die Bauern der Region nutzen die Rückstände als Düngemittel. "In den 1990er Jahren habe ich noch Agrarchemikalien verwendet, weil sie billig waren. Um das Jahr 2000 herum kostete ein 60-Kilo-Sack Dünger etwa 18 Dollar. Heute liegt der Preis bei 48 Dollar. Deshalb bin ich auf Palmfasern umgestiegen."

Dem Agrarministerium zufolge produzieren die kleinen Farmer in Kamerun knapp eine Tonne Palmöl pro Hektar. In Indonesien und Malaysia liegen die Erträge kleiner Produzenten vier Mal höher. SOPDP will nun mit Hilfe neuer Sorten und von Krediten die nationale Palmölproduktion bis 2020 auf 450.000 Tonnen steigern. (Ende/IPS/ck/2013)


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IPS-Tagesdienst vom 5. Juli 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2013