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ARBEIT/2051: Ein guter Ausbildungsbetrieb macht sich bezahlt (idw)


Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) - 11.04.2012

Ein guter Ausbildungsbetrieb macht sich bezahlt



Arbeitnehmer, die direkt im Anschluss an ihre Berufsausbildung den Betrieb wechseln, stehen für viele Arbeitgeber im Verdacht, unterdurchschnittliche Leistung zu erbringen. Eine Folge ist eine im Vergleich zu Berufseinsteigern, die im Ausbildungsbetrieb bleiben, schlechtere Entlohnung. Manchen Betriebswechslern gelingt es jedoch, Lohnabschläge zu vermeiden. Die neuen Arbeitgeber honorieren etwa, wenn der Bewerber in einem Großunternehmen gelernt hat, es dort eine hohe Vergütung für die Lehrlinge gab oder ein Betriebsrat über die Qualität der Ausbildung wachte. Diese Faktoren erhöhen die Einstiegsvergütung von Betriebswechslern um bis zu acht Prozent. Dies zeigt eine Studie des ZEW.

In Deutschland bleiben nur rund zwei von drei Auszubildenden nach Ende der Ausbildung im Lehrbetrieb. Ein Jahr nach der Ausbildung ist oft weniger als die Hälfte der ehemaligen Auszubildenden noch dort als Fachkraft beschäftigt. Viele Betriebswechsler müssen den Lehrbetrieb verlassen, weil sie kein Übernahmeangebot bekommen haben. Andere Ausgelernte wechseln jedoch aus freien Stücken. Generell gilt es am Arbeitsmarkt jedoch als negatives Zeichen, wenn junge Fachkräfte im Anschluss an die Ausbildung den Betrieb wechseln. Denn die ausbildenden Unternehmen kennen die Qualität ihrer Auszubildenden und sie können in der Regel ihre besten Kräfte an sich binden. Somit sehen sich die Betriebswechsler der pauschalen Vermutung ausgesetzt, zweite Wahl zu sein, auch wenn sie den Ausbildungsbetrieb freiwillig verlassen und hoch produktiv sind. Die produktiven Betriebswechsler müssen diese negative Sichtweise überwinden, um hohe Lohneinbußen im Vergleich zu den nach der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb verbleibenden Berufseinsteigern zu vermeiden.

Die Ergebnisse der ZEW-Studie zeigen, dass sich Firmen, die fremde Auszubildende übernehmen, deren Ausbildungsqualität sehr genau ansehen und mit ihren Einstiegslohnangeboten auf eine hochwertige Ausbildung reagieren. Wenn das ausbildende Unternehmen seinen Auszubildenden einen höheren Lohn als seine Konkurrenten bezahlt hat, wird dies durch den neuen Betrieb in Form eines signifikanten Lohnaufschlags honoriert. Der Grund ist, dass sich Hochlohnbetriebe in der Regel die besten Bewerber für ihre Ausbildung sichern konnten. Auch die typischerweise höherwertige Ausbildung in einem Großbetrieb ist den übernehmenden Betrieben einen Lohnaufschlag wert: Acht Prozent mehr Einstiegslohn erhalten Betriebswechsler aus Ausbildungsbetrieben mit mehr als 1.000 Beschäftigten im Vergleich zu Bewerbern aus Ausbildungsbetrieben mit weniger als 250 Beschäftigten. Wenn ein Ausbildungsunternehmen über einen Betriebsrat verfügt, wird dies als Garantie für die Einhaltung hoher Ausbildungsstandards gesehen und mit einem Lohnaufschlag von gut vier Prozent gewürdigt. Die Einstiegslöhne von Betriebswechslern sind schließlich signifikant höher, wenn relativ wenige Auszubildende in einem Ausbildungsbetrieb übernommen wurden. Eine niedrige betriebliche Übernahmequote bedeutet, dass auch relative gute Auszubildende den Ausbildungsbetrieb verlassen, selbst wenn der Ausbildungsbetrieb in der Regel die besten Auszubildenden an sich binden kann.

Die Datenbasis für die ZEW-Studie ist das verknüpfte Betriebs- und Beschäftigtenpanel des IAB (LIAB). Es wurden Bestimmungsgründe für die Einstiegslöhne für Fachkraftstellen von mehr als 4.000 Lehrlingsabsolventen, die direkt nach der Ausbildung den Betrieb gewechselt hatten, analysiert. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über die Jahre 2000 bis 2002.

Weitere Informationen unter:
http://www.zew.de/publikation6506

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution857

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW),
Gunter Grittmann, 11.04.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2012