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BERICHT/215: Wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2009 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 17. Dezember 2009

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2009 [1]


Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs. Im dritten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt preis-, kalender- und saisonbereinigt [2] um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Hierzu trugen insbesondere der Wiederaufbau der Lagerbestände und eine leichte Erholung der Investitionstätigkeit bei. Für das vierte Quartal deuten wichtige Konjunkturindikatoren auf eine weitere Stabilisierung der Wirtschaftsentwicklung hin. Diese dürfte allerdings schwächer ausfallen als in den Sommermonaten. An der positiven Grundtendenz der Gesamtwirtschaft ändert dies allerdings nichts. Die in die Zukunft weisenden Stimmungsindikatoren verbesserten sich bis zuletzt weiter. Die sich fortsetzende weltwirtschaftliche Erholung hat in den letzten Monaten insbesondere das Exportgeschäft belebt. Nach wie vor ist die weltwirtschaftliche Besserung allerdings auf die Impulse der expansiven Geld- und Fiskalpolitik angewiesen. Auch im Inland wirken die umfangreichen staatlichen Maßnahmen weiter stützend. Die Auftriebskräfte sind noch schwach und die Produktionskapazitäten bleiben stark unterausgelastet. Dies belastet die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Bisher halten sich die Beschäftigungsverluste aber in Grenzen. Positiv wirkt sich zudem aus, dass sich die Bedingungen an den internationalen Finanzmärkten insgesamt weiter verbesserten.

Nach einem kräftigen Anstieg im Vormonat hat die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Oktober einen Dämpfer erhalten. Sie ging preis- und saisonbereinigt um 1,8 % zurück. Die Aufwärtstendenz blieb aber erhalten (Dreimonatsvergleich: +3,0 %). Maßgeblich für den aktuellen Rückgang war die Einschränkung der Industrieproduktion um 1,6 %. Während die Vorleistungsgüterproduzenten ihren Ausstoß um 0,6 % erhöhten, vollzogen sich die Produktionsdrosselungen mehrheitlich im Investitionsgüterbereich (-3,5 %). Die Dreimonatstendenz der Industrieproduktion verläuft aber weiter deutlich aufwärts gerichtet (+3,6 %). Das Vorjahresniveau wird im Dreimonatsvergleich nunmehr arbeitstäglich bereinigt um 15,4 % unterschritten. Die Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen ist im Oktober ebenfalls erstmals wieder um preis- und saisonbereinigt 2,1 % zurückgegangen. Dies dürfte vor allem auf die Korrektur der zuletzt sehr hohen Zuwachsraten im Maschinenbau und in der Kraftfahrzeugbranche zurückzuführen sein. Zwar liegt auch die Nachfrage nach industriellen Gütern in der Dreimonatstendenz weiter deutlich im Plus (+5,6 %), die Dynamik hat sich allerdings abgeschwächt. Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe hellte sich im November weiter auf. Auch im vierten Quartal ist eine Produktionsausdehnung wahrscheinlich, wenngleich sie moderater ausfallen dürfte als im dritten Quartal.

Die Bauproduktion ging im Oktober erneut um preis- und saisonbereinigt 2,4 % zurück. Die Dreimonatstendenz blieb aber auch hier weiter positiv (+1,0 %). Dabei entwickelte sich der Tiefbau angesichts der Infrastrukturmaßnahmen der staatlichen Konjunkturprogramme bis zuletzt etwas günstiger als der Hochbau. Ihr Vorjahresniveau übertraf die Bauproduktion im Dreimonatsvergleich um 1,6 %. Die Nachfrage im Bauhauptgewerbe fiel im September erneut recht kräftig um preis- und saisonbereinigt 5,9 %. In der Tendenz weist sie aber weiter nach oben (Dreimonatsvergleich: +1,2 %). Zwar blieb das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe stark eingetrübt, die staatlichen Infrastrukturmaßnahmen sprechen aber für gewisse Impulse bei der Bautätigkeit in den kommenden Monaten.

Die privaten Konsumausgaben, die sich im ersten Halbjahr 2009 noch als merkliche Stütze für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung erwiesen, schwächten sich im dritten Quartal um preis- und saisonbereinigt 0,9 % ab. Auch für das vierte Quartal kann nicht von einer Erholung ausgegangen werden. Das Umsatzvolumen im Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) stagnierte im Oktober (+0,0 %) und die längerfristige Tendenz ist abwärts gerichtet (Dreimonatsvergleich: -0,8 %). Zudem büßte der Handel mit Kraftfahrzeugen im Zuge der ausgelaufenen Pkw-Umweltprämie bis zuletzt ein. Eine Belastung dürften auch die noch zu erwartenden Beschäftigungsverluste darstellen, wenngleich sich die aktuelle Arbeitsmarktlage als robuster erweist, als zuvor unterstellt.

Die Exporttätigkeit hat sich angesichts der weltwirtschaftlichen Erholung deutlich belebt. Ausgehend vom ausgesprochen niedrigen Niveau konnten die Warenausfuhren im dritten Quartal erstmals wieder deutlich zulegen, und auch im Oktober stiegen sie weiter um saisonbereinigt 2,5 % an. Mit -15,9 % (Ursprungswerte) lagen die Ausfuhren zuletzt aber noch weit unter dem Niveau des Vorjahres. Die nominalen Warenimporte gingen zuletzt im Oktober - nach dem kräftigen Anstieg im dritten Quartal - um 2,4 % zurück. Die weiteren außenwirtschaftlichen Perspektiven haben sich angesichts der Erholung der Weltwirtschaft aufgehellt. Dies wird durch die tendenziell aufwärts gerichtete Auslandsnachfrage nach Industriegütern und die noch optimistischeren Exporterwartungen der Unternehmen bestätigt.

Der Arbeitsmarkt erwies sich angesichts des zurückliegenden Konjunktureinbruchs bisher als widerstandsfähig. Eine hohe Arbeitszeitflexibilität war dabei ebenso ausschlaggebend wie die Entlastung durch die Kurzarbeiterregelungen. Auch im Oktober fiel der Beschäftigungsrückgang mit saisonbereinigt -13.000 Personen (Inlandskonzept) moderat aus.. Nach den Ursprungszahlen gab es 40,70 Mio. Erwerbstätige und damit 145.000 weniger als vor einem Jahr. Die registrierte Arbeitslosigkeit ging in den vergangenen Monaten saisonbereinigt sogar leicht zurück, zuletzt im November um 7.000 Personen. Hierbei spielten allerdings auch Sondereffekte infolge der Neuausrichtung des arbeitsmarktpolitischen Instrumentariums eine Rolle. Gegenüber dem Vorjahr lag die Zahl der Arbeitslosen zuletzt mit 3,215 Mio. um 227.000 höher. Die Arbeitslosenquote ging leicht auf 7,6 % zurück. In den kommenden Monaten ist angesichts der nach wie vor auf den Arbeitsmarkt wirkenden Belastungsfaktoren von einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen auszugehen.

Die Preisentwicklung verläuft nach wie vor auf allen Absatzstufen äußerst gedämpft. Die Verbraucherpreise lagen im November nur leicht über dem Vorjahresniveau (+0,4 %). Die Preisrückgänge bei Energie und Nahrungsmitteln übten nach wie vor einen - wenn auch weniger starken - dämpfenden Einfluss auf die Teuerungsrate aus. Die Kerninflationsrate - ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel - verblieb bei gleichfalls niedrigen +1,0 %. Gegenüber dem Vormonat nahmen die Verbraucherpreise im November wieder leicht um 0,1 % ab.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Januar-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe wird Mitte der 52. Woche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 16. Dezember 2009 vorlagen.

[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.

Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Dezember 2009
PDF: 18,3 KB
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/A/ausgewaehlte-daten-zur-wirtschaftlichen-lage-dezember- 2009,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf


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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 17. Dezember 2009
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2009